Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Kaiser Heinrich verheiratet«, antwortete Simon. »Und obwohl der schon vor Ewigkeiten gestorben und jetzt der Graf von Anjou ihr Gemahl ist, nennt sie sich immer noch ›Kaiserin Maud‹. Was dir einen Eindruck davon vermitteln sollte, welch ein arrogantes Miststück sie ist.«
    »Das ist sie ohne Zweifel«, räumte Regy ein. »Doch ist es ihr gutes Recht, den Titel zu führen, denn der Papst hat sie zur Kaiserin gekrönt.«
    Losian hob die Hand. »Egal. Erzähl weiter, Simon.«
    »Der alte König ließ die englischen und normannischen Lords schwören, dass sie Maud zur Königin wählen, wenn er stirbt. Und ihr Cousin, Stephen de Blois, war einer der Ersten, der den Eid leistete. Genau wie ihr Bruder, Robert of Gloucester.«
    »Augenblick. Sagtest du nicht, sie hatte keine Brüder?«
    »Gloucester ist ein Bastard«, erklärte Simon. »Der alte Henry hatte zwei Dutzend Bastarde, behauptete mein Vater immer, und er hat sie zu Earls of Gloucester und Cornwall und was weiß ich wo gemacht. Jedenfalls, als er starb, brachen die Lords ihren Eid und setzten ihren Cousin Stephen auf den Thron.«
    »Der ihr Treue geschworen hatte«, warf King Edmund entrüstet ein. »Es ist eine verkehrte Welt …«
    »Mag sein, aber der Eroberer war Stephens Großvater ebenso wie Mauds, und die Lords wollten Stephen nun einmal lieber auf dem Thron als sie«, entgegnete Simon hitzig. »Weil sie ihn kannten – im Gegensatz zu ihr – und vor allem, weil sie nicht wollten, dass Mauds Gemahl, Geoffrey von Anjou, die Macht über England gewinnt. Und recht hatten sie. Er ist ein machtgieriger Blutsauger. Und Stephen ist ein guter König. Ein Ehrenmann. Es ist nicht seine Schuld, dass dieser Krieg mit solcher Erbitterung und Grausamkeit geführt wird.«
    Regy schnaubte. »Es ist sehr wohl seine Schuld, denn er ist ein Waschweib und kann sich nie dazu durchringen, seine Feinde mit der nötigen Härte niederzuringen. Darum nimmt dieser blöde Krieg kein Ende. Und Tatsache bleibt: Dieser Ehrenmann und die übrigen Lords brachen ihren Eid und verstießen gegen den letzten Willen des Königs. Als Kaiserin Maud nach England kam, um ihr Recht zu fordern, bekamen manche von ihnen kalte Füße und schlossen sich ihrer Sache an.«
    Simon nickte unwillig. »Vor allem ihr Halbbruder, der Earl of Gloucester, der ein hervorragender Soldat ist. Und so brach der Krieg aus. König David von Schottland – Kaiserin Mauds Onkel – überschritt die Grenze und sicherte den Norden für sie. Ihr Bruder Gloucester den Südwesten. König Stephen kontrolliert den Südosten. Um den Rest führen sie Krieg. Und das seit über acht Jahren.«
    Losian war aufgestanden und hatte brauchbares Holz zusammengesucht, dabei aber aufmerksam gelauscht. »Wie kann es sein, dass der alte König eine Tochter und zwei Dutzend Bastarde hatte, aber keinen legitimen Sohn? Was für eine Ironie des Schicksals«, bemerkte er.
    »Nun ja, es gab einen Thronfolger, Prinz William Ætheling«, antwortete Simon. »Aber der ist schon lange tot. Ertrunken auf dem Rückweg von der Normandie nach England. Viele gute Männer sind damals ertrunken, als das White Ship unterging und … Losian?«
    »Was ist mit ihm?«, fragte King Edmund erschrocken.
    Losian war mit dem Rücken zu ihnen stehen geblieben, wie erstarrt, und dann ohne jede Vorwarnung zusammengebrochen.
    Die Zwillinge tauschten einen verwunderten Blick und beugten sich dann über ihn. »Bewusstlos«, berichtete Wulfric über die Schulter. »Völlig weggetreten«, fügte sein Bruder hinzu.
    »Tja, es war ein bisschen einschläfernd, wie du die Geschichte erzählt hast, Simon«, befand Regy. »Aber so schlimm war sie nun auch wieder nicht.«
    Losian erwachte aus einem ungewöhnlich lebhaften, wunderschönen Traum, den er aber auf der Stelle vergessen hatte, und setzte sich auf. »Was …« Er sah in die Gesichter, die ihn umringten, manche besorgt, manche verdutzt, und winkte verlegen ab. »Kein Grund zur Beunruhigung. Es ist … Das muss der Hunger sein. Nun stiert mich nicht an, als wär mir ein zweiter Kopf gewachsen.«
    Er wusste noch genau, wovon sie gesprochen hatten. Und er spürte kein Unbehagen oder gar die lauernde Angst. Nur einen leichten Schwindel, der nicht einmal unangenehm war.
    Simon betrachtete ihn kritisch. »Du warst … ziemlich tief abgetaucht. Man konnte dich nicht atmen sehen.«
    Losian verdrehte ungeduldig die Augen. »Und wenn schon. Wie du siehst, weile ich noch unter den Lebenden. Erzähl weiter.«
    Er nahm seinen

Weitere Kostenlose Bücher