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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Zimmer glich allen anderen,
diesmal mit zwei Betten und den dazugehörenden Schränken.
    Tim schloss die Tür hinter
sich. Der erste Schrank enthielt Hendriks voluminösen Rucksack, der jetzt ohne
Inhalt im untersten Fach lag neben ledernen Hauspatschen und eleganten
Slippern, für die es hier keine Verwendung gab.
    Tim überprüfte die eingeräumten
Klamotten, ohne etwas anzurühren, setzte auch schnuppernd die Nase ein, denn
eine tote Taube ist sicherlich nicht frei von Geruch. Aber er fand nichts.
    Schritte auf dem Flur. Tim
hielt den Atem an. Aber die Schritte führten vorbei.
    Landres’ geöffneter Schrank bot
auf den ersten Blick ein ähnliches Bild. Allerdings bestand das Gepäck des
Leibwächters aus einer großen Reisetasche. Ein teures Stück, ganz aus Leder,
mit umlaufendem Reißverschluss. Er besaß zwei Schieber, die sich an der
Vorderseite trafen und ringförmige Ösen hatten, die man übereinander schieben
konnte. Ein winziges Vorhängeschloss war durch beide Ösen geführt und
eingerastet.

    Verschlossen.
    Hm! Tim starrte die Tasche an,
dann nahm er sie vorsichtig heraus.
    Das schwarze Leder war weich,
ließ sich knautschen. Tim befühlte die Tasche von allen Seiten.
    Leer — bis auf... Der
Gegenstand fühlte sich an wie eine Brieftasche.
    Tim prüfte das Schloss. Es
erfüllte seinen Zweck, war aber kein wirkliches Hindernis, sondern simpelste
Konstruktion.
    Tim, technisch versiert ( bewandert ),
bastelt oft zusammen mit Karl, was dann zu kleinen Wettbewerben wird. Alte
Uhren, Tür- und Sicherheitsschlösser, Radios, mechanisches Kinderspielzeug, mit
Konfetti gefüllte Zeitzünderbomben, Modellflugzeuge, Tretkurbellager am Bike sowie
die Radnaben vorn und hinten — werden zerlegt und wieder zusammengebaut. Wer
kann’s schneller?
    Ein Werkzeug!, dachte Tim. Und
ihm fiel’s auch schon ein. Er lief über den Flur in seine Bude, hatte sich an
die stählerne Büroklammer in seinem Schreibetui erinnert - und kam mit ihr
zurück.
    Es dauerte dann doch etwas
länger, bis das kleine Vorhängeschloss geöffnet war; aber das Knacken gelang
ohne Beschädigung.
    Es war keine Brieftasche,
sondern ein ebenfalls lederner Terminkalender, groß und dick wie ein 30-Euro-Buch.
Edle Ausführung, bestimmt selten anzutreffen bei einem Bodyguard,
maßgeschneidert aber für Vorstandsmitglieder und Führungskräfte globaler
Konzerne oder anderer Ausbeutervereine.
    Ringbuch-Jahresübersicht,
Monatsplan, Tageskalender mit etwas weniger Notizraum für den Sonntag, Ausblick
aufs nächste Jahr, zusammenfaltbare Weltkarte, Telefonvorwahlnummern
international, Adressenverzeichnis, Spesenverzeichnis, private Notizen — alles
war vorhanden und von bestem Papier.
    Auf der inneren Frontseite waren
Fächer für Kreditkarten. Landres besaß fünf: drei in Gold, zwei in Platin. Kaum
zu glauben!
    Tim blätterte.
    Der Terminer war nahezu leer.
Bis auf die erste Seite vom Adressenverzeichnis.
    Eine Rufnummer, dahinter in
Klammern (B); eine Handynummer, ebenfalls zu B gehörig; drei Telefonnummern,
hinter einer in Klammern (L); auch L hatte eine Handynummer; die letzte
Handynummer war (W) zugeordnet.
    Tim musste wieder in seine
Bude, um Papier und Kugelschreiber zu holen. Er notierte sich alles, legte den
Terminer in die Tasche zurück und verschloss sie wie gehabt. Die Tasche wurde
in den Schrank gestellt.
    Bevor sich Tim auf den Rückweg
machte, trat er noch schnell in den Toilettenraum — nur der Form halber. In
einer der Klokabinen wurde in diesem Moment die Spülung betätigt.
    »Da liegt sie ja«, brüllte Tim.
»So ein Glück! Da liegt sie tatsächlich.«
    Er lief zum letzten der vier
Waschbecken und zog gleichzeitig die Uhr aus der Hosentasche.
    Ein junger Mann, einer der
Einzeltouristen, kam aus der Kabine. »Was ist denn los?«
    »Meine Uhr!« Tim schwenkte sie
und strahlte von Ohr zu Ohr. »Sie ist noch da. Hab sie vorhin hier liegen
gelassen — beim Händewaschen. Hier auf dem Rand. Ist aus Gold und Stahl und
irrt sich pro Woche nur um zwei Sekunden. Um die geht sie dann vor.«
    Der Mann starrte Tims Uhr an,
die jetzt aufs Handgelenk geschoben wurde. »Und die lag dort?«
    »Sage ich doch.«
    »Ich muss blind sein. Am Becken
daneben habe ich mir die Hände gewaschen und nichts bemerkt.«
    »Wahrscheinlich waren Sie voll
auf Ihre Vorderhufe fixiert«, grinste Tim. »Schönen Tag noch. Ich muss zu den
Wölfen.«
    Er eilte hinaus.

14. Was
begehren Frauen am meisten?
     
    Als Tim zu seinen Freunden
stieß, stand die 9b an dem

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