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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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roten Zunge diese weiße Schokolade zwischen meine bleichen Lippen.
    O Aries, mein Herz fängt an zu schmerzen. Das ist die Patrone da drin. Der Herr der Nächte hat mir prophezeit, dass sie nur schmerzt, wenn ich so was wie Liebe spüre. Ahhhhh, nein, hör auf, ich halte alles aus, nur das jetzt nicht auch noch, bitte, bitte nicht. Ein anderer Gedanke, schnell, gib mir aus all den tausend wirren schnellen wirbelnden Ideen eine die ja, die hier ist nicht schlecht. Ich erinnere mich wieder. Alles in mir, da ich keine Zukunft mehr habe, wird Erinnerung. Wie war doch gleich ihr Name? Rosenmacher, Ilse Rosenmacher, jetzt fällt’s mir wieder ein. Das war ganz am Anfang, ein paar Tage, bevor ich meinen allerersten Punkt machte. Sie lag in ihrer Wohnung, dort, wo ich früher gewohnt habe, ein paar Etagen über mir. Sie lag da und starb, genauso wie ich jetzt. Sie lag da und starb, und ich war der letzte Mensch, der sie lebend sah und mit ihr sprach, weil ich gekommen war, sie zu bestehlen. Ich vergaß, sie zu retten. Ich hatte den Kopf so voll mit meiner eigenen Karriere. Jetzt weiß ich, wie Sie sich fühlten, Frau Rosenmacher. Ich bin jetzt genauso alt wie sie. Genauso allein. Genauso wie Sie muss ich jetzt wo hingehen, wo ich eigentlich nicht unbedingt sein müsste. Es tut mir leid, Frau Rosenmacher. Ich hatte nicht das Recht, derjenige zu sein, der die Entscheidung traf, ob Sie leben oder sterben sollten. Ich war eine schlechte Wahl des Schicksals. Ich hatte noch nicht einen einzigen Punkt und kannte noch nicht meinen Weg, und jetzt, wo ich ihn bis ganz zum Ende gegangen bin, komme ich genau dort an, wo Sie schon am Anfang waren. Wird ein Dieb auch zu mir kommen? Wird der Tod wie ein Dieb sein? Wird er so vergesslich und dumm sein wie ich, als ich der Dieb war?
    Und jetzt, als es fast zu Ende war, verstand Hiob Montag plötzlich den Hiob der Bibel. Dieser hatte deshalb gegen Gott nicht aufbegehrt, weil er so sehr, so unglaublich intensiv und stark an Gott glaubte und Gott vertraute und ihn liebte, dass er die ganze Zeit seines unbeschreiblichen Leidens über tatsächlich dachte, dass all dies einen Sinn hätte und dass Gott es letzten Endes gut mit ihm meinte. Wie hätte er denn ahnen können, dass Gott versucht worden war vom Teufel und im Gegensatz zu Gottes eigenem Sohn viele Jahrhunderte später dieser Versuchung nachgegeben hatte. Was Jesus zu einem Update machte, einer neuen, verbesserten, dazugelernt habenden Version von Gott dem Vater selbst, von diesem dann später wieder gelöscht, weil er die Perfektion seiner Schöpfung so beneidete.
    Was den biblischen Hiob an den Anfang von allem stellte. An den Anfang der Erkenntnis, dass man sich mit den Menschen alles erlauben konnte. Dass Gott selbst ein Narr war. Und dass der Teufel immer triumphierte. Doch waren all dies ja nur Geschichten. Legenden, von Menschen in mündlichen und schriftlichen Überlieferungen vererbt und verfälscht. Der Gott und der Teufel der Bibel waren ein und dieselbe Person, zum Teufel tendierend, weil die Menschheit sich so entschieden hatte. Jesus war der Sohn des Teufels gewesen, der die Mission gehabt hatte, die zerschossenen Herzen der Menschen durch Liebe zum Leiden zu bringen. Und der neue Hiob war ein Rebell, der den Teufel so sehr hasste, dass er ihm fast schon wieder vertraute, mehr als allen anderen. Aber aufgegeben habe ich nicht, Fürst, da kannst du sagen, was du willst. Mit diesen meinen letzten bewussten Gedanken schleudere ich dir noch entgegen: Ich habe niemals kapituliert. Du hast mich zerschmettert, zugegeben. Aber wer war ich schon – machtmäßig – im Vergleich zu dir. Du magst triumphierend in Pose dich stellen auf einem zerklüfteten Kap, aber das ändert nichts an der unwiderlegbaren Tatsache, dass du ein blasierter, langweiliger, voraussagbarer, hässlicher, alter Kleinkinderficker bist. Shalom, du Beherrscher all dessen, was niemand, der noch Herr seiner geistigen Gesundheit ist, auch nur geschenkt haben möchte.
    Du bist damit gestraft, weiterhin du selbst sein zu müssen.
    Ich aber hab’s wenigstens hinter mir.

VI
    So gab er sich auf. Er gab nicht das Spiel auf, nur sich selbst.
    Es gab hinterher Vasallen des Wiedenfließes, die NuNdUuN gegenüber bekundeten, dass sie es dem kleinen bornierten Scheißer Montag gar nicht zugetraut hatten, dass dieser das Spiel für so viel wichtiger nahm als sein eigenes klägliches Heldenleben. NuNdUuN entgegnete, dass dies keine Überraschung für ihn war. Hiob Montag sei

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