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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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brennendes Pech, sondern auch
Verantwortung. Denn mit offnem Feuer im Wald muss man vorsichtig umgehen. Wir
wollen keinen Waldbrand verursachen. Eine Fackel nehme ich. Die anderen werden
bitte übernommen von Tim, Gabriel, Karl und Kevin. Wir brechen auf, sobald es
dunkel ist — so gegen 20:30 Uhr. Unser Ziel ist der Schwarze Fels. Die
Entfernung beträgt etwa fünf Kilometer. Wegen der Dunkelheit müssen wir mehr
als eine Stunde Gehzeit rechnen. Im Wald sind wir still. Die Tierstimmen werden
uns unterhalten. Am Schwarzen Fels mündet übrigens eine Forststraße. Dort ist
auch der einzige Parkplatz für Wanderer im Keltenland. Aber dass wir nachts
organisierten Gruppen begegnen, ist nicht zu befürchten.«
    »Hat es mit dem Schwarzen Fels
was auf sich«, fragte Klößchen, »außer dass ihm die Buntheit fehlt?«
    »Gut, dass du fragst, Willi«,
nickte Midler. »In diesem Monolithen, diesem Felsgebilde, vermeint man eine
Fratze zu sehen, die hexenartigen Gesichtszüge von Ragnell. Auch eine Gestalt
aus der keltischen Mythologie. Ragnell war keine wirkliche Hexe, sondern nur in
eine solche verwandelt worden. Potthässlich. Aber sie half Gawain — dem Neffen
und Erben von König Artus — , die Antwort auf ein Rätsel zu finden, das Artus
gestellt wurde. Nämlich: Was begehren Frauen am meisten?«
    Einige Jungs grinsten. Einige
Mädchen kicherten.
    »Abgemacht zwischen ihr und
Gawain war«, fuhr Midler fort, »dass die beiden heiraten würden, um die
richtige Antwort zu finden. So geschah es. Und als Gawain in der Hochzeitsnacht
die hässliche Ragnell küsste, verwandelte sie sich in eine wunderschöne Frau.
Aber die Sache lief nicht wie im Froschkönig-Märchen, sondern hatte einen
entscheidenden Haken. Die nunmehr schöne Ragnell erklärte nämlich ihrem Gemahl,
dass er sie entweder tagsüber schön und nachts hässlich oder tags hässlich und
nachts schön haben könne. Gawain, der vermutlich weder Lerche — also
Morgenmensch — noch Eule — also Nachtmensch — war, konnte sich nicht
entscheiden und bat sie, die Entscheidung selbst zu treffen. Wie das ausging,
ist nicht bekannt, wohl aber, dass Gawain nun die wahre Antwort auf die
Rätselfrage, was Frauen am meisten begehren, gefunden hatte. Nämlich: Frauen
begehren die Eigenständigkeit, die Erfüllung ihres eigenen Willens.«
    »Wie wahr«, rief Gaby. »Das ist
ja ausgefeilte Psychologie. In Ragnell sehe ich die erste Emanze. Und das vor
mehr als 1200 Jahren.«
    »Da soll sich mal die... die...
Wie heißt noch schnell die Chefemanze unserer Zeit?«, überlegte Klößchen,
»nichts einbilden. Die... Malice Weisser. Ja, richtig. Alles schon mal da
gewesen.«
    Midler lachte. Auf Tims Frage,
ob die Hochzeit der Sagengestalten hier stattgefunden hätte, wusste er keine
Antwort.
    Keltenland, dachte der
TKKG-Häuptling, ist hinsichtlich der Mythologie kein historischer Boden,
sondern nur als Kopie zu verstehen, als Gedenkstätte cooler und heißer Storys,
die sich damals in Britannien und Irland abgespielt haben. Aber der Sinngehalt
von Sagen und Märchen ist ja nicht ortsgebunden. Die böse Stiefmutter von
Aschenputtel gibt’s überall auf der Welt — und den bösen Wolf sowieso, wenngleich
er in Sumatra vermutlich als Krokodil auftritt.

15. Laura
und Paola
     
    Nach dem Abendessen hatte die
9b frei — jedenfalls bis 20:30 Uhr. Dann sollten sich alle vor dem Eingang
einfinden — zum Start der Nachtwanderung. Wer wollte, konnte vorher etwas
schlafen. Aber für TKKG war das kein Thema; und auch Rebecca, die bis jetzt gut
durchgehalten hatte, wollte dabei sein.
    Zu fünft versammelten sie sich
in der Bude der Jungs. Tim schloss die Tür. Dann berichtete er von seiner
Schnüffelei bei Landres und Hendrik.
    »Einen Beweis für den Transport
der toten Taube habe ich also nicht gefunden. Was mich wundert, sind die fünf
Kreditkarten. Sehr ungewöhnlich für einen — vergleichsweise — kleinen
Gehaltsempfänger. Ich vermute, Landres hat noch andere Eisen im Feuer — was ihm
klotzig Kohle einbringt. Und das sind bestimmt lichtscheue Tätigkeiten. Womit
ich keinen Nebenerwerb als Nachtwächter meine.«
    »Warum hat er seinen Terminer
eingeschlossen?«, überlegte Karl. »Wegen der Telefonnummern? Oder weil’s ein so
schönes Ding ist, das man klauen könnte?«
    »Ein echter Dieb«, wusste
Klößchen, »würde gleich die ganze Tasche mitnehmen. Denn die ist ja wohl auch
vom Feinsten, wie Tim sagt.«
    Gaby widersprach. »Einen
Terminer trägt man locker unter der

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