historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc
die nichts im Kopf haben als Unsinn, überhaupt noch hier sind?" Ihre Augen blitzten vor unterdrückter Wut.
Er fuchtelte mit einem Zeigefinger vor ihrer Nase herum. „Und darf ich Sie, verehrte Ambrosia Lambert, daran erinnern, dass ich aus freien Stücken hier bin. Und ich werde nur so lange bleiben, wie ich es wünsche. Ich allein bin Herr meiner Ent scheidungen."
Der alte Newton trat zwischen Ambrosia und Riordan. „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, Captain", warf er beschwichtigend ein. „Das Mädchen ist noch immer aufgewühlt von dem Kampf, den es heute Morgen hatte." Stirnrunzelnd wandte er sich an Ambrosia.
„Und du, junge Dame, hältst den Captain von seiner Arbeit ab."
Als sie zu einer empörten Erwiderung ansetzte, bedachte Newt sie mit einem Blick, den sie seit frühester Kindheit kannte. Wortlos drehte sie sich um und bückte sich nach ihrem Schwert. Gefolgt von ihren Schwestern, machte sie sich dann auf den Weg zum Haus.
Riordan beobachtete sie unentwegt und wie gebannt. Obwohl er weiter von Ärger erfüllt war, konnte er nicht umhin zu denken, dass das Rauschen des Blutes in seinen Ohren noch verstärkt wurde durch den Anblick von Ambrosias Rückenansicht. Die Hosen lagen eng um ihre Hüften, und für Riordan gab es keinerlei Zweifel daran, dass sie der bezauberndste Matrose war, den er je gesehen hatte.
Als er sich schließlich umwandte, um zu seinen Leuten zurückzukehren, merkte er, dass ihn die beiden alten Männer unablässig beobachteten. Schnell und ohne ein Abschiedswort ging Riordan fort.
„Wo ist Ambrosia, Mistress Coffey?" Nach einem erfrischenden Bad war Riordan bereit, einen weiteren Versuch zu unternehmen, Ambrosia ihre Pläne auszureden.
„Sie ist in dem kleinen Salon, Captain", gab die Haushälterin bereitwillig Auskunft.
„Vielen Dank. Würden Sie freundlicherweise Libby mit einem Ale für mich dorthin schicken?"
„Ich weiß nicht, ob Ale jetzt angebracht wäre", wandte Mistress Coffey ein.
„Möglicherweise möchten Sie lieber ..."
Riordan war bereits auf dem Weg zum Salon, so dass sie ihre Bedenken gar nicht bis zum Ende vorbringen konnte. Also zuckte sie mit den Schultern und klingelte nach dem Dienstmädchen. Der Captain würde schon bald genug herausfinden, dass Ambrosia nicht allein war.
Riordan trat nach kurzem Anklopfen in den Salon und blieb im nächsten Moment wie angewurzelt stehen. Er hatte nicht gewusst, dass Ambrosia und ihre Schwestern Besuch hatten.
„Verzeihung, meine Damen. Ich wusste nicht, dass Sie Gäste haben." Er wollte umgehend den Rückzug antreten, doch Ambrosia hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
„Riordan, komm doch bitte herein. Ich bin sicher, dass unsere Gäste entzückt sind, mit einem Mann ins Gespräch zu kommen, der schon in so vielen wunderschönen und exotischen Ländern dieser Welt war." Sie sah, wie Edwina bei Riordans Anblick anfing zu strahlen, und beschloss, sich einen Spaß mit ihr zu machen.
„Nicht einmal im Traum würde es mir einfallen, deine ..." Er wollte sich umdrehen, doch für einen Rückzug war es zu spät. Das Dienstmädchen stand bereits hinter ihm, um auf einem Auftragebrett einen gefüllten Krug und Becher für ihn zu bringen.
„Hier ist Ihr Ale, Captain", erklärte Libby, drängte sich an ihm vorbei und stellte alles auf einem kleinen Tischchen in der Mitte des Salons ab. Sie knickste kurz und huschte hinaus.
Ambrosia bemerkte seine Unsicherheit und ging Riordan ein paar Schritte entgegen. Sie fasste ihn am Arm und zog ihn mit sich zu der Sitzgruppe vor dem Kamin. „Riordan Spencer, darf ich vorstellen: Das hier sind Edwina Cannon und ihre Mutter."
Er biss unmerklich die Zähne zusammen und brachte ein halbwegs erfreutes Lächeln zustande. In der jüngeren der beiden Damen erkannte er die Frau aus der Kirche, der es nach dem Trauergottesdienst so ungeheuer wichtig gewesen war, so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich selbst zu lenken.
„Also, Captain." Edwina klopfte einladend auf den Platz neben sich auf der Chaiselongue.
„Erzählen Sie uns alles über diese aufregenden Orte, an denen Sie gewesen sind."
Riordan tat so, als hätte er die einladende Handbewegung nicht bemerkt. Er goss sich Ale in den Becher und stellte sich neben die Feuerstelle. „Die meisten meiner Reisen verliefen eher langweilig."
„Nichts kann so langweilig sein wie das Leben in Land's End", widersprach Edwina und verzog die Lippen zu einem Schmollmund. „Bitte, Captain, erzählen Sie uns etwas
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