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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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spätestens ab Sonntag übernehmen. Es geht einfach nicht anders.
Ich steh bei Guntram im Wort.
    Vom Küchenfenster aus sieht sie Rudi über den Hof zum Stall gehen.
Sie zieht sich um, schlüpft draußen vor der Haustür in ihre Gummistiefel und
geht in den Stall.
    »Ich mach’s schon selbst, Rudi.« Sie legt ihm den Arm um die
Schulter.
    »Werd’s was?«, fragt er.
    »Was meinst denn?«
    »Des mit dera Alm.«
    »Wird schon werden«, sagt Leni.
    »War schee, wenn ma überall gleichzeitig sei könnt, gell?«, orakelt
Rudi. Er sammelt einen Haufen Mist mit der Schaufel auf und kippt ihn in die
Schubkarre.
    »Und wie meinst des jetzt?«, fragt Leni und streichelt Ludwig den
Hals. Mit den dunklen Rändern um die Augen ist er einfach ein bildschöner Esel.
So einer wie er muss Kleopatra zur Erfindung des Kajalstifts inspiriert haben.
    »Allein oben auf der Alm, aber dann a mit den andern im Tal, allein
daheim und mit dem Simon unter einem Dach …«, sagt Rudi.
    »Rudi, du bist ein alter Narr. Als wenn alles irgendwie mit dem
Simon zu tun hätt!«
    »Hat’s vielleicht nix mit dem Simon zu tun, dass du jetzt auch wegwillst,
nauf auf die Berg? Erst is er gangen, und jetzt willst du gehn.«
    »Ich komm ja wieder, Rudi. Wenn wir die Kühe runtertreiben, im
Herbst, dann bin ich auch wieder daheim. Du tust ja so, als wollt ich gar nicht
mehr zurückkommen. Ich hab doch meinen Beruf.«
    »Vielleicht triffst ja da oben auf der Alm einmal ein g’scheites Mannsbild,
wenn du hier unten schon keins findst«, grummelt Rudi. »In deinem Beruf bist du
ja eigentlich den ganzen Tag von Mannsbildern umgeben. Ist da nie einer dabei,
der dir g’fallt?«
    »Da hab ich was anderes zu tun, als mir Männer anzuschaun, Rudi.
Außerdem, für was brauch ich denn einen Mann? Ich hab doch dich, meine zwei
Esel, meine Nachbarn, Freunde, Kollegen und meinen Buben, auch wenn der mich
grad überhaupt nicht braucht.«
    »Des wird a wieder anders werden, glaub’s mir. Vielleicht kommt er
grad dann wieder heim, wenn du auf deiner Alm oben hockst.«
    »Ja, dann schickst ihn mir halt rauf. Du weißt ja, wo ich zu finden
bin. Und der Simon ist der Einzige außer dir, der das auch wissen darf.
Eisernes Ehrenwort, Rudi, gell?«
    Zusammen misten sie den Stall aus und schütten neues Stroh auf. Dann
geht Leni Romy, Ludwigs Gefährtin, streicheln und steckt beiden Eseln noch ein
Apfelstück als Betthupferl zu.
    »Der Rudi wird sich gut um euch zwei kümmern«, flüstert sie Ludwig
ins Ohr.

Berchtesgaden, 1. Juni 2010
    »Und wenn die ganze Sache doch nicht gut ausgeht?«
    Luba sitzt in Slip und BH auf ihrem
Bett, ein Handtuch um die nassen Haare gewickelt.
    »Was meinst du damit?«, fragt Marjana.
    »Wenn sie uns doch noch erwischen? Sie könnten ja schon hinter uns
her sein.«
    »Wer denn?«, fragt Marjana, die sich genau erinnert, wie es sich
anfühlte, als ihr im Interconti Jurijs Handlanger an den Kragen wollte.
    »Die Polizei, Jurijs Leute oder der Frankfurter Dealer, vielleicht
ja sogar Jurij höchstpersönlich. Die ganze Aktion mit dem Falschgeld. Weißt du
noch, wie blöd wir uns in Frankfurt angestellt haben? Es ist wirklich ein
Wunder, dass wir nicht gleich im Kaufhaus aufgeflogen sind. Aber du wolltest ja
unbedingt diese Prada-Sandalen haben.«
    »Die haben wir übrigens noch gar nicht richtig ausgeführt«, sagt
Marjana.
    »Wo auch? In den Bergen?«
    »Nein, nicht in den Bergen. Zum schicken Essen im Interconti oder im
Edelweiß.«
    »Lenk nicht ab, Marjana. Denk doch mal ernsthaft nach. Was ist, wenn
wir auffliegen?«
    »Dann gehen wir ins Gefängnis. Ist doch klar, Kindchen.«
    »Und was passiert mit dem Schatz?«
    »Wenn die Behörden davon erfahren, also Polizei, Staatsanwaltschaft
und so weiter, dann weiß es alle Welt.«
    »Und dann? Ich meine, wer hat dann etwas davon? Wer bekommt den
ganzen Zaster?«
    »Oh, da werden ganz viele Juristen damit beschäftigt sein, das zu
ermitteln. Da muss zuerst geklärt werden, wer jeweils der Eigentümer war. War
das Vermögen Staatsbesitz? Dann bekäme es die Bundesrepublik Deutschland, denn
sie ist ja der Nachfolgestaat des Deutschen Reichs. War es Parteibesitz oder
gar Privatvermögen?«
    »Wie sollten so große Schätze denn Privatbesitz sein?«, fragt Luba.
    »Na, du bist gut. Leute wie Hitler oder Göring waren superreich. Die
haben nicht nur für die Parteikasse Schätze aus den besetzten Gebieten
zusammengerafft, sondern auch für das private Vermögen gewirtschaftet. Dagegen
sind die russischen

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