Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
Ihr wäret längst wach."
Noch etwas benommen, richtete sich AnnaClaire auf. Im ersten Moment wusste sie überhaupt nicht, wo sie war. Doch sogleich setzte die Erinnerung ein, und sie sah sich erschrocken um. Doch zu ihrer großen Erleichterung lag sie allein im Bett. Rory hatte sich in den frühen Morgenstunden davongeschlichen.
Jetzt erinnerte sich AnnaClaire auch wieder an seine geflüsterten Worte, als er sie verließ.
Sie war dann wieder einge schlafen mit seinem Versprechen, ihrem Vater in London schnellstmöglich eine Nachricht zu senden, denn bestimmt machte sich Lord Thompson inzwischen allergrößte Sorgen um seine Tochter.
Velia hatte mittlerweile die Schüssel in den dafür vorgesehenen Ständer gestellt und die Wäsche in den großen Schrank gelegt. Sie war im Begriff zu gehen, wobei sie die Hunde vor sich herscheuchte, als AnnaClaire sie ansprach.
„Nein, Velia, bleib noch ein wenig. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich jemals so tief und fest geschlafen hätte - und so lange. Es muss ja schon heller Tag sein!"
„Allerdings, Mylady. Und das ist auch gut so. Denn nach dem, was ich gehört habe, habt Ihr wohl eine äußerst beschwerliche und gefährliche Reise hinter Euch. Alle hier auf Ballinarin sind voll der Bewunderung ob Eures Mutes."
Velia ging hinüber zu den hohen Fenstern und zog die schweren Vorhänge zurück.
Sogleich flutete Sonnenlicht in den Raum. „Ich hatte den Befehl, Euch unter gar keinen Um-ständen zu wecken", plapperte sie munter weiter.
„Das war sehr freundlich von Eurer Herrin." AnnaClaire schwang die Beine über den Bettrand und stand auf.
„Aber es war gar nicht die Herrin, die diesen Befehl gege ben hat", versetzte Velia. „Rory hat jedem im Haus strikt verboten, zu früh in Eure Nähe zu kommen."
AnnaClaire beugte den Kopf tief über die Waschschüssel, um ihre hochroten Wangen zu kühlen und vor der Zofe zu verbergen. Sie nahm sich vor, ihren wunderbaren Liebhaber spä-
ter wegen seiner Anordnung zur Rede zu stellen. Doch jetzt musste sie sich erst einmal innerlich darauf einstellen, in Kürze der Familie wieder gegenübertreten zu müssen. „Sind die anderen vollzählig unten versammelt?" erkundigte sie sich.
„Ja, Mylady." Velia hatte Leibchen und Unterkleid für AnnaClaire zurechtgelegt und hielt jetzt ein Gewand in leuchtendem Blau hoch. „Findet dieses Kleid wohl Eure Zustimmung?"
„Oh, es ist wunderschön", gab AnnaClaire zurück. „Allerdings hatte ich gehofft, nun wieder meine eigenen Sachen anziehen zu können, zumal ich ja heute abreise."
„Wie Ihr wünscht, Mylady", antwortete die Zofe. Sie wirkte plötzlich ein wenig traurig.
„Eure Kleider waren völlig durchgeweicht und auch sehr schmutzig. Aber sobald sie gereinigt und geflickt sind, werde ich sie Euch bringen lassen."
AnnaClaire lenkte ihre Schritte zu dem großen Speisezimmer, da sie von dorther Stimmen vernahm. Bei ihrem Eintreten hörte die Unterhaltung schlagartig auf, und ihr war klar, dass man über sie gesprochen und gemutmaßt hatte, wann der unwillkommene Gast wohl abreisen würde.
„Ah, AnnaClaire, guten Morgen." Conor stand auf, reichte ihr eine Hand und führte sie an den Tisch, wo die Familie fast vollständig versammelt war. AnnaClaire neigte grüßend den Kopf, woraufhin die O'Neils ihr kühl und knapp zunickten.
„Rory glaubte, du würdest noch stundenlang schlafen", meinte Conor, während er ihr höflich und zuvorkommend einen Stuhl zurechtrückte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als neben Gavin O'Neil Platz zu nehmen, der die Stirn gerunzelt hatte und dadurch ausnehmend brummig aussah.
Dankend nahm AnnaClaire einen Becher Glühwein an und nippte an dem aromatischen Getränk. Dann fragte sie mutig: „Wo ist Rory denn?"
Moira und Gavin tauschten einen vielsagenden Blick. Schließlich antwortete Moira: „Rory ist ausgeritten. Er musste ... ganz bestimmte Orte aufsuchen. Schließlich war er sehr lange fort."
AnnaClaire ließ sich von einem Dienstmädchen eine Sche ibe Brot auf den Teller legen.
Nachdem sich das Mädchen ent fernt hatte, erklärte sie: „Ich habe Velia angewiesen, meine Kleider in Ordnung zu bringen und zurechtzulegen. Sobald Rory wieder da ist, kann ich abreisen."
„Ihr könnt Ballinarin noch nicht verlassen, Engländerin", polterte Gavin los. „Ihr schuldet mir die Gelegenheit, meine Ehre beim Schachspiel wieder herzustellen."
AnnaClaire schaffte es, ihre Stimme kühl klingen zu lassen, als sie zurückgab: „Das dürfte
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