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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Mitleid.«
    Ohne jede Vorwarnung legte sie die Hand auf seine Wange. »Entschuldige.«
    Er schreckte zurück und schlug die Hand weg. Dann drehte er ihr den Rücken zu, ging aber nicht.
    »Wovor fürchtest du dich nur so?«, fragte sie.
    »Vor mir. Und das solltest du auch tun.«
    »Aber du machst mir keine Angst«, gab sie zurück, eine Spur von sanftmütigem Spott in ihrer Stimme. Sie umrundete ihn und stellte sich vor ihn. »Du wirst mich nicht zu ihm lassen, oder?«
    Losian schüttelte den Kopf.
    »Ist er … wie ein jüngerer Bruder für dich? Liebst du ihn?«
    »Ich glaube nicht, dass ich so schöner Gefühle fähig bin. Ich passe auf ihn auf, weil er selbst es nicht kann. Das ist alles.«
    »Schwöre mir, dass du dich um ihn kümmerst und ihn niemals im Stich lässt.«
    Er sah ihr in die Augen, aber er war nicht sicher, ob er richtig verstand, was er dort zu lesen glaubte. Auch an seine Erfahrungen mit Frauen hatte er keine greifbare Erinnerung, und das machte ihn unsicher. Darum fragte er: »Und wenn ich es schwöre, legst du dich mit mir ins Gras?«
    Sie nahm seine Linke und zog ihn mit sich zu Boden.
    »Du meinst also, meine Loyalität sei käuflich?« Seine Stimme klang ein wenig atemlos.
    Edivia lachte. Es war ein schönes Lachen, fand er, und er spürte etwas, das er vollkommen vergessen hatte: ein wohliges Schaudern. »So, wie es um dich bestellt ist«, antwortete sie, »würde ich sagen, ja.«
    »Verdammt, du hast recht«, musste er einräumen.
    Edivia ließ sich zurücksinken, raffte den Rock und öffnete einladend die Schenkel. Sie war eine großzügige und erfahrene Geliebte. Kaum war er eingedrungen, entlud er sich schon, und sie hielt ihn und küsste die zugekniffenen Lider. Dann wartete sie eine Weile, fütterte ihn mit Brotstückchen und brachte ihn zum Lachen, und als er wieder so weit war, kletterte sie auf ihn und ließ es geruhsam angehen, rollte mit ihm durchs Gras, ließ sich auf den wundervollen Mund küssen und umspielte seine Zunge mit der ihren, und dieses Mal kam sie mit ihm zusammen.
    Schließlich lag er erschöpft auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet, und er spürte Kälte und Feuchtigkeit aufsteigen, doch das war gleich. Ihm war selten wärmer gewesen. »Ich muss dir ein Geständnis machen«, murmelte er.
    »Ah ja?« Edivia kniete neben ihm, strich sich das Haar glatt und band ihren Zopf neu. »Und zwar?«
    »Du hattest bereits, was du kaufen wolltest. Ich könnte ihn ebenso wenig im Stich lassen wie die anderen.«
    »Weil sie alles sind, was du hast«, mutmaßte sie.
    Auf den Gedanken war er noch nie gekommen. »Vielleicht.«
    Edivia hob gelassen die Schultern. »Nun, da der Preis kein Opfer war, macht es nichts. Außerdem kann es nicht schaden, wenn du dich gelegentlich an unseren Pakt erinnerst. Simon kann einen manchmal zur Weißglut bringen.«
    »Oh ja.«
    »Umso besser, wenn dein Gewissen sich dann regt und dich hindert, ihn am Wegesrand an einen Baum zu binden und zurückzulassen.«
    Sie lachten, und Losian setzte sich auf und küsste sie noch einmal. Er zog es in die Länge, weil er wusste, dass es das letzte Mal war.
    Als ihre Lippen sich voneinander lösten, legte Edivia ihm die Hand auf die Wange. »Fürchte dich nicht vor der Wahrheit. Dazu besteht kein Grund.«
    »Wie willst du das wissen?«
    »Weil …«
    »Nein«, unterbrach er entschieden und nahm ihre Hände in seine. »Du hast mir genug geschenkt. Ich will keine schönen Lügen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es war keine Lüge.« Sie küsste ihm die Stirn und stand auf. »Aber wahrscheinlich musst du das selber erfahren, damit du es glauben kannst. Es ist schade, dass du fortmusst, weißt du. Ich könnte mich an dich gewöhnen.«
    »Ja, ich auch. Ich könnte mich an dich gewöhnen, meine ich natürlich, nicht an mich. Soll heißen … ach!« Er machte eine ungeduldige, wegwerfende Bewegung, kam ebenfalls auf die Füße und half ihr, Laub von ihrem Rock zu lesen. »Sei’s drum. Werden sie dir keine Schwierigkeiten machen? Rollo de Laigle und seine Trolle?«
    Sie hob kurz die Schultern. »Wir werden sehen, wie lange ihr Wohlwollen reicht, das ich mir heute Morgen erworben habe. Leb wohl, mein namenloser normannischer Freund. Danke, dass du mir nicht die Kehle durchgeschnitten hast. Ich hätte das verstanden, weißt du.«
    Losian lachte in sich hinein. » Weise der Mann, der innehält, eh er im Zorn sein Urteil fällt , heißt es. Ich würde sagen, er ist ein Glückspilz. Leb wohl, Edivia.«
    Er sah ihr nach, bis

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