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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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putzigen Kännchen Kaffee
darauf zurückkommt, fragt Lebow ganz unschuldig, ob er auch Cappuccino haben
könne, aus der Espressomaschine.
    »Nein«, heißt die Antwort der Hotelchefin, »so ein Ding werd ich mir
nicht mehr anschaffen. Wird von meinen Gästen auch nicht verlangt.«
    Lebow lässt sich nicht so leicht abschrecken und fragt, ob es vielleicht
einen Apfelstrudel gäbe oder einen Topfenstrudel. Er könnte etwas Süßes zum
Kaffee vertragen.
    Er bekommt einen Zwetschgenstreuselkuchen mit der Begründung, dass
heute kein Strudeltag sei. Leni und Weidinger sehen voller Neid zu, wie Lebow
mit seinem röllchenlosen Waschbrettbauch den Kuchen verspeist, auf dessen
Butterstreusel er vorher einen Berg Sahne aufgetürmt hat.
    Als sie in Wladimirs Zimmer zurückkommen, sind die Männer von der
Spurensicherung schon im Aufbruch.
    »Wir haben noch ein technisches Gerät gefunden, das euch
interessieren könnte«, sagt einer der beiden.
    »Was, dieses olle Kofferradio? Wird so was überhaupt noch gebaut?«,
wundert sich Lebow.
    »Ja, stell dir vor, und es ist gar kein Kofferradio.«
    »Ein Empfänger!« Lebow schlägt sich mit der Hand gegen die Stirn.
»Eine richtige Abhöranlage, wahrscheinlich noch vom KGB oder von der Stasi. Kann da jemand mit umgehen? Vielleicht gibt’s ja auch den
Sender dazu. Kennt sich jemand mit solchen Dingern aus?«
    »Ich kann’s versuchen«, sagt Weidinger.
    »Ich hab den Sender«, ruft er, nachdem er einige Minuten an den
Knöpfen des Empfängers herumgedreht hat. »Die Signale sind allerdings sehr
schwach.«
    »Was bedeutet das?«, fragt Leni. »Dass der Sender weit weg ist oder
der Empfang gestört?«
    »Oder dass die Batterie des Senders schon schwach ist.«
    »Das wäre aber jetzt wirklich Pech. Lassen Sie doch mal hören. Ist
das die maximale Lautstärke?«
    Weidinger nickt.
    Man hört Frauenstimmen. Dazwischen Geräusche, Geklopfe, Wasserrauschen,
den Motor eines Elektrogeräts.
    »Was ist das?«, fragt Lebow.
    »Das hört sich an wie in einer Küche, oder nein, warte, eher wie in
einem Hotel«, sagt Leni.
    »Genau. Wie Zimmermädchen beim Bettenmachen und Putzen.«
    Sie werden zu dritt Zeugen, wie der Sender seinen letzten Seufzer
tut und die Batterie ihr Leben aushaucht.
    »Wladimir hat also jemanden abgehört. Vielleicht hier im Hotel zum
Türken.« Weidinger zwirbelt an einem Ende seines Schnauzbarts. Diese Geste hat
Leni bis jetzt noch nicht bei ihm gesehen.
    »Das Interconti ist nicht weit weg von hier«, überlegt sie laut.
    »Wie weit?«, fragt Weidinger.
    »Luftlinie etwa hundert Meter, also praktisch nebenan.«
    »Also vielleicht doch das Trio?« Weidinger zwirbelt die andere
Bartseite.
    »Das abgereiste Trio«, sagt Lebow.
    ***
    »Die ersten Ergebnisse der Spurensicherung sind da.« Meik Lebow
stürmt in Lenis Büro.
    »Und? Haben sie noch etwas gefunden?«
    »Ja, einen Hemdknopf.«
    »Von Wladimir?«
    »Nein, dem fehlt keiner.«
    »Auch nicht an der Kleidung, die er getragen hat, als wir ihn
gefunden haben?«
    Lebow schüttelt den Kopf.
    »Also ein Knopf vom Hemd einer fremden Person. Kann das auch ein
Blusenknopf sein?«
    »Warum nicht? Allerdings gibt’s noch etwas, was eher für Kampf als
für Leidenschaft spricht: An der Wand, an der Garderobe und über dem Bett waren
winzige Blutspritzer. Mit bloßem Auge fast nicht zu erkennen. Offenbar hat
jemand versucht, die Spuren mit einem scharfen Reinigungsmittel zu beseitigen.
Aber die Blutreste könnten für eine DNA -Analyse
reichen.«
    »Und wann wissen wir, ob sie ausreichen?«
    »Im Laufe des Tages wird das wohl nichts mehr. Eher morgen.«
    »Morgen, morgen. Wieso dauert das denn alles so lange?« Leni wippt
auf ihrem Stuhl vor und zurück.
    »Es dauert genauso lange, wie’s immer dauert«, sagt Lebow. »Dass du
auf einmal so ungeduldig bist! Das ist nur wegen dieser Almgeschichte. So kenn
ich dich sonst gar nicht.«
    »Sei froh!«, sagt Leni.
    Als Leni abends nach Hause kommt, ist eine Nachricht von Guntram auf
ihrem Anrufbeantworter. Wann sie denn nun käme. Die Tiere seien schon auf der
Maiensäss, auf zwölfhundert Metern Höhe, und nächste Woche wolle er mit ihnen
hinauf auf die Alm. Mit dreißig Milchkühen und noch einmal so vielen Jungtieren
und den zwanzig Ziegen könne er da aber nicht allein hinauf. Er verlasse sich
auf sie. Anstelle eines Grußes sagt er am Ende nur: »Wann kimmscht endlich?«
und legt auf.
    Morgen früh muss ich dringend Manfred Hofer anrufen, denkt Leni. Der
Angermayer muss

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