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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Stirn.
    »Verstehe.«
    Karl grinste. »Das
psychologische Feingefühl unseres Häuptlings. Die Rambos von der Waldwiese
würden’s nicht glauben.«
    »Den schwarzen Gürtel haben«,
erwiderte Tim, »den ich leider erst in zwei Jahren kriege, und in die Seele
gucken sind keine Gegensätze.«
    »Von welchen Gegensätzen redet
ihr?«, fragte Gaby und kam mit Rebi herein. »Habt ihr übrigens schon bemerkt:
Die Knalltüten sind abgereist.«
    »Davon reden wir gerade«,
nickte Klößchen. »Tim meint, ihr hättet keinen Bock drauf, dort einzuziehen,
weil die schon drin waren.«
    »Womit Tim richtig liegt«,
nickte Gaby. »Jungs, es ist gleich halb vier. Im Speisesaal gibt es Tee und
Imbiss. Danach will der Jörg mit uns noch zum Wildgehege. Zu den Wölfen. Ist
ein Riesengelände. Und nicht weit von hier — sagt er.«
    »Etwa zehn Minuten«, sagte
Karl, der seine Keltenland-Karte genau studiert hatte.
    Der Speisesaal war groß, hell
und gemütlich. Außer der 9b hatten Einzeltouristen und eine 8. Klasse aus
Niedersachsen die Jugendherberge belegt. Getäfelt wurde an langen Tischen.
Rotbusch- und Mate-Tee standen in großen Kannen bereit. Außerdem gab’s Körbe
voller Semmeln und auf einer langen Anrichte portionsweise abgepackte Butter
sowie unendlich viele Gläser mit selbst gemachter Marmelade.
    Udo Messner, der Herbergsvater,
lud gerade ein Tablett mit noch mehr Marmelade ab und erklärte, alles habe
seine Frau hergestellt.
    »Marmeladen und Gelees — das
ist ihre Leidenschaft«, erzählte er schmunzelnd. »Und euch kommt es zugute.
Alle Früchte sind selbst geerntet: Erdbeeren, Blaubeeren, Himbeeren, die Äpfel,
die Kirschen. Ganz lecker ist das Pflaumenmus. Meine Frau bereitet sogar eine
Nusscreme mit schokoladigem Geschmack. Die ist dort in den braunen Gläsern.«
    »Wird sicherlich mein Favorit«,
freute sich Klößchen.
    Jörg Midler und die
Schülermutter Tanja Hesse saßen am Endes des Tisches. Zufällig beobachtete Tim,
wie »der Jörg« seine Mitarbeiterin bediente, brachte ihr nämlich nicht nur
Brot, Butter und Gelee an den Platz, sondern schnitt auch zwei Semmeln für sie
auf, die er dann bestrich.
    Tim verlegte sein Grinsen nach
innen. Midler hob den Kopf und ihre Blicke trafen sich. Verstehen auf beiden
Seiten und vier Mundwinkel zuckten. Dann hob Midler eine Braue, was wohl hieß:
Und du? Muss Gaby alles selber machen? Worauf Tim seine Alternative (andere
Wahl) vorführte, nämlich auf die prächtige Heckenrose deutete, die sich
Gaby in die blaue Schleife am Pferdeschwanz gesteckt hatte. Midler grinste und
nickte.
    »Heh, Häuptling!«, sagte Gaby.
»Fummelst du an meiner Frisur rum?«
    »Ich habe nur die Rose
gestreichelt.«
    Gaby senkte die Stimme. »Hast
du schon geschnüffelt?«
    »An der Rose?«
    »Blödmann! Im Gepäck! Nach dem
Behältnis für den Taubentransport.«
    »Ging nicht. Die beiden waren
im Zimmer. Und unsere abgereisten Nachbarn haben ihren Abfallkorb geleert.«
    »Du verzichtest?«
    Tim schüttelte den Kopf.
»Nachher.«
    Fünf Minuten später war
Abmarsch von der Jugendherberge. Klößchen hatte sich mit zusätzlicher
Wegzehrung versorgt. Zwei große Nusscreme-Semmeln beulten seine Hosentaschen
aus.
    Tim trug keine Armbanduhr. Das
linke Handgelenk war nackt. Nur er wusste, dass die Uhr in seiner Tasche
steckte.
    Nach acht Minuten Fußmarsch —
der Geruch der Wölfe hing schon in der Waldluft — meinte Tim: »So ein Mist!
Jetzt habe ich doch... Klar! Auf dem Waschbecken.«
    Er kniff ein Auge zu für Gaby
und rannte nach vorn zu Dr. Midler.
    »Herr Doktor! Ich habe meine
Uhr verloren. Das heißt, ich glaube, ich weiß, wo sie ist. Auf dem Männer-WC.
Beim Händewaschen habe ich sie abgenommen und aufs Waschbecken gelegt. Darf ich
mich abmelden, ja? Ich flitze zurück. Ist ein teurer Zeitmesser. Und auch
Herbergen haben ja heutzutage eine sehr gemischte Gästeschar.«
    Midler nickte. »Saus los!«
    »Hoffentlich hat sie niemand
genommen«, rief Tanja Hesse besorgt.
    Tim — schon im Abflug — sagte:
»Trotz gegenteiliger Erfahrung — ich glaube an die Ehrlichkeit der Menschen.«
    Er rannte zurück. Ich habe leicht
reden, dachte er. Der einzige Lügner bin ich.
    In der Jugendherberge war jetzt
wenig Betrieb. Tim lief ins Obergeschoss. Das WC ließ er links liegen. Niemand
war im Flur. Die meisten Türen standen offen, die zu der
Landres-Hendrik-Behausung war geschlossen. Aber Tim klopfte nicht an, wusste er
doch, wo sich die beiden befanden: beim Wolfsgehege, inmitten der 9b.
    Das

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