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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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keines.« Er nickte dem Angelsachsen zu. »Lass uns herausfinden, welche Pläne Gott mit uns hat.«
    Sie brachen um Mitternacht auf. Es war Neumond, aber wolkenlos, und die Sterne spendeten genug Licht, sodass die Wanderer sich einen Weg durch den Wald bahnen konnten.
    Losian ermahnte sie, sich möglichst still zu verhalten, und allenthalben blieb er stehen, sah zurück und lauschte. Aber es hatte den Anschein, als hätten de Laigles Männer die Suche für heute aufgegeben.
    Simon trottete hinter den Zwillingen her und schaute sich so wenig wie möglich um. Er war früher in diesem Wald mit seinem Vater zur Jagd geritten, und er kannte hier jeden Halm und Stein, doch es war zu schmerzlich, sie anzuschauen. Edivias Verrat, Wilberts Ermordung und der Verlust von Woodknoll brachten den Schmerz über den Tod seines Vaters zurück, so frisch, als sei die Nachricht erst gestern gekommen. Der Kummer lähmte ihn in solchem Maß, dass er es kaum fertigbrachte, angemessenen Zorn über den Diebstahl seines Gutes zu empfinden. Simon fühlte sich wie betäubt, und er fand es mühsam, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Er wollte sich auf die kalte Erde legen, nichts mehr hören und nichts mehr sehen.
    Wulfric und Godric gingen vor ihm, fanden wie üblich den Weg, der in die gewünschte Richtung – nach Südosten – führte, und sagten nichts. Hin und wieder sah einer von beiden über die Schulter und lächelte Simon aufmunternd zu. Godric zwinkerte auch hin und wieder oder schnitt eine Grimasse, die so viel sagte wie: Die Welt ist eine Jauchegrube, Mann, mach dir nichts draus.
    Simon war ihnen so dankbar, dass er nie die passenden Worte dafür hätte finden können. Aber er wusste, das machte nichts. Sie wollten gar nichts hören.
    Als der Morgen graute, zog der Himmel sich zu, und ein leiser Regen begann zu fallen. Die Gefährten wickelten sich in ihre Mäntel, rasteten im Schutz einer ausladenden Tanne, und um die gedrückte Stimmung zu heben, holte King Edmund in seinem Kessel Wasser, bat Losian respektvoll um seinen mörderisch scharfen Dolch und bot an, jeden, der es wünschte, zu rasieren. Nur er selbst – der Mann der Kirche – und die drei Normannen wollten ein glatt rasiertes Gesicht, und die anderen stellten sich im Kreis um sie auf, schauten zu und machten sich darüber lustig. Aber sie alle baten King Edmund, ihnen die Bärte in Form zu bringen, und so war es eine sehr viel zivilisiertere Reisegesellschaft, die sich im sachten Nieselregen wieder auf den Weg machte.
    Am zweiten Tag wagten sie sich auf die Straße, die von Lincoln nach Norwich führte, und hier kamen sie wesentlich schneller voran. Hin und wieder begegneten sie Kaufleuten mit schwer beladenen Karren oder Bauern mit Ochsengespannen, und sie ernteten neugierige, oft auch feindselige Blicke, doch niemand behelligte sie. Losian ging jetzt an der Spitze, und das mächtige Schwert an seiner Seite flößte den Reisenden ebensolche Angst ein wie der wilde Geselle an der Kette, den er mit sich führte. Regy ließ es sich nicht nehmen, sie mit Fratzen und obszönen Gesten noch weiter zu erschrecken.
    »Wer hätte das gedacht, Regy«, bemerkte Losian irgendwann. »Du machst dich nützlich.«
    Fortan strafte Regy die Fremden auf der Straße mit Verachtung, aber seine Erscheinung war völlig ausreichend, um sie auf Distanz zu halten.
    Für ihre Ernährung waren sie nun wieder auf das Jagdgeschick der Zwillinge und King Edmunds Pflanzenkunde angewiesen, und beide brachten selten genug zustande, um alle acht satt zu machen. Obendrein war der Wald, den sie jetzt durchwanderten, ein königliches Jagdrevier, wusste Simon, und wer sich hier dabei erwischen ließ, dass er einen Hasen oder eine Taube fing, dem drohte der Verlust einer Hand oder des Augenlichts und eine Haftstrafe von unbestimmter Dauer. »Nicht, dass der König derzeit viel Muße zur Jagd hätte«, fügte Simon verdrossen hinzu, »aber wir sollten lieber nicht hoffen, dass seine Förster deswegen nachsichtig sind.«
    Also ließen sie Vorsicht walten, was nicht selten bedeutete, dass sie überhaupt nichts zu essen bekamen. Vor allem Oswald schien unter der mangelnden Ernährung zu leiden, und die langen Wanderungen wurden zunehmend zur Strapaze für ihn. Er wurde hohlwangig, und manchmal schien es Simon, als nehme Oswalds Gesicht eine bläuliche Tönung an.
    »Losian, wir müssen rasten«, sagte Simon beschwörend, der nach vorn aufgeschlossen hatte.
    »Wieso? Es kann kaum später als Mittag

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