Hinterhalt am Schwarzen Fels
Bullen?«
Smith-Usher deutete zum Fernsehgerät.
»Offiziell noch gar nichts.
Alles sei rätselhaft. Der TV-Reporter vermutet einen Halloween-Spaß ehemaliger
Schüler. Einen vorgezogenen Spaß, denn Halloween ist ja erst in sechs Wochen.«
»Hauptsache, sie denken sich
nicht das Richtige. Aber das ist wohl nicht zu befürchten.«
12.
Knock-out auf der Waldwiese
Tims Atem ging ruhig. Die
Anstrengung war ihm nicht anzumerken — die Wucht, mit der er seine Kampftechnik
umgesetzt hatte. Eine wirbelnde Körperdrehung, und der Drehtritt traf den
Hakennasigen, der sich tückisch von hinten angepirscht hatte, voll unters Kinn.
Aus derselben Bewegung leitete der TKKG-Häuptling über in einen Ellbogenstoß,
wobei er sich duckte. Es war in letzter Sekunde, denn Leo krümmte schon die
Griffel, um Tim zu packen. Aber der hammerharte Stoß landete exakt auf der —
von Rippenspeck nur unzureichend geschützten — Leber.
Leo ächzte einen Laut aus dem
Schlund wie ein sterbendes Nilpferd und sank seitlich ins Gras.
Zusammengekrümmt blieb er liegen.
Tim hatte sich sofort zu dem
Hakennasigen umgedreht, aber dessen Kurzzeitkoma hielt an.
»Super!«, meinte Klößchen. »Nun
hau dem Landres noch eine rein. Hendrik kriegt einen Tritt.«
»Willi!«, zischte Gaby.
Die Rechte des Leibwächters lag
an der Pistole.
Tim säuberte sich symbolisch
die Hände, tastete dann Leos Taschen ab und fand ein Portmonee, in dem auch
Führerschein und Ausweis steckten.
»Er heißt Leo Kunze, ist 30 und
aus unserer Stadt.«
»Sieh einer an!«, meinte Karl.
»Wenn das ein Zufall ist, bin ich der Grüne Ritter.«
Tim beugte sich über Hakennase
und nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass Landres seinem Schützling auf die Beine
half. Hendriks Backe glühte und schwoll immer noch an.
Hakennase hatte eine
Brieftasche aus Schlangenleder, vermutlich Python, mit Papieren auf den Namen
Arthur Livinski und einem Bündel Geld, nämlich zehn 50-Euro-Scheinen — wie Tim
zählte. Der TKKG-Häuptling stutzte, sah dann noch mal in Leo Kunzes Portmonee
nach und zählte dessen Geld.
»Beide haben 500 Euro in neuen
Scheinen. Riecht nach Prämie, wie? Kopfgeld für... ja, für wen denn?, frage ich
mich. Auf mich jedenfalls sind sie losgegangen — total grundlos. Hallo,
Landres! Soll ich jetzt beleidigt sein, weil ich nur einen Tausender wert bin?
Aber wahrscheinlich ist es erst die Anzahlung. Richtig?«
»Was? Was quasselst du?«
»Andere Frage: Kennen Sie die
beiden?«
»Nein! Aber mit dir rede ich
nicht. Und damit du’s schon mal weißt: Die Anzeige kriegst du. Wegen
gefährlicher Körperverletzung. Hendrik ist Zeuge. Und die beiden da auch.«
»Prachtvolle Zeugen!«
»Mit dir rede ich nicht, du
Mistkerl.«
»Gaby, Karl, Willi, Rebi — er
hat mich beleidigt. Ihr seid Zeugen.« Tim hob seine Baseballmütze auf, die er
beim Fighten verloren hatte. Auf dem Schirm kletterten zwei Waldameisen herum,
die er vorsichtig wegpustete. »Hendrik, ich bin überzeugt davon, dass du über
deinen Gorilla diese beiden Schlägertypen für mich bestellt hast. Wenn sich das
bewahrheitet, kannst du abwandern auf ‘ne Privatpenne für verhaltensgestörte
Neureich-Fratzen. Wird deinem Fast-Food-Papa nicht gefallen. Aber zu uns
gehörst du nicht. Und falls dein Gorilla dir das eingeflüstert hat, solltest du
ihn feuern.«
»Mit dir geht wohl die Fantasie
durch, Rambo?«, knurrte Landres. »Aber mit dir rede ich ja nicht.«
»Hoffentlich!«, nickte Tim. Und
zu seinen Freunden: »Amigos, wir haben noch was vor. Auf geht’s.«
Zu fünft stiefelten sie über
die Lichtung zur anderen Seite, wo sich der Weg fortsetzte.
Rebecca war aufgewühlt, ihr
Teint jetzt blasser als die Magermilch von gestern und der Mund zitterte etwas.
Als Einzige sah sie sich um und stellte fest, dass Leo und Hakennase wieder zu
sich fanden. Sie lagen nicht mehr, sie saßen jetzt im Gras, ließen aber die
Köpfe hängen und stützten sich ab mit den Armen.
»Es ist ungeheuerlich«, sagte
Gaby. »Und ich glaube, du hast Recht, Tim.«
»Aber wir können es nicht
beweisen, Pfote. Um von den Schlägern eine wahrheitsgemäße Aussage zu kriegen,
müsste man Gewalt anwenden. Und das geht nicht. Also — wir rühren da nicht
weiter drin rum.«
»Aber du wirst es doch dem Jörg
verklickern«, rief Klößchen.
Tim schüttelte den Kopf. »Wozu?
Es bringt nichts. Dass Landres mich anzeigt, glaube ich erst, wenn ich’s höre.
Wenn ich unseren Lehrer nun mit der Sache behellige, ist die
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