historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc
des Lichtes genauer um. Überall lagen Kleidungsstücke herum. Die Vorhänge waren heruntergerissen.
Hier musste ein Kampf stattgefunden haben. Riordans Unruhe wuchs, als er jetzt nahe an das Bett herantrat. Er hob seine Kerze etwas höher und entdeckte die Schriftrolle. Er begann zu lesen, und das Blut gefror ihm schier in den Adern.
Ich habe Ihre Frau. Ihr Leben für Ambrosia Lamberts! Kommen Sie allein. S.F.
In ohnmächtiger Wut zerknüllte er das Schriftstück und schleuderte es gegen die Wand.
Als er sich umdrehte, entdeckte er etwas, und er glaubte, sein Herz bliebe stehen.
Blut! Auf den Decken waren an mehreren Stellen Blutspuren erkennbar!
Herr im Himmel! Ambrosia war verletzt. Und sie befand sich in der Gewalt eines Verrückten!
20. KAPITEL
Ambrosia zitterte am ganzen Körper. Sie wusste allerdings nicht, ob der Grund hierfür in der kalten Nachtluft lag oder der Angst vor dem, was Silas wohl mit ihr vorhaben mochte. Er saß auf dem Kutschbock und trieb die Pferde in halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die dunklen Straßen Londons.
Plötzlich schwenkte der Wagen von der Straße in eine kur venreiche Allee, die zu einem prachtvollen Anwesen führte. Vor dem prunkvollen Portal brachte Silas die Kutsche zum Stehen und übergab die Zügel einem verschlafenen Stallburschen. Dann zerrte er Ambrosia aus dem Gefährt und schubste sie zum Eingang.
Ein älterer Butler öffnete. Sollte er irgendwelche Regungen empfinden angesichts der jungen Dame, die sein Dienstherr am Arm festhielt und die lediglich ein zartes Nachtgewand trug, so blieben diese dem Betrachter verborgen.
„Sie müssen mir helfen", rief Ambrosia verzweifelt.
„Powell, du kannst jetzt zu Bett gehen. Ich benötige deine Dienste heute Nacht nicht mehr."
„Sehr wohl, Mylord." Der Butler vermied es, Ambrosia anzuschauen. Vielmehr beeilte er sich, nach einer kurzen Verbeugung vor Silas aus dessen Nähe zu verschwinden.
Ambrosias Arm wurde an der Stelle, an der Lord Fenwick ihn umklammert hielt, allmählich taub. Rücksichtslos zog Silas Ambrosia mit sich in einen Raum am äußersten Ende der großen Eingangshalle. Dort warf er sie zu Boden und verriegelte, während sie sich mühsam aufrichtete, die Tür. Dann lehnte er sich dagegen und beobachtete ungerührt, wie Ambrosia langsam auf die Füße kam.
„Warum haben Sie mich hierher gebracht?" wollte sie wissen. „Worum geht es hier überhaupt?"
„Um Macht, meine liebe Miss Lambert", erwiderte er. „Und um Rache!"
„Ich ... ich verstehe nicht, was Sie meinen."
„Du und deine Familie wähntet euch wohl besonders schlau mit dem Plan, das für den König bestimmte Gold zu befördern. Habt ihr tatsächlich geglaubt, ich hätte euer Spiel nicht sofort durchschaut?"
„Sie also ...!" Ambrosia fiel ein, wie Riordan sie, bevor er ohnmächtig geworden war, noch vor etwas hatte warnen wollen. „Sie also haben uns die Piraten unter dem Kommando von Eli Sledge auf den Hals gehetzt?"
Silas knirschte hörbar mit den Zähnen. „Sledge war ein Narr und hat den Tod verdient", stieß er hervor. „Er hat es nicht einmal geschafft, eine Gruppe von alten Männern und hilflosen Frauen unter Kontrolle zu halten. Ganz zu schweigen von Riordan Spencer."
Ambrosia hörte eiskalten Hass bei der Erwähnung von Riordans Namen aus Fenwicks Stimme heraus. „Warum hassen Sie ihn so sehr?"
„Weil er alles hat, was ich gehabt hätte, wenn mein Plan erfolgreich ge wesen wäre."
„Ihr Plan?"
„Ja. Charles sollte durch seinen Vetter, den Earl of Buckingham, ersetzt werden. Dann wäre ich für den neuen König das gewesen, was Riordan für Charles ist."
„Was Riordan für den König ist?" Ambrosia ahnte bereits etwas, konnte es aber noch nicht recht glauben. „Sie meinen, er ist mehr als ein Mann, der Piraten unschädlich macht?"
Lord Fenwick brach in bitteres Gelächter aus. „Wofür hältst du ihn denn? Etwa für einen einfachen Schiffskapitän? Du kleines Schaf! Riordan Spencer ist einer der mächtigsten Männer Englands. Ohne ihn wäre Charles niemals König geworden."
Nach kurzem Schweigen fuhr er mit gesenkter Stimme fort: „Und der gute Charles ist außerordentlich großzügig darin, seiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Wie ich hö rte, soll er seinem Freund riesige Besitztümer überall im Land angeboten habe, die Spencer jedoch entschieden abgelehnt hat. Wenn er wollte, könnte er einer der reichsten Männer weit und breit sein."
„Und Sie begehren, was er ablehnt?"
„Ja, und
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