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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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verzweifelten Suche nach erlegtem Wild seine unsteten Bahnen.)
    Hiob schritt schnell aus, mit der Zackigkeit des Böses-Ahnenden, aber dennoch holte das Übel ihn ein, denn es hatte doppelt so viele Beine wie er. Es war ein prototypisch breitschädeliger Pitbull, der da vorne ungelenk und kraftvoll um eine Ecke geschliddert und wie der fleischgewordene Albtraum jedes Hämophilen mit schlabbernder Zunge auf Hiob zugewetzt kam.
    Eines hatte Hiob im Laufe der Jahre über Hunde gelernt: Sie waren durch menschliche Verzüchtung so weit entfernt von dem, was sie ursprünglich einmal gewesen waren, dass es nichts mehr half, sich in einer Unterwerfungsgeste auf den Bauch zu legen, zu winseln oder sonst was. Das würde den Pitbull von gar nichts abhalten. Er würde einfach denken: »Au prima, Hals und Weichteile sind ja nach oben gekehrt, da kann ich mir die ganze umständliche Vorarbeit sparen und gleich voll in den Mann gehen«, und losfleischern. Also nahm Hiob seinen ganzen Mumm zusammen und rannte auf den anstürmenden Hund zu, dabei mit der vorgestreckten Linken ein arkanisches Abwehrsymbol zeichnend, was aber Unfug war, da ein Pitbull weder etwas besaß, das die Bezeichnung Großhirn lohnte, noch über den kampfhinderlichen Luxus einer wie auch immer gearteten Spiritualität verfügte.
    Hiobs Körper war schwerer als der des Hundes, aber der Pit war kompakter, massiger, wie eine Kanonenkugel. Außerdem neigte ein Menschenkörper wegen seiner schlecht ausbalancierten Länge eher zum Brechen. Der Aufprall war dementsprechend mörderisch, und bei dem, was der Pit anschließend mit seinen Kiefern vor Hiobs Gesicht veranstaltete, fühlte sich Hiob unwillkürlich an einen Hai oder den angeketteten Spike aus den guten alten Warner-Brothers-Cartoons erinnert. Während also sein Körper rücklings über den Straßenbelag schleuderte und von einem ganzen Silvesterfeuerwerk verschiedenster Schmerzmeldungen kaputtdefiniert wurde, schaffte es Hiob mit beiden Händen, die Kehle des fuhrwerkenden Monsters einigermaßen zurückzuhalten. Es war eine Frage der Wut, von Tier gegen Tier, und da der Hund mehr Tier war als Hiob, musste Hiob verlieren. Also vergaß er sein Menschsein und bäumte sich auf. Das hier war NuNdUuNs gottverdammte Welt, hier schwang NuNdUuN sein beschissenes Zepter. Das Spiel nach seinen Regeln. Der Hund mit dem stinkenden Atem des Fließes. Brüllend brachte Hiob die kratzende und beißende Töle auf den Rücken, unterlief mit dem eigenen Kopf die scharfkantige Deckung des Unterkiefers und biss mit den eigenen zurückentwickelten Fängen durch widerliches Nacktfell und bitteres Fleisch, bis Sehnen rissen und Blut so stark spritzte, dass der Strahl regelrecht schmerzhaft war. Der zweite Hund war ein kurzhaariger Schäferhund-Collie-Bastard; er sprang Hiob ins Genick, als dieser taumelig hochkam, und riss ihn auf dem blutschlüpfrigen Asphalt seitlich mit weg.
    Unglaubliche Fänge gruben sich wie industrielle Hochleistungszahnbacken seitlich in Hiobs Nacken, und er kratzte und stach gurgelnd mit beiden Händen hinter sich über knochiges Fell, bis er mit einem Zeigefinger in einer zäh freiplatzenden Augenhöhle festhakte und sich von dort in ein Hundehirn vorbohren konnte. Hiob gelangte auf die Beine, während der Mischling noch immer fiepte und biss, weil er nichts anderes mehr tun konnte. Einer von diesen hässlichen kastenschnauzigen Airedale-Terriern kam von vorne angesprintet, und Hiob tat das, was er eigentlich schon immer mal mit einem Hund hatte machen wollen: Er gab dem fliegenden Vierbeiner einen solchen Fußkick in Gegenrichtung, dass Rippen wie Zündholzer brachen. Der Airedale flog meterweit durch die Luft, und Hiob verstärkte sogar noch seine eigene Fallwucht, um knirschend auf dem immer noch an seinem Rücken hängenden Mischling zu landen. Dessen Kiefer gaben nun endlich Hiobs Hals frei, und Hiob zog auch seinen Finger aus dem klebrigen Hirn. Der Schäferhund-Collie-Nachkomme lebte noch und jaunerte fast wie ein kleines Kätzchen, doch für so was hatte Hiob keine Zeit. Er spuckte fremdartige Halssehnen aus und schaute grimmig die Straße runter. Es waren sechs oder sieben, angeführt von einem kolossalen Neufundländer, der vielleicht sogar schwerer war als Hiob selbst. Diese sechs oder sieben waren der einhundertundeinprozentige Tod.
    Hiob änderte realistisch die Taktik und rannte mit weit ausgestellten Schritten vor der Meute weg, dem Sprühregen entgegen, der jetzt durch die Straßenschluchten

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