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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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seine Menschen und seine Belange. Aber da es nun einmal so war, dass sie ihm gehörten, blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als dieses Interesse wenigstens zu heucheln.
    Guillaume gab ein paar letzte Anweisungen an die Dachdecker, führte Alan dann zum Pferdestall, hieß einen jungen Burschen, der im Gras davor in der Sonne döste, ihnen Conan und Clito zu satteln, und wenig später ritten sie durchs Tor.
    »Seltsame Namen für Pferde«, befand Alan.
    Guillaume warf ihm von der Seite einen undurchschaubaren Blick zu. »Du hast sie ausgesucht.«
    »Wirklich?« Alan seufzte.
    »Hm. Es sind die Namen von Fürsten aus fernen Ländern und Zeiten. Das hat Tradition in Helmsby.«
    Conan, den der Stallbursche Alan ehrfürchtig überreicht hatte, war ein kostbares Pferd, ein Brauner mit einer ebenmäßigen Flocke, die man kaum anders als vornehm nennen konnte. Conan hatte sich sichtlich gefreut, seinen Herrn wiederzusehen, der natürlich nicht die leiseste Erinnerung an seinen treuen Reisegefährten hatte.
    »Er kam ohne dich nach Hause«, berichtete Guillaume. »Nächsten Monat werden es drei Jahre. Das war ein schwarzer Tag in Helmsby. Vor allem für deine Großmutter.«
    »Ja. Das will ich glauben.«
    Sie ritten nebeneinander an frisch bestellten Feldern vorbei, bis der Weg in ein kleines Waldstück eintauchte.
    »Es ist nur eine halbe Meile bis ins Dorf«, erklärte Guillaume. »Wir hätten natürlich auch laufen können. Aber ich dachte, wir reiten vielleicht ein Stück übers Land. Wenn du willst, meine ich natürlich nur.«
    Alan nickte. Er schätzte, die Fackel, die er Regy dagelassen hatte, würde noch etwa zwei Stunden brennen. Er hatte versprochen, zurückzukommen, bevor sie verlosch. Aber in zwei Stunden konnte man weit reiten.
    Am Rand des Wäldchens, in Sichtweite des Dorfs, kamen ihnen King Edmund, die Zwillinge, Luke und Oswald entgegen.
    »Oh, Losian, ich meine natürlich Alan, was für eine wundervolle Kirche«, schwärmte King Edmund. »Dein Vorfahr, der sie erbaut hat, muss ein wirklich frommer Mann gewesen sein, der Gott über alle Maßen preisen wollte.«
    »Oder ein großer Sünder, der bei Gott viel gutzumachen hatte.« Alan zügelte Conan und hielt an. »Ich bin gerade auf dem Weg, sie mir anzuschauen. Alles in Ordnung mit dir, Oswald?«
    Der Junge hob den Kopf, lächelte ihn an und nickte. »Ich hab Sauerampfer gefunden. Jede Menge.«
    »Großartig. Wir sagen der Köchin, wo er steht, und sie kann uns eine schöne Suppe davon kochen.« Er sagte ihm nicht, dass sie bis auf Weiteres eigentlich keinen Sauerampfer mehr essen mussten. Oswald legte größten Wert darauf, seinen Beitrag zum Überleben ihrer Gemeinschaft zu leisten. Er wusste ganz genau, dass alle anderen in dieser Disziplin besser waren als er – abgesehen von Regy vielleicht –, und darum war er bei dem Thema empfindlich.
    »Wo ist Simon?«, fragte Wulfric.
    »Er schmiedet Ränke mit Henry und meiner Großmutter. Ich fürchte, sie werden ihn überreden, sich für ihre Zwecke einspannen zu lassen. Vielleicht könnt ihr versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen.«
    »Was für Ränke?«, wollte King Edmund wissen.
    »Das kann er euch selbst erklären. Und wenn ihr schon zum Burgturm hinaufgeht, tut mir einen Gefallen: Sucht eine neue Unterkunft für Regy. Er kann da unten nicht bleiben.«
    Die anderen wechselten beredte Blicke. Dann räusperte Godric sich. »Bitte sag, dass ich mich verhört hab.«
    Alan schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, nein.«
    »Warum? Bist du von Sinnen? Willst du das Schicksal herausfordern? Früher oder später gibt es ein Unglück, das weißt du ganz genau, und dann wirst du die Verantwortung tragen!«
    »Ich bitte euch dennoch. Aber wenn ihr euch weigert, ist es auch nicht weiter schlimm. Dann tu ich es eben selbst, sobald ich zurück bin. Ich hab ihm mein Wort gegeben, Godric.«
    »Das bricht mir das Herz. Vergiss es, Mann. Ohne mich!«
    Alan ritt wieder an. Über die Schulter sagte er: »Na schön. Aber du wirst mich nicht hindern. Denn ob du’s glaubst oder nicht, Godric: Hier passiert das, was ich will.«
    Er war vielleicht zehn Längen weit geritten, als Godric ihm nachbrüllte: »Es passiert doch immer und überall das, was du willst, du normannischer Hurensohn!«
    »Umso besser«, murmelte Alan vor sich hin.
    »Und das lässt du dir bieten?«, fragte Guillaume verwundert.
    »Oh, er meint es nicht böse. Außerdem muss ich zugeben, ich habe verdient, dass er mich beschimpft. Er hat ein Anrecht auf seinen

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