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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Deshalb«, Tim klatschte seine K.o.-Faust in die linke
Handfläche, »müssen wir ihm helfen. Unmittelbarer Kontakt ist angesagt. Und
zwar sofort.«
    »Häh?«, machte Klößchen.
    »Du meinst...«, Karl sprach
nicht zu Ende.
    »Telefonisch oder direkt?«,
fragte Gaby.
    »Direkt. Weil zu umfangreich
für eine Fernsülzerei. Zu heikel für die Anonymität des Telefons. Außerdem,
Amigos«, Tim überlegte sich die Formulierung genau, wollte nämlich Gabys Vater
nicht nennen, »müssen wir alle Offiziellen außen vor lassen. Draußen halten!
Nicht auch noch in Gewissensnöte stürzen.«
    »Du meinst meinen Papi«, machte
ihm Gaby einen Strich durch die Rechnung.
    Tim nickte.
    »Wieso stürzt er in
Gewissensnöte?«, fragte Klößchen.
    »Weil er als hoher ermittelnder
Kriminalbeamter dem Staat verpflichtet ist«, erklärte Tim. »Gabys Vater hat
einen Diensteid geleistet. Bei manchen Entscheidungen sind ihm die Hände
gebunden. Wir haben schon aufgezeigt, dass Vorschrift und Menschlichkeit da
nicht immer zusammengehen. Deshalb werden wir Gabys Vater nicht informieren.
Ich jedenfalls nehm’s auf meine Kappe. Wir wissen noch nicht, was wir tun
werden. Aber Rebeccas Freilassung steht an erster Stelle. Und wenn nichts
anderes geht, würde ich dafür auch drei einsitzende Terroristen durch die Hintertür
rauslassen.«

22. Ein
verzweifelter Vater
     
    Die Bahnverbindung nach
Knaasbergen war unter allem Elend. Viermal Umsteigen. Personennahverkehr mit
Regionalzügen. Schmuddelige Abteile, Toiletten von der Größe eines
Überseekoffers. 80 Minuten Fahrzeit. Auch die zweite Klasse war teuer. Beim
dritten Umsteigen blieben ganze zwei Minuten für die Strecke von Gleis zwei zu
Gleis neun, Treppe runter, durch eine lange Unterführung, Treppe hoch. Klößchen
schimpfte wie ein Rohrspatz.
    Um 16:55 Uhr kamen sie an.
    Der mächtige Gebäudekomplex der
Strafvollzugsanstalt — des Zuchthauses, wie man früher gesagt hat — war schon
von weitem zu sehen. Grauer Beton, bedrohlich, trist.
    »Das Strandhotel Miramare in
Azzaruzzo ist mir lieber«, meinte Klößchen. »Hier möchte ich nie landen.«
    »Dann mach mal immer schön
deine Hausaufgaben«, gab Karl die Richtung an.
    Der Ort Knaasbergen war nur
eine Ansammlung bescheidener Siedlungshäuser. Lediglich die Langsasses wohnten
exklusiver: fünf Autominuten außerhalb, hinter einem Wäldchen, das den Blick
auf die Strafanstalt verstellte und nur aus Nadelbäumen bestand — also auch
winters blickdicht ist.
    Gaby war mit Rebecca einmal
hier gewesen, kannte nicht nur den Weg, sondern auch Rebis Eltern und hatte
telefonisch die Anmeldung übernommen.
    »Es ist ganz, ganz wichtig,
Herr Langsasse. Wir müssen Sie sprechen. Es geht um Rebecca. Wir haben da
etwas. Nur wir haben das rausgefunden. Aber wir können nur mit Ihnen darüber
reden. Passt es gegen 17 Uhr? Bei Ihnen?«
    TKKG schritten flott. Hinter
dem Wäldchen entdeckten sie ein Landhaus mit umzäuntem Garten. Die eine Hälfte
war ein Blumenmeer, in der anderen gedieh Bio-Gemüse.
    Dr. Langsasse hatte TKKG schon
durchs Fenster gesehen und stand an der Haustür — ein großer, kerniger
Mittvierziger, der trotz Stirnglatze jünger wirkte. Man merkte ihm an, dass er
täglich joggte. Jetzt trug er Jeans und Baumwollhemd. Seine Miene war ernst,
fast ausdruckslos. Die zusammengepressten Lippen sahen kaum noch wie ein Mund
aus.
    Gaby wurde herzlich begrüßt.
Sie stellte die Jungs vor.
    »Meine Frau ist leider nicht
da«, sagte Langsasse. »Im Krankenhaus. Der Schock war zu groß. Jetzt ist sie in
guter Obhut. Ich könnte das hier nicht für sie tun.«
    Im gemütlichen Wohnzimmer bot
er Mineralwasser an. Dann war Tim an der Reihe. Er berichtete, ließ nichts aus,
legte die Fakten auf den Tisch, sprach alle Vermutungen aus und alle
Schlussfolgerungen. Erörterte auch, weshalb sie Gabys Vater nicht einschalten,
sondern im Geheimen agieren wollten.
    »Daran, dass der Bodyguard Jens
Landres ein drahtziehender Handlanger der HDE-Psychos ist«, sagte Tim, »besteht
kein Zweifel mehr. Denn ein Ding setzt allem die Krone auf. Wir haben, bevor
wir hierher fuhren, auch die mit W markierte Handynummer angerufen. Der
Teilnehmer meldete sich — allerdings nur mit einem ›Ja? Hallo?‹. Trotzdem habe
ich die Stimme erkannt, und ich dachte, mir zieht’s die Schuhsohlen weg. Es war
— ich schwöre es — die Stimme des Anführers. Die ist hier gespeichert.« Tim
fasste an sein linkes Ohr. »Die würde ich aus ‘nem Männerchor raushören.

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