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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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behindert aus. Hast du dich noch nie im Spiegel gesehen?« Arvec lachte in die Runde, und Janko und Joran fielen mit ein. »Aber davon abgesehen gibst du mir jetzt dein Scheiß-Gewehr.«
    »Warum denn? Warum denn ich?«
    »Einfach darum. Her damit.«
    »Was willsten damit machen?«, fragte Joran von weiter hinten her. »Ist doch Blödsinn, gute Kugeln für so ’ nen Köter zu verschwenden.«
    »Hab ich denn gesagt, dass ich damit schießen will?«, entgegnete Arvec, machte einen schnellen Schritt auf Zivorad zu und riss an seinem Gewehr. Zivorad war nicht schwächlich, er hielt fest und greinte und ließ sich von Arvec mehrere Meter über den splittrigen Boden ziehen. Erst dann ließ er los. Arvec tat so, als würde er ihn erst treten, dann mit dem Gewehr erschießen. Janko lachte jetzt aus vollem Hals, bis seine Augen gar nicht mehr zu sehen waren. Dazwischen saugte er an seinem wunden Handballen.
    »Achtung Jungs, jetzt kriegt ihr was zu sehen«, machte Arvec und stellte sich breitbeinig hin wie ein Zirkusdirektor. »Joran, du Feigratte, komm ran, sonst verpasst du wieder das Beste.« Joran wollte nicht, ihm stand nackte Angst im Gesicht, aber den Befehlen Arvecs konnte er sich nicht widersetzen. Mit zögernden, schlurfenden Schritten kam er näher, und als er im Flackerschein der Flammen stand, trat Arvec mit seinen aufgerauten Stiefeln mehrmals hart und präzise gegen den Käfig und benutzte das Gewehr als Hebel, bis der Käfig mitsamt dem Hund in einem der Feuer lag. Die Flammen griffen sofort mit vielfingrigen Händen in das ergiebige Hundefell und wühlten sich sengend hindurch. Der Rüde fing an zu toben und zu zittern und veranstaltete einen Höllenradau. Da der Käfig so klein war, bogen und dröhnten sich die Metallstreben nach draußen. Vorne am Maul nahm der Hund sogar ein paar von ihnen zwischen die Zähne und riss und biss daran herum, bis mit jedem seiner schnaufenden, japsenden Atemzüge Blut durch die Brandmulde sprühte.
    »Seht euch das an«, sagte Arvec fast andächtig. »Ist das nicht wunderbar?«
    Janko war so nah wie möglich an den hüpfenden und rasselnden Käfig rangegangen und schaute vornübergebeugt hinein. »Gibt nicht auf, der Kläffer. Toller Bursche. Enorme Kraft. Hätte ’nen klasse Kampfhund abgegeben, Arvec.«
    »Bist du sicher, dass der Käfig halten wird, Arvec?«, fragte Joran zitternd.
    »Alles allererste Qualität. Da, guckt mal, könnt ihr das sehen? Jetzt fängt das Fell richtig an zu brennen. Achtet auf die Augen, ich sag euch, die schmelzen weg wie Ölfarben, das sieht irre aus.«
    »Du hast recht«, meinte Zivorad fasziniert. »Junge, hat der ’ne Kraft.«
    Der Hund schnellte seinen gemarterten, unrettbaren Leib jetzt auf und nieder, presste, wo es nur ging, blutendes Fleisch durch den Käfigrost, um den heißen Teufeln zu entgehen. Er bellte oder jaulte nicht, nur hechelnde, pfeifende Atemzüge und ein tiefes grimmiges Grollen, das nicht aus der Kehle, sondern aus der Tiefe der Eingeweide zu kommen schien. Sein Körper, obwohl fettnass vor Schweiß, stand jetzt in hellenden, beißend rauchenden Flammen, die sich immer tiefer Nahrung suchten. Das schwarze Fell versengte und verklumpte zu stinkenden Fetzen und fiel brockig ab.
    »Achtet auf dieses Grollen, Jungs. Hört euch das genau an: So hört sich Hass an. Das ist der Klang von Hass!«
    »Erschieß ihn doch«, flehte Joran. »Bitte erschieß ihn. Das ist ja schlimm.«
    »Hast selbst mal ’nen Hund gehabt, stimmt’s, Joran, mein Junge?«
    »Jja, ja«, schluchzte Joran. Er hasste sich für seine Mädchentränen.
    »Weiß ich doch«, grinste Arvec. »Atme tief ein, hörst du?« Er legte Joran einem Arm um den Hals und zog sein flennend verzerrtes Gesicht ganz nah an seins. »Kannst du das riechen, in dem Rauch, mein Junge? Der Gestank des Schmerzes, die ganzen Ausdünstungen der Todespein. Mein Mantel riecht auch danach, hier komm, riech, das hier ist von Weibern, und das hier ist für dich, jah, lass dich gehen, mein Junge, komm nur her, ja, so ist gut. Und weißt du, wisst ihr denn alle überhaupt, was das Beste dran ist? Das Beste? Ihr habt ja keine Ahnung!«
    »Bitte hör auf«, winselte Joran. Der Hund rasselte Rauch aus den Lungen, am Bauch riss seine grindiggebrannte Haut auf und immer weiter.
    »Mann, stinkt das, pfui Deibel«, rief jetzt auch Zivorad angewidert und wedelte mit der Hand vor seiner Nase herum. In seiner Stimme lag der typische würgende Ton von jemandem, der gleich kotzen muss.
    »Der stirbt

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