Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
Vom Netzwerk:
Marjana wieder einigermaßen
nüchtern.
    »Na, was würdest du dir gern kaufen, wenn Geld keine Rolle spielen
würde?« Sie drückt vor der Glasfassade des Shoppingcenters ihre heiß gerauchte
Zigarette aus.
    »Keine Ahnung«, sagt Luba. »Motorräder haben sie hier wohl keine.«
    »Hast du nichts anderes im Kopf? Keinen noch so kleinen Schuhtick?
Und jetzt erzähl mir bitte nichts von Bikerstiefeln.«
    »Ich hab mal in einem Magazin Trekkingschuhe von La Sportiva
gesehen, da könnte ich schon schwach werden.«
    Marjana steht auf andere Marken. Und obwohl Luba ihr von den goldenen
Prada-Sandalen abrät, muss Frau Doktor diese Schuhe einfach haben.
    »Hast du keine Skrupel, mit dieser Luxusmarke herumzuprotzen?«
    »Ich weiß nicht, was du hast. Ich finde goldene Sandalen einfach
todschick.«
    »Na ja, irgendwie passt es ja auch. Verbrecherinnen und Ganoven aus
dem Mafia-Umfeld stehen auf teure Labels, sagt man.«
    »Verbrecherin? Ich? Zu wessen Schaden? Also ich weiß genau, was die
Deutschen mir, mir ganz persönlich angetan haben. Zwischen 41 und 45 haben die
Deutschen die Hälfte meiner Familie umgebracht. Mein Bruder starb in einem
Hubschrauber, der von einer westlichen Stinger-Rakete in Afghanistan
abgeschossen wurde. Und das ist noch nicht alles. Mein Freund war Professor in
Kiew, und 1995 hat ihn mir eine Austauschstudentin aus Düsseldorf ausgespannt.
Die war auch nicht hübscher oder klüger als ich, die hatte nur reiche Eltern in
Deutschland, verstehst du? Ich habe keine großen Skrupel, das kannst du mir
glauben. Was wir hier vorhaben, das ist kein Verbrechen, das ist eine Art von
Wiedergutmachung.«
    »Na dann, soll ich mir auch Prada-Sandalen kaufen?«
    »Genau, das machen wir. Nicht nur die Sandalen, wir kaufen uns die
gleichen Klamotten, bis zur Unterwäsche. Wiktor soll denken, er ist betrunken,
wenn er uns an der Bar sitzen sieht.«
    »Für Zwillinge wird er uns trotzdem nicht halten«, sagt Luba.
    »Aber ein Riesenspaß wird es trotzdem.«
    »Okay, dann los.«
    »Hast du überhaupt genügend Geld?«, fragt Luba, als sie am Ende
ihrer Einkaufsorgie an der Kasse stehen.
    Marjana zeigt ihr ein Hunderterbündel. »Das Fehlen dieser winzigen
Menge wird Wiktor bei der Kofferübergabe doch hoffentlich kein Problem bereiten.«
    »Bist du verrückt?«, zischt Luba. »Wenn die uns schnappen oder wenn
Wiktor auffliegt!«
    »Kindchen, jetzt sei doch nicht so nervös. Wer nicht wagt, der nicht
gewinnt. Also mach dir nicht ins Hemd.«
    Die Kassiererin nimmt die Scheine und hält sie unter das
Ultraviolett-Geldprüfgerät.
    »Du Idiotin!« Luba dreht sich auf dem Absatz um. »Ich warte draußen
auf dich, wenn du es überhaupt bis raus schaffst.«
    Die Kassiererin drückt auf den Taster des Prüfgeräts, aber es tut
sich nichts. Sie versucht es noch einmal und noch einmal, dann gibt sie auf.
Sie wendet sich an die Kollegin an der Kasse nebenan: »Andrea, prüf doch mal.«
Sie reicht ihr einen Schein hinüber. »Mein Gerät hat schon wieder den Geist
aufgegeben.«
    »Gib her.« Die Kollegin prüft den Hunderter, dreht ihn um und prüft
ihn noch einmal. Dann gibt sie den Schein zurück. »Alles in Ordnung.«
    Marjana steckt das Wechselgeld in die Hosentasche, dann verlässt sie
bepackt mit Tüten den Laden.
    »Die Scheine haben eine super Qualität«, sagt sie fröhlich, als sie
bei Luba angekommen ist.
    »Du bist total verrückt, weißt du das?«, fragt Luba.
    »Natürlich weiß ich das. Los jetzt, schnell ins Hotel, wir wollen
doch Wiktor überraschen.«
    Als sie an einem Handyshop vorbeigehen, sagt Marjana: »Was hältst du
davon, wenn wir uns noch ein iPhone holen?« Sie packt Luba und zieht sie an der
Hand in den Shop.
    Luba reißt sich los. »Da mach ich nicht mit. Du willst wohl
unbedingt, dass wir auffliegen. Ciao, Marjana. Du machst gerade alles kaputt,
kapierst du das eigentlich nicht, oder bist du einfach nur besoffen?«
    Marjana läuft Luba hinterher und versucht sich dabei eine Zigarette
anzuzünden. »Du hast ja recht, Kindchen, das mit dem iPhone war übertrieben.«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nicht dein Kindchen bin?«,
sagt Luba wütend. »Wenn du willst, dass wir auffliegen, dann lauf doch gleich
zu den Bullen, aber lass gefälligst deine Scheißspielchen. Außerdem geht mir
deine verdammte Kettenraucherei total auf den Keks.«
    Die Ampel schaltet auf Grün. Marjana wirft ihre Zigarette weg und
geht schweigend neben Luba her. Als sie sich im Hotelaufzug gegenüberstehen,
starren sie

Weitere Kostenlose Bücher