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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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meine Heerscharen werden dich und dein Eigentum mit dem gebührenden Respekt behandeln.«
    Natürlich reimte er die ganze Zeit.
    Lauftraining. Es geht voran. Es muss gehen. Ich muss gehen. Ich gehe, du gehst, er sie es fährt Auto. In ein paar Tagen bin ich raus hier. Kugel im Herzen beim »Rönchen« ein Mirakel. Tja, scheiße, sage ich, bin halt ein Veteran des Kalten Krieges.
    Ich will die Eröffnungsstory noch zu Ende schreiben. Ich mag keine halbe Sachen, spiele ja auch das Spiel nicht, um mittendrin irgendwo stecken zu bleiben.
    Also der Eröffnung zweiter Teil. Das abgefuckte Kätzchen.
    Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, habe ich doch keine Lust, das ganze beschissene Malheur noch mal in Worte zu fassen. Die gesamte Katzenrettungsperformance war im Grunde nichts anderes als eine Pleiten, Pech & Pannen-Parade, die selbst einem eingefleischten Sozialdarwinisten wie Max Schautzer die Mitleidstränen über die Wangen treiben würde. Ich krieg das gar nicht mehr alles zusammen. Es war jedenfalls saublöde und dabei vollkommen sinnlos, denn die Moral von der Geschicht war von Anfang an so eindeutig, als wäre sie mir direkt in die Stirn gemeißelt und mit Bleisatz ausgegossen worden: Böse Sachen machen ist leicht, etwas Gutes tun jedoch sehr, sehr schwer . Crime does pay. Ich hoffe nur, NuNdUuN hat nie ernsthaft damit gerechnet, mich durch solche Binsenweisheiten aus dem Gleichgewicht bringen oder von meinem gewundenen Rotkäppchenpfad abbringen zu können. Nein, ich denke, er lehnte sich einfach in seinen aus Märtyrersehnen geflochtenen Korbstuhl zurück und hatte ein paar Stunden Spaß.
    Ich will es kurz machen. Stichpunkte werden wahrscheinlich schon lang genug.
    Problem Nummero uno:
    Das verdammte Katzenvieh überhaupt erst mal finden.
    Mein Nachhauseweg war extrem lang gewesen, und erst, wenn man im Auftrag des Anti-Herrn in einer derart besemmelten Mission unterwegs ist, fällt einem auf, wie viele Bäume es tatsächlich an Berlins Straßenrändern gibt. Und das ganze nachts! Keine Chance, den kleinen Kacker in irgendwelchen Zweigen auszuspähen. Also musste mal wieder die gute alte Magie ran. Astralärmel hochgekrempelt, jeden Baum betatscht und nach Katzenemanationen abgescannt. Nichts, nichts, nichts. Tausendmal nichts, bis endlich, Stunden später, als die Morgendämmerung schon fast hochkam und mir die Füße schmerzten vom Latschen und die Handflächen vom Rindereiben, der phallische Schlüssel ins glänzende Loch glitt und meine innere 3D-Bild-Definition von »Katze« durch etwas gedeckelt wurde, das näher rankam als die paar schlafenden Amseln, die ich bisher erschreckt hatte. Natürlich befand sich der besagte Baum auf der hinteren Hälfte der Gesamtstrecke, natürlich hätte ich NuNdUuNs Tücke vorherahnen müssen und von hinten anfangen, aber hätte ich das getan, hätte er die Katze schwupps! ganz nach vorne versetzt und – hatten wir das nicht schon, das Thema Paranoia?
    Jedenfalls – da war sie. Tiger Lily, Gunsmith Cat, Omaha the Cat Dancer, Cat Ballou, Cat Stevens oder wer weiß ich.
    Problem Nummero zwo:
    Runterlocken is nich.
    Koooooomm, Pussy, Pussy, Pussy, jaaaaa, komm, komm! (Kein Wunder, dass man Katzen was Menschenmädchenhaftes nachsagt.)
    Irgendwo da oben sitzt der kleine Fellball ganz verschüchtert auf einem Ast, weil er sich bei der triebgesteuerten Jagd auf einen lecker fetten Vogel im wahrsten Sinne des Wortes verstiegen hat, und ich kann ihn nicht mal sehen, weil das Blätterdach zu dicht ist und außerdem – erwähnte ich das schon? – Nacht.
    Ich gurre, ich zirpe, ich zwitschere, ich drohe. Curiosity doesn’t kill this cat. I will.
    Problem Nummero drei:
    Magie alle. Bitte passende Münze nachwerfen.
    Mein tausendfaches Baumgerubbel hat seinen Tribut gefordert: Ich fühle mich, als hätte ich gerade den para-energetischen Ärmelkanal ohne Arme durchschwommen. Ich kann keinen Pitbull hinter dem Katerchen simulieren, um Katerchen ganz schnell in meine Umarmung zu treiben. Ich kann auch nicht riechen wie ein Vogel oder wie ein paarungsbereiter Partner oder wie – wieder um zu drohen – ein freundlicher Tierarzt mit Sterilisationsbesteck. Ich rieche nur nach Schweiß. Und damit kriege ich andere höchstens auf Bäume rauf, nicht runter.
    Problem Nummero vier:
    das leidige Klettern.
    Schon JungHiob war – alles andere als ein rotbackiger Naturbursche – nicht gerade ein leidenschaftlicher Auf-Bäume-Kletterer. Aber was tut man nicht alles, um mit dem Teufel in Kontakt

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