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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Sie verlor kein Wort über sein verändertes Aussehen, sondern hielt nur ihre Hand auf. Er zählte fünftausend Dollar ab, steckte sie dann aber in einen wattierten Umschlag, der an sie adressiert und bereits frankiert war. Er wusste, dass sie besessen war von der Gier nach Geld, und das wollte er noch anstacheln. »Da an der Ecke ist ein Briefkasten.«
    Sie hielt, er stieg aus und warf den Umschlag ein. Als er wieder im Wagen saß, sagte sie: »Sie schulden mir noch sechstausend. Die will ich jetzt.«
    »Denken Sie mal nach«, sagte Wyatt. »Man wird uns filzen, so lautet die Vorschrift. Wollen Sie, dass die sechstausend Dollar in Ihrem Büstenhalter oder im Handschuhfach finden?« Er zog einen zweiten Umschlag heraus, ebenfalls frankiert, doch ohne Anschrift. Er steckte das restliche Geld hinein und verstaute den Umschlag wieder in der alten Schulmappe. »Wir sind an einem Punkt, wo wir uns gegenseitig vertrauen müssen. Wenn Sie versuchen, irgendjemand im Knast zu informieren, werde ich die Bullen bitten, sich morgen mal um Ihre Post zu kümmern. Läuft alles glatt, werfe ich den Umschlag ein, sobald wir draußen sind.«
    »Sie halten sich für besonders clever.«
    Das war alles, was sie dazu sagte. Um fünf vor eins waren sie an der Haftanstalt, pünktlich zum Schichtwechsel des Wachpersonals. Er steckte Van Fleets Autoschlüssel in die Schulmappe und deponierte seine Waffe unter dem Fahrersitz ihres Wagens. Sie trug ihn in eine Liste ein und er bekam einen Besucherausweis, den er sich ans Hemd stecken musste. Dann mussten sie ihre Taschen abgeben, schritten nacheinander durch den Metalldetektor und erhielten ihre Taschen zurück. An der Panzerglastür ertönte ein lautes Summen, und Wyatt war drin.
    »Zur Bibliothek«, sagte Van Fleet knapp.
    Mit wippendem Schritt ging Wyatt durch die Gänge. Die Kappe hatte er lässig verkehrt herum aufgesetzt. An einigen Stellen hing ein Aushang, der auf einen Workshop in der Gefängnisbibliothek hinwies, der Punkt ein Uhr heute Mittag beginnen sollte. Er hoffte, dass Anna ihren Teil erledigt hatte.
    Die Bibliothek war ein großer, heller Glaskasten am Ende des Korridors. Die Bücher in den grauen Metallregalen hatten verschiedenfarbige Buchrücken, je nach Sachgebiet. Gelb — Belletristik — dominierte und das meiste hiervon waren Fantasyromane. Drei lange Lesetische und ein Paar PCs vervollständigten das Bild. Zwischen den Regalen waren mit Tesafilm Poster und Buchankündigungen an die Glasscheiben geklebt. Der Raum war nicht leer. Anna Reid saß an einem Tisch mit einer forsch wirkenden Frau, auf deren Schild am Revers ›Bildungsbeauftragte‹ stand. »Hoffentlich kommen noch ein paar Frauen, die Ankündigung kam so kurzfristig. Wäre doch schade«, sagte sie bedauernd.
    Wyatt grinste sie nonchalant an. »Daran bin ich gewöhnt«, meinte er.
    »Also dann. Überlassen wir Sie Ihrem wichtigen Tun. Es ist Zeit für meine Mittagspause.«
    Ein amüsierter Seitenblick auf Wyatt und ein knappes Nicken mit dem Kopf Richtung Van Fleet, und schon war sie hinausgeeilt. Kurz darauf schlüpften drei Insassinnen in den Raum. Annas Freundinnen. Sie schienen etwas nervös, grinsten und waren offensichtlich mächtig gespannt auf Wyatt. »Auf solche Typen stehst du also«, feixte die eine.
    Plötzlich ging alles sehr schnell. Eine energische Frau nickte ihm zu und postierte sich an der Eingangstür. Ihr Job war es, all denjenigen die Sache auszureden, die die Ankündigung des Workshops für bare Münze genommen hatten. Wyatt spürte, wie ihre dunklen Augen ihn musterten, ihn buchstäblich durchleuchteten. Als Mann war er für sie nicht interessant, anders hingegen sein Leben, seine ständige Gratwanderung.
    Die beiden anderen nahmen sich Van Fleet zur Brust und zerrten sie hinter ein Bücherregal. Er hörte die Geräusche hastigen Entkleidens, das Rascheln von Stoff. Kaum fünf Minuten hatten die Frauen gebraucht, um Anna in Van Fleets Kleider zu stecken, ihr eine Perücke überzustülpen, Make-up aufs Gesicht zu kleistern und die Brille aufzusetzen.
    Sie stand vor ihm, Van Fleets Aktentasche und Klemmbrett in der Hand, und sah aus wie deren Doppelgängerin. Van Fleet lag unterdessen gefesselt und geknebelt hinter dem Bücherregal. Die drei Frauen verabschiedeten sich. Beim Hinausgehen berührten sie Anna leicht am Arm oder an der Schulter und die, die Wache geschoben hatte, sagte: »Schick uns ’ne Postkarte.« Wyatt ignorierten sie völlig.
    Wyatt folgte Anna zum Haupttor. Es war zehn

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