historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc
die letzten Worte gehört, und seine Augen funkelten vor Zorn.
„Mein Sohn und mein Enkel haben ihr Leben geopfert für ihren König. Wollen Sie etwa dieses Opfer herabwürdigen, Lord Fenwick?"
„Nein, ich sage nur, dass England es sich nicht länger leisten kann, wertvolles Frachtgut zu verlieren, und schon gar nicht, wenn dieses Gut für den König bestimmt ist. Als Lord Admiral würde ich selbst sicherstellen, dass Piraten für immer aus englischen Gewässern vertrieben werden. Dann brauchten wir auch jene Leute nicht mehr, die zwar für Sicherheit in unseren Gewässern sorgen, ansonsten aber auch jede nur erdenkliche Beute für sich behalten."
Der König schien ernsthaft an Lord Fenwicks Ausführungen interessiert zu sein. „Ich werde darüber nachdenken. Anschließend wird es eine Zusammenkunft mit dem Thronrat geben, damit die Angelegenheit näher erörtert werden kann, Lord Fenwick. Oder ...", er lächelte, „... sollte ich besser sagen: Lord Admiral?"
„Ich bin Euer Majestät ergebener und dankbarer Diener." Silas ließ den Blick über die Tafelrunde schweifen. Sein Werk war so gut wie vollendet. Sowie er offiziell als Lord Admiral eingesetzt war, würden sich die Dinge eilends verändern. Der Rest seines genialen Plans würde sich dann ganz von alleine erfüllen.
Das Lächeln auf seinem Gesicht erstarb, als er den großen Mann erkannte, der durch den Saal auf die Tafel des Königs zukam.
„Riordan!" Ambrosias Gesicht erstrahlte in unverhohlener Freude. Er sah so wunderbar aus, so schneidig und forsch, dass sein Anblick ihr beinahe den Atem nahm. Einen Herzschlag lang trafen sich ihre Blicke.
Dann riss sich Riordan von Ambrosias zauberhaftem Anblick los und verneigte sich tief vor dem König. „Verzeiht mir, Majestät, dass ich erst jetzt erscheine."
„Keine Ursache, mein Freund. Ich bin sicher, die Verspätung war unumgänglich." Charles blickte in die Runde. „Ich nehme an, Sie kennen die Anwesenden?"
„Ja." Riordans Lächeln verschwand, als er Silas erblickte. „Verzeiht, Majestät. Aber ich habe äußerst wichtige Neuigkeiten, die ich Eurer Majestät nur in der Abgeschiedenheit der Privatgemächer anvertrauen kann. Die Angelegenheit duldet keinerlei Aufschub."
King Charles seufzte tief auf und sah Ambrosia an. „Da sehen Sie es, Verehrteste. Die Arbeit eines Monarchen endet nie und kennt keine Unterbrechungen." Er zog ihre Hand an die Lippen, schenkte den anderen Gästen an seinem Tisch ein flüchtiges Lächeln und entfernte sich rasch aus dem Speisesaal, dicht gefolgt von Riordan Spencer.
Die Menge erhob sich und verneigte sich respektvoll vor dem Monarchen. Doch sowie dieser außer Sichtweite war, herrschte alsbald eine fröhliche, geradezu ausgelassene Stimmung. Nur Silas Fenwick, der zusammengesunken auf seinem Stuhl saß, runzelte in tiefer Besorgnis die Stirn.
„Es passt alles, Majestät." Riordan war zu aufgewühlt, um sich hinzusetzen. Während es sich der König in einem Sessel bequem machte, marschierte er unruhig in dem Privatgemach seines Monarchen hin und her. Ungeduldig wartete er, dass der Diener, der Ale und Becher gebracht hatte, sich wieder ent fernte.
Sowie er mit Charles allein war, erklärte er: „Ich war mir sicher, dass kein anderer als er den Piraten verraten haben konnte, welche Fracht wir an Bord hatten. Aber jetzt habe ich auch den endgültigen Beweis dafür."
„Bist du nach Cairn zurückgekehrt?" Nur in der Abgeschiedenheit der Privaträume und nur wenn sie allein waren, kamen der König und Riordan zu dem vertrauten Du ihrer Jugendjahre zurück.
„Nein, dort darf ich mich nicht mehr blicken lassen. Vor allem deshalb nicht, weil Ambrosia die Stadt um die Hälfte dezimiert hat."
„Miss Lambert?"
„Ja." Riordan lächelte fröhlich. „Bevor sie Cairn verließ, hat sie nicht nur das Gold gerettet, sondern auch ein Feuer ent facht, durch welches beinahe die Hälfte der Stadt zerstört wurde.
Charles schüttelte verwundert den Kopf. „Wer hätte das von dieser sanften, jungen Dame gedacht?"
Riordan lachte. „Sanft. An Ambrosia ist nichts Sanftes. Sie kann ein Schiff genauso gut segeln wie jeder Seemann. Sie kann fast jeden Mann im Schwertkampf besiegen. Und Gnade dem armen Dummkopf, der versucht, ein Streitgespräch mit ihr zu gewinnen."
„Ich nehme an, dass du das bereits versucht hast?"
„Ja. Und ich habe auf beschämende Art immer verloren."
Die beiden Männer lachten leise vor sich hin.
„Ich möchte wetten, du hast noch etwas
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