Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
nicht lange dauern, Gavin O'Neil. Ich kann Euch beim Schach schlagen und trotzdem innerhalb einer Stunde unterwegs sein."
Was bildete sich dieses Frauenzimmer eigentlich ein! Ungehalten erhob Gavin sich von seinem Stuhl und musterte AnnaClaire finster. „Unglücklicherweise muss ich zunächst ins Dorf reiten, um dort Geschäfte zu erledigen. Nach meiner Rückkehr werden wir sehen, wer verliert und wer gewinnt."
AnnaClaire nickte. Sie war schon zuvor nicht besonders hungrig gewesen, doch jetzt war ihr der Appetit gänzlich vergangen. Wieso war Rory nicht da, um sie in dieser heiklen Situation zu unterstützen! Er wusste doch bestimmt, wie unangenehm es für sie sein würde, allein mit seiner Familie am Tisch sitzen zu müssen.
All die süßen Versprechungen der Nacht schienen bei Ta geslicht ihre Bedeutung verloren zu haben.
„Vielleicht würdet Ihr Euch im Garten wohler fühlen?"
Moira war AnnaClaires Unbehagen nicht entgangen.
„Oh ja, vielen Dank." AnnaClaire sprang auf die Füße. Sie war froh, der beklemmenden Atmosphäre entrinnen zu können.
„Komm, Briana." Moira bedeutete ihrer Tochter, ihr nach draußen zu folgen. „Du kannst uns begleiten."
AnnaClaire verließ hinter Briana und deren Mutter den Speiseraum, dicht gefolgt von den Hunden.
„Oh!" Auf den Anblick, der sich ihr bot, war sie ganz und gar nicht vorbereitet. Ihre Unzufriedenheit und der unterschwellige Zorn waren vergessen. „Das ist ja wunderhübsch hier."
Die Gärten von Ballinarin waren nach dem Vorbild der berühmtesten Gärten Englands angelegt worden mit sorgsam gestutzten Hecken und gewundenen Wegen, die mit kleinen Steinen gepflastert waren. Bänke luden hier und da an besonders hübschen Plätzen inmitten der vielen Pflanzen zum Aus ruhen ein.
„Wenn erst die Sommersonne all die Blumen zum Blühen bringt, ist es hier wie im Paradies."
„Ich finde, es ist schon jetzt bezaubernd hier und so wunderbar friedlich", erwiderte AnnaClaire aufrichtig.
Moira lächelte herzlich. In diesem Moment war die Ähnlichkeit zwischen ihr und Rory dermaßen groß, dass Anna Claires Herz pochte. „Als ich vor langer Zeit erstmals hierher kam, als junge Braut, habe ich auch so empfunden", sagte Moira.
„Wie alt wart Ihr zu der Zeit?"
„Fünfzehn."
AnnaClaire schaute Moira genauer an. „So jung noch ..."
„Ja, nicht älter, als Briana jetzt ist", bestätigte Moira. „Es ist kaum zu glauben, dass ich in dem Alter schon wusste, was ich wollte. Aber in dem Augenblick, als ich Gavin zum ersten Mal sah, war mir klar, dass er der einzige Mann war, den ich wollte."
Trotz der ruppigen Art, die Gavin ihr gegenüber an den Tag legte, erkannte AnnaClaire, warum die junge Moira ihr Herz an den harten Kämpfer verloren hatte, so wie sein Sohn Rory auch ihr Herz zutiefst berührt hatte. „Und was hatte Euer Vater dazu zu sagen?"
„Sehr viel! Und nichts Gutes."
„Warum?"
Moira setzte sich auf eine Bank und bedeutete sowohl ihrer Tochter als auch AnnaClaire, sich zu ihr zu setzen. „Gavin O'Neil hatte den Ruf eines furchtlosen Kriegers", erzählte sie.
„Mein Vater war entschlossen, dass seine einzige Tochter nur einen Mann heiraten würde, der ihr sowohl ein friedliches als auch angenehmes Leben bereiten würde. Als Gavin um meine Hand anhielt, lehnte mein Vater diesen Antrag ab. Als Gavin ihn weiter bedrängte, erklärte mein Vater, es gebe für mich keine Mitgift und daher auch keine Hochzeit."
AnnaClaire runzelte die Stirn. „Es ist ja offensichtlich, dass Euer Vater schließlich nachgab. Womit hat Gavin ihn überredet?"
„Nicht Gavin hat ihn überzeugt, sondern ich." Moira hielt beide Hände an die Wangen, die tatsächlich auf einmal leicht gerötet waren. „Ich habe es mit Betteln und Flehen versucht, aber vergeblich. Also blieb mir nur eine List. Ich ließ Gavin im Namen meines Vaters eine Nachricht zukommen, er möge uns seine Aufwartung machen und um meine Hand anhalten.
Dafür habe ich gewissermaßen die Unterschrift meines Vaters gefälscht."
AnnaClaire sah mit großer Sympathie, wie Moira trotz ihres Alters bei diesem Eingeständnis errötete.
„Als Gavin dann erschien, wartete ich schon an der Flussbiegung auf ihn. Ich besaß nur die Kleider, die ich am Leibe trug, und das sagte ich ihm auch. Und wie man sieht, hat er mich so genommen, ohne Mitgift."
„Musstet Ihr deswegen alle Verbindungen zu Eurem Vater abbrechen?"
Moira lächelte. „Ich hatte damit gerechnet. Doch nachdem ich unseren ersten Sohn zur Welt
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