Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
der alte Gavin O'Neil sich ihr gegenüber so beleidigend verhalten hatte. AnnaClaire konnte in gewisser Weise seinen heftigen Ausbruch verstehen.
Doch gleichzeitig fand sie es nicht gerechtfertigt, einem einzigen Mann die Schuld anzulasten für alles, was die Engländer in Irland an Unheil angerichtet hatten. Wenn die Menschen hier doch ihren Vater so gut kennen würden, wie Anna Claire ihn kannte.
Sie musste wieder an Gavin O'Neil denken und daran, mit welchem Hass und welcher Unerbittlichkeit er ihr begegnet war. Es fiel ihr nicht leicht, in ihm denselben Mann zu sehen, der sein Haus bereitwillig den Waisen Velia und Innis geöffnet hatte. Trotz seines hitzigen, unkontrollierbaren Temperaments schien er auch ein warmherziger, großmütiger Mann zu sein.
Es war eine Schande, dass Männer verschiedener Nationa litäten und unterschiedlicher Treueschwüre einander nicht so kennen lernen konnten, wie ihre Familien sie kannten.
AnnaClaire stieß einen tiefen Seufzer aus. Sie fühlte sich erschöpft und innerlich zerrissen von den widersprüchlichen Eindrücken, die in so kurzer Zeit auf sie eingestürmt waren.
Aufatmend streckte sie sich auf dem Bett aus, kuschelte sich in die weichen Decken und schloss die Augen.
Plötzlich hörte sie, wie die Tür geöffnet wurde, und im nächsten Moment kam Rory auf sie zu, barfuss und mit bloßem Oberkörper.
„Ich dachte schon, die Kleine mit ihrer unendlich langen Leidensgeschichte würde nie mehr aus deinem Gemach herauskommen."
AnnaClaire richtete sich auf, wobei ihr die Decken von den Schultern rutschten und den Blick auf die nur spärlich verhüllten Rundungen freigaben. Rory fühlte, wie ihm der Mund trocken wurde.
„Hast du etwa gelauscht?" wollte AnnaClaire schockiert wissen.
„Ja, was denn sonst? Ich musste doch herausfinden, ob und wann du endlich allein bist." Er lächelte sie so vielsagend an, dass AnnaClaire spürte, wie ihr unter diesem Blick heiß wur de.
Es verschlug ihr die Sprache, als Rory unbekümmert begann, sich völlig zu entkleiden.
Sie musste sich mehrmals räuspern und heftig schlucken, bevor sie hervorstoßen konnte:
„Rory, du darfst eigentlich gar nicht hier sein."
„Und warum nicht?" Er hob die Decke an und legte sich zu AnnaClaire.
„Weil es das Haus deiner Eltern ist. Es gehört sich einfach nicht."
„Willst du damit sagen, dass das hier auch nicht richtig ist?" Er legte ihr eine Hand um den Hinterkopf und küsste sie leidenschaftlich.
Ihr Widerstand schwand augenblicklich. AnnaClaire klammerte sich an Rory und erwiderte seine Zärtlichkeiten voller Hingabe.
Schließlich schob sie ihn ein wenig von sich fort und rang nach Luft. „Du weißt genau, was ich meine. Die Dienstboten werden über uns reden und deine Eltern davon erfahren. Der gesamte Haushalt wird morgen früh wissen, dass du das Bett mit mir geteilt hast."
„Wäre das so schlimm?" Er strich ihr mit beiden Händen durch das zerzauste Haar. Dann begann er, liebevoll an ihrem Kinn und den Mundwinkeln zu knabbern. Sie konnte fühlen, wie sich sein Begehren rasch steigerte.
„Ich habe dich so sehr vermisst, AnnaClaire", gestand er. „Den ganzen Tag, den ganzen endlosen Abend dachte ich immerfort an dich. Und an unser nächtliches Beisammensein." Er nahm sie in die Arme und küsste sie leidenschaftlich, bis sie beide um Atem rangen.
„Sag die Wahrheit", verlangte er. „Hast du nicht auch an mich gedacht?"
„Ja, ja, ich gebe es ja zu", brachte sie heiser hervor. All ihre Sinne konzentrierten sich jetzt auf Rorys liebkosende Hände auf ihrem Körper und das Sehnen tief in ihr, das nach Erfüllung verlangte.
„Ist es nicht wundervoll", flüsterte er heiß an ihrem Ohr, „dass wir jetzt die ganze Nacht für uns allein haben?"
„Oh Rory, wenn es doch nur immer so sein könnte", rief AnnaClaire erstickt.
„Eines Tages wird es so sein, Liebste, das verspreche ich dir."
Unendlich zärtlich und so sanft wie nie zuvor begann Rory das Liebesspiel, das ihn und AnnaClaire in einen Strudel unbeschreiblicher, nie zuvor gekannter Gefühle riss.
„Guten Morgen, Mylady." Mit der Hüfte stieß Velia die Tür zu AnnaClaires Schlafgemach auf und trat rückwärts ein. In den Händen balancierte sie eine mit klarem Wasser gefüllte Waschschüssel, und über die Arme hatte sie saubere Wäsche gelegt. Hinter ihr kamen auch einige der Hunde ins Zimmer.
Als sie sich umwandte, erkannte sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. „Oh Verzeihung, Mylady. Ich hatte geglaubt,
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