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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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ihnen
beim Verstauen der Koffer zu helfen. Er spricht überhaupt nicht mehr mit ihnen.
Schweigend fahren sie zum Bahnhof, Wiktor kümmert sich um die Tickets. Er
erlaubt ihnen nicht einmal, einen Kaffee zu trinken oder auf die Toilette zu
gehen.
    Als der IC nach München aus dem
Bahnhof rollt, macht Wiktor sich auf den Weg durch die Waggons. Den ganzen Zug
untersucht er nach dem bekannten Gesicht. Als er zurückkommt, hat Luba sich mit
ihrer Jacke zugedeckt und gibt vor zu schlafen. Marjana kaut an ihren
gepflegten Nägeln.
    »Dumme Puten!« Wiktor spuckt das Schimpfwort fast aus, aber Luba und
Marjana sind froh, dass er überhaupt wieder mit ihnen spricht. »Ich hatte ja
keine Ahnung, wie blöd ihr sein könnt. Wir hätten draufgehen können wegen euren
Goldschuhen. Und wir können es immer noch. Ich will nicht wegen zwei Paar
goldener bassanoschki sterben, kapiert?«
    »Kapiert«, antwortet Marjana. »Und jetzt entspann dich mal, ja? Wir
sind weg aus Frankfurt, und wir haben jetzt echtes Geld. Es ist also alles in
Butter.«
    »In Butter, ja? Um wie viel hab ich den Mann in Frankfurt eigentlich
beschissen, hm? Waren es tausend, zweitausend, dreitausend Eier? Los, mach den
Mund auf. Wie viel habt ihr rausgenommen?«
    Marjana zuckt die Achseln. »Rausgenommen habe ich fünftausend.
Fünftausend von einhunderttausend. Ist das viel? Außerdem ist noch was davon
übrig.«
    »Du warst es also! Dann ist dein Verstand mit dem Alter nicht gerade
gewachsen. Mein Gott! Denkst du, Profis lassen sich von einem wie mir linken?
Und hätte auch nur ein Euro gefehlt, dann würden sie versuchen, ihn aus mir
herauszuprügeln. Fünftausend Euro! Dabei gehe ich drauf!«
    »Dazu müssen sie dich erst kriegen. Und wir sind ja auch noch da.«
    »Oh ja, ihr seid auch noch da. Daran musst du mich nicht erinnern,
Marjana, wirklich nicht. Ohne euch würde ich jetzt die hunderttausend zurück
nach Kiew bringen und in aller Ruhe meine Provision einstreichen.«
    »Erstens«, Luba klappt ein Auge auf, »wärst du ohne uns überhaupt
nicht nach Deutschland gekommen. Zweitens ist diese mickrige Provision von
zwanzigtausend Euro ein Witz dafür, dass du deinen Arsch hinhältst und für
diese Falschgeld-Mafia vielleicht noch ins Gefängnis wanderst.«
    »Ah, die Motorradbraut ist aufgewacht und weiß sofort Bescheid, was
mickrig ist und was nicht. Aber bei Prada ist dir dein Verstand auch in die
Fußgelenke gerutscht, wie?«
    »Drittens«, fährt Luba fort, ohne auf ihn einzugehen, »sind wir hierhergekommen,
um einen echten Schatz zu finden, der ein Vielfaches der Blüten wert ist. Und
davon wissen deine Mafia-Freunde rein gar nichts. Deshalb kannst du jetzt auch
aufhören, dir ins Hemd zu machen, Witja. Wir sind sie los. Und wenn wir wieder
nach Kiew zurückkommen, lieferst du die hunderttausend ab und legst noch was
drauf für die Verspätung. Du wirst reich sein, und du wirst sehen: Sie werden
dir aus der Hand fressen.«
    »Oh ja, die Ukrainerinnen sind nicht nur die schönsten, sondern auch
die schlausten Frauen auf der Welt. Haben immer eine praktische Lösung parat.
Du hast nur eines vergessen, Lubotschka, aber es ist nicht schlimm. Woher
solltest du es auch wissen? Weder in der Fischfabrik noch wenn man auf einer
Ninja durch die Zone braust, lernt man es: Ein Falschgeld-Händler lässt sich von
einem Greenhorn nicht bescheißen. Nie und nimmer. Er wird sich den Typen
schnappen und fertigmachen. Und wenn er selbst dabei draufgeht. Eisernes
Gesetz, verstehst du? Ganovenehre. Spitz oder Knopf, er oder ich. Verstehst du
das? Nein, du verstehst es nicht, ich seh’s dir an der Nasenspitze an.
Trotzdem: Bete zu Gott oder an wen auch immer du glaubst, dass er uns nicht
findet.«
    Als ihr Zug in den Münchner Hauptbahnhof einfährt, wittert Wiktor
die Gefahr hinter jedem Kiosk und an jedem Würstchenstand.
    »Wie sieht er aus?«, fragt Marjana.
    »Wer?«
    »Na der, vor dem du so viel Angst hast.«
    »Es ist der hässlichste Mann, den du je gesehen hast. Du wirst ihn
erkennen, verlass dich drauf. Und dann wirst du dir wünschen, du hättest ihn
nie gesehen.«
    »Okay«, sagt Marjana, »egal, wie hässlich unser befürchteter zukünftiger
Peiniger auch sein mag, ich bin zu müde, um mir jetzt darüber Sorgen zu machen.
Selbst zum Angsthaben bin ich zu k. o. Das Einzige, was ich will, ist ein
breites Bett, am besten in einem sauberen Hotel mit ordentlichem Frühstück am
Morgen.«
    »Dann verlieren wir noch mehr Zeit«, jammert Wiktor.
    »Ist mir jetzt

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