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Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Titel: Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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von den Wänden und der hohen Decke wider.
    »Ich soll einen Baum gemolken haben, nachdem ich mit dem Bösen im Bunde war. Dem Teufel sollen Flammen aus dem Mund geschlagen sein, als ich mich mit ihm und meiner Freundin Gesche Glieders auf der Wiese getroffen habe.«
    Krechting begann zu lachen. Es klang boshaft und eine Spur hämisch. »Die Jeveraner! Die Papisten … Was denen nicht so einfällt.«
    Hiske zitterten die Knie. Es war mutig, vielleicht dumm, so ehrlich zu sein, aber wenn sie eine Zuflucht wollte, hatte sie keine andere Chance, als ihre Notlage wahrheitsgetreu zu schildern. Es würde vermutlich sowieso irgendwann herauskommen. Das Leben war, wie es war.
    Jever und Ostfriesland, zu dem die Herrlichkeit Gödens gehörte, hegten keine Freundschaft füreinander. Hebrich von Knyphausen und Krechting würden im besten Fall kein Interesse daran haben, sie an Fräulein Maria auszuliefern. »Ich bin aber keine Zauberin, keine Hexe. Ich bin Hebamme und Heilerin. Ich kenne den Teufel nicht.«
    Krechting nickte. Sein Blick ruhte schon wieder eine Spur zu lange auf ihr, sodass es Hiske durch Mark und Bein ging. Der Mann war ihr unheimlich, und gleichzeitig besaß er eine Anziehungskraft, der man sich nur schwer entziehen konnte.
    »Ihr könnt bleiben. Wir können eine Heilkundige brauchen. Anneke ist Marketenderin, sie taugt nicht zur Hebamme für die vielen Frauen, die hier niederkommen. Wir werden ja immer mehr. Sucht Euch einen Platz zum Schlafen, ich lasse bekannt geben, wo die Weiber Euch finden, wenn sie in Not sind.« Er zögerte. »Aber sagt keinem, warum Ihr hier seid. Besser, das weiß niemand. Manchmal haben die Wände Ohren, und nicht immer sind die Menschen sich wohlgesonnen. Ihr seid eine Hebamme, die es hierher verschlagen hat, das muss reichen. Euch wird keiner weiter fragen, bei uns redet man nicht viel über gestern. Weil es für alle besser ist.« Er machte eine Pause. »Fragen hören auch wir nicht gern.«
    Krechting wandte sich zur Tür. »Entschuldigt mich, aber mein bester Freund ist heute getötet worden, ich muss ein wenig allein sein und nachdenken, wie ich den Mörder finde, damit ich ihm jedes Stück Fleisch eigenhändig aus dem Körper brennen kann.« Den letzten Satz hatte Krechting bereits wieder so laut gesprochen, dass er sicher draußen zu hören war. Und nichts war mehr von der weichen Seite zu erkennen, die er eben für einen Augenblick gezeigt hatte.
    Hiske machte einen Schritt auf Krechting zu. »Trotzdem muss ich doch wissen, wer die Leute da draußen sind.«
    Krechting blieb in der geöffneten Tür stehen, drehte nur den Kopf über die Schulter. »Ich sagte: nicht fragen. Manche Dinge nimmt man besser einfach so hin.« Er verharrte kurz. »Noch etwas: Egal, was mit den Kindern ist, die du auf die Welt holst – du wirst sie nicht taufen! Niemals!«

Kapitel 3
    Adele war froh, dass Hiske bei ihr einziehen wollte. Krechting würde sie schon nicht fortschicken. Seit die alte Hulda gestorben war, hatten sie keine Hebamme mehr, und er konnte froh sein, wenn die schwangeren und niederkommenden Frauen besser versorgt waren.
    Hiske war Adele sympathisch, sie würde ihr sicher Halt geben können und ihre schwarzen Gedanken aufhellen. Außerdem war es besser, sie gab die freie Kammer freiwillig her. Nun, wo von Ascheburg tot war und sie nicht mehr schützte, würde man ihr rasch einen der Neuankömmlinge unterschieben wollen, da wusste sie lieber, wen sie sich ins Haus holte.
    Die Hebamme umgab eine besondere Aura, die auch Krechting nicht verborgen geblieben war. Adele hatte seinen Blick gesehen. Ihr Anführer mochte sein wie er war, an fehlender Menschenkenntnis litt er nicht, sonst wäre er nicht da, wo er jetzt war. Genau wie sein untrüglicher Instinkt Gefahren gegenüber sie letztlich aus dem sterbenden Münster herausgeholt hatte. Allerdings hatte Adele in der letzten Zeit immer häufiger das Gefühl, dass er längst nicht mehr alles so im Griff hatte, wie er es seinen Untertanen suggerieren wollte.
    Adele trat in die Kammer, die sie der Hebamme zugedacht hatte. Sie war klein, doch es befand sich eine ordentliche Bettstatt darin, und sie konnte noch einen Tisch mit Hockern hineinstellen. Für die Herrlichkeit war das schon ein beträchtlicher Luxus, einzig Krechting, Schemering und Hebrich von Knyphausen hatten ein anderes Leben. Und bis gestern Cornelius von Ascheburg, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Sie machte sich an die Arbeit, die Kammer für die Hebamme vorzubereiten,

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