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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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und tut, wie ihm geheißen.

    Wenn ich das Bewusstsein verliere, träume ich tatsächlich ein bisschen. Vor allem von Sofia Delano, was nicht verwunderlich ist, da zwischen uns genug sexuelle Spannung herrscht, um einen Getränkekühlschrank mit Strom zu versorgen.
    Der Vorfall, der mir in den Sinn kommt, sagt einiges aus über mich und meine vielfältigen Unsicherheiten. Ich bin in meiner alten Wohnung, direkt unter der von Sofia, und ich komme aus der Dusche, sie steht in Gymnastikklamotten vor mir, und mein Handtuch baumelt an ihrem Finger.
    »Oh Baby«, sagt sie, ihre Stimme nach jahrelangem Genuss von Jameson und Marlboro supersinnlich. »Du siehst gut aus.«
    Ich habe nicht das Gefühl, gut auszusehen, noch nie gehabt. Aber in meinem Bad steht eine Frau, die Olivia Newton-John aus Let’s Get Physical verdammt ähnlich sieht und mir sagt, dass ich gut aussehe, und das ist schon mal kein schlechter Start in den Tag.
    »Danke, Sofia«, sage ich und versuche meine Geschlechtsteile zu verdecken, ohne dazu die Hände zu benutzen. Knifflig. »Du siehst aber auch gut aus. Ganz toll.«
    Sie lacht. »Baby, du hast keine Ahnung. Ich habe schon größere Männer als dich humpeln lassen.«
    Das ist nicht fair. Diese Frau ist im richtigen Alter für mich, das heißt, sie fällt in mein Plus/minus-zehn-Jahre-Schema, sie hat Witz und so viel Sex-Appeal, dass er bis ans Ende ihrer Tage reicht, aber sie hält mich für ihren lange verschollenen, arschgesichtigen Ehemann.
    Sie zieht sich mit dem Handtuch zurück, und mir bleibt nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    »Oh Baby«, sagt sie, und allein den Klang ihrer vollen, beim B aufeinanderschmatzenden Lippen finde ich schändlicherweise sehr aufregend.
    Eine Frau mit Wahnvorstellungen darf man nicht ausnutzen, sagt das Engelchen auf meiner Schulter.
    Auf meiner anderen Schulter antwortet der Dämon: Aber gibt es hier überhaupt ein Opfer? Du würdest der Dame doch einen Gefallen tun.
    Halb erwarte ich ein weiteres Kompliment von Sofia, was mir zum Verhängnis geworden wäre, aber stattdessen sagt sie: »Ich dachte, er wäre größer, Carmine. War er früher nicht größer? Du solltest dir mal den von Dan ansehen.«
    Obwohl ich gar nicht sicher bin, wer hier der Beleidigte ist, weicht die Erregung aus mir wie Luft aus einem angestochenen Ballon, und ich reiße nuschelnd irgendeinen lahmen Witz über die Relativität unterschiedlicher Perspektiven. Sofia lacht nicht, stattdessen wird sie metaphorisch.
    »Mit den Spielplätzen meiner Kindheit geht es mir genauso, die kommen mir auch viel kleiner vor.«
    Das hat Tiefgang. Zu viel Tiefgang für einen notgeilen Mann, der gerade aus der Dusche gestiegen ist.
    Sofia hat einen lichten Moment und sagt: »Ich muss los, Dan. Carmine könnte anrufen, und wenn ich dann nicht am Telefon sitze, gibt’s ein Feuerwerk.«
    Ich reiße ihr das Handtuch aus den Fingern und nicke. Ich wollte, dass sie geht, aber jetzt, da sie’s tut, fühle ich mich um etwas betrogen.
    Sofia küsst mich so heftig, dass meine beschämten Körperteile alle Schmach vergessen.
    »Schon besser, Baby«, sagt sie mit einem Lächeln, das möglicherweise sogar mir persönlich gilt.
    Als sie weg ist, steige ich erst mal wieder in die Dusche.

    Ich merke, wie ich wieder zu mir komme, aber Sofias Augen sind noch da. Jetzt allerdings nicht mehr ganz so himmelblau – eher schmutziges Petrol.
    Das sind nicht Sofias Augen , meldet mein Unterbewusstsein. Sieh dir doch die dichten Augenbrauen an, von der Gummimaske mal ganz zu schweigen.
    Ich habe ein recht zwangloses Verhältnis zu meinem Unterbewussten. Vielleicht sogar ungesund zwanglos. Wir führen häufig Dialoge , was irgendwie nicht so richtig der Funktion eines Unterbewussten entspricht.
    Trotzdem hat meine innere Stimme recht. Sofia hat keine dichten Augenbrauen. Ich werfe mich ein bisschen herum, versuche mich zu erden, in welcher Situation auch immer ich mich gerade befinde.
    Unter mir spüre ich einen Stuhl. Dass ich mich an das Wort Stuhl erinnere, beweist noch nicht, dass kein Hirnschaden vorliegt, aber ich bin optimistisch. Mehr Informationen sickern durch den Dunst zu mir durch. Zum Beispiel bin ich anscheinend mit Handschellen an einen Bürostuhl gefesselt, und Stoffbahnen aus rosa Satin hängen von der Decke des Raums. Außerdem bin ich offensichtlich nackt, sieht man von dem rosafarbenen Ledertanga ab, den ich definitiv heute Morgen nicht angezogen habe. Kann das wahr sein? Vielleicht hat mir der Taser die

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