Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin
wandte sich ab und merkte, dass Jan ihr folgte.
»Garbrand und ich bleiben«, sagte er. »Auch Hebrich braucht einen Arzt. Und ich darf meinen Forschungen nachgehen.«
»Forschungen?«, hakte Hiske nach, froh, aus ihren Grübeleien gerissen zu sein.
»Die Viersäftelehre stimmt nicht. Es gibt andere Ansätze, besseres Wissen. Ich darf es hier ausleben.«
Hiske lächelte. So mochte sie den Arzt. Wenn seine Augen vor Begeisterung blitzten, wenn er von etwas überzeugt war.
»Ich freu mich, wenn du bleibst«, sagte sie.
»Es gibt genug zu tun«, erwiderte er und strich kurz über Hiskes Unterarm, zuckte aber zurück, als habe er eine Nähe zugelassen, die er selbst nicht duldete.
»Er kann hier viel erreichen!« Anneke war hinzugetreten und zwinkerte Jan so vielsagend zu, als habe sie ihn längst erobert.
ENDE
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Die Personen:
Hiske Aalken:
Hebamme, in Jever als Toversche oder auch als Hexe, Zauberin, angeklagt. Sucht Zuflucht in der Herrlichkeit.
Der Knabe:
Eine vergessene Seele, die sich selbst noch nicht gefunden hat.
Adele Stausand:
Verwitwete Freundin von Hiske Aalken. Kommt als Flüchtling aus Münster.
Jan Valkensteyn:
Arzt aus Amsterdam, der mit einer wichtigen Botschaft in die Herrlichkeit Gödens reist.
Garbrand:
Katholischer Mönch, aus einem englischen Kloster geflohen und Wegbegleiter Jan Valkensteyns.
Melchior Dudernixen:
Bader in der Wagenstadt an der Burg Gödens. Mennonit aus Holland.
Magda Dudernixen:
Weib des Baders. Mennonitin aus Holland.
Anneke Hollander:
Marketenderin und Duuvke (Hure). Mennonitin aus Holland.
Tyde von Ascheburg:
Frau des Lokators von Ascheburg, stammt aus Dykhusen.
Cornelius von Ascheburg:
Lokator in der Herrlichkeit Gödens, kommt aus Münster, war dort auch an der Seite Jan van Leydens, dem Anführer der Täufer aus Münster.
Historische Persönlichkeiten
Hinrich Krechting:
Rechte Hand der Hebrich von Knyphausen, Jurist und Anführer der Menschen in der Wagenstadt an der Burg Gödens. Kommt aus Münster, war dort Kanzler von Jan van Leyden, dem großen Täuferführer.
Hebrich von Knyphausen:
Häuptlingswitwe, lenkt nach dem Tod ihres Mannes Haro von Oldersum die Geschicke in der Herrlichkeit Gödens.
Wolter Schemering:
Neffe und Sekretär von Hinrich Krechting. Später Landrichter in der Herrlichkeit Gödens, ist zusammen mit Hinrich Krechting aus Münster geflohen.
Bernd Rothmann:
Auch Bernhard Rothmann. Hauptprediger der sogenannten Wiedertäufer in Münster. Es wird vermutet, dass er nach der Erstürmung der Stadt Münster durch den belagernden katholischen Bischof Franz von Waldeck fliehen konnte, da seine Leiche nie gefunden wurde. Über sein weiteres Wirken nach 1535 gibt es keine gesicherten Erkenntnisse.
Elske Krechting:
Frau von Hinrich Krechting, aus Münster mit den Kindern an seiner Seite geflohen.
Gräfin Anna von Oldenburg:
Gräfin von Ostfriesland, lebte in Emden, hat versucht, eine Einheit der Glaubensrichtungen zu bewirken.
Johannes a Lasco:
Superintendent, eingesetzt von Gräfin Anna, war maßgeblich an der Neugestaltung des ostfriesischen Kirchenwesens beteiligt.
Graf Anton von Oldenburg:
Gewährte Hinrich Krechting in der ersten Zeit nach der Flucht aus Münster Schutz in Oldenburg.
Dr. Albert Hardenberg:
Eine reformierter Geistlicher, der sich in vielen Gesprächen während Krechtings Zuflucht in Rastede mit dem Täufer auseinandergesetzt haben soll.
Gesche Glieders:
Angeklagte »Toversche« aus Jever, wurde 1543 in Jever verbrannt: Folgende Anschuldigungen gab sie unter der Folter zu (Auszug aus der Prozessakte):
»Sie habe dem Teufel ihre Seele verschrieben, ihr sei ein ›greulicher Mann‹ erschienen, dem Flammen aus dem Mund geschlagen seien. Und sie sei in der Walpurgisnacht in der Morgendämmerung mit einem Krug und einem Tuch über die Weide gelaufen war und habe einen Baum gemolken.«
Maria von Jever:
Regentin der Herrschaft Jever, im Jeverland unter Fräulein Maria bekannt.
Remmer von Seediek:
Kanzler von Fräulein Maria von Jever.
Glossar
Geschichtliche Situation in Ostfriesland 1545
Ostfriesland war im 16. Jahrhundert eine Hochburg für Glaubensflüchtlinge, in erster Linie aus Holland. Es waren vornehmlich die friedlich gesonnenen Mennoniten, eine Täufergruppe, die vor allem in Emden und in der Herrlichkeit Gödens Zuflucht fanden. Es sind jedoch nachweislich auch führende militante Täufer aus Münster in die Herrlichkeit gekommen, haben sich dort niedergelassen
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