historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc
beiden Schultern fest, zog sie noch ein Stückchen enger an sich. „Du bist der schönste, begehrenswerteste Matrose, den ich je an Bord hatte, Ambrosia. Und nachdem ich dich einen Tag und eine Nacht lang beobachtet und betrachtet habe, mir zudem größte Sorgen um dich gemacht habe, muss ich dich jetzt unbedingt küssen."
„Du ..." Sie versuchte, sich etwas von ihm zu lösen. „Du hast dir Sorgen um mich gemacht?" wiederholte sie ungläubig.
„Ja. Als du über Bord gegangen bist, dachte ich, mein Herz musste aufhören zu schlagen.
Erst als ich dich im Wasser treiben sah, konnte ich wieder freier atmen." Er nahm sie in die Arme, und Ambrosia wehrte sich nicht. „Und dann, als ich dich endlich gefunden hatte, blutetest du stark, warst beinahe bewusstlos. Da blieb mir vor Angst und Schreck fast ein weiteres Mal das Herz stehen."
Sie berührte seine Brust. „So ein armes, gequältes Herz..."
„Ja." Riordan griff nach ihrer Hand, zog auch die andere hoch und drehte die Innenflächen nach außen. „Als ich später auch noch sah, was ich mit meinem grausamen Befehl ange richtet hatte, empfand ich tiefste Reue." Unvorstellbar zart berührte er mit den Lippen die geschundenen Handflächen, und Ambrosia spürte, wie ihr tief im Innern warm wurde.
„Wirst du mir je verzeihen, dass ich dir befahl, bei dem schrecklichen Wetter in die Takelage zu klettern?"
„Ach, Riordan." Sie berührte sanft seine Wange, ließ die Hand dort, während sie ihm in die Augen sah. „Ich habe es nicht besser verdient, so, wie ich dich herausgefordert habe."
„Ich komme mir wie ein ungehobelter, brutaler Kerl vor für das, was ich dir angetan habe."
„Nein, du hast nur ..."
Er verschloss ihr die Lippen mit einem leidenschaftlichen, heißen Kuss. All seine angestaute Sehnsucht lag darin.
Die Decke glitt zur Seite, doch Ambrosia verlor sich so sehr in dem Kuss, dass sie davon nichts bemerkte. Riordan jedoch sah sofort ihre Blöße, und das Blut schoss heiß in seine Lenden. Er presste Ambrosia gegen die Wand der schmalen Koje und verteilte federleichte Küsse über ihr Gesicht, ihre Wangen, den Hals. In der kleinen Mulde an ihrer Kehle hielt er inne.
Ambrosia stieß einen unterdrückten Laut aus, der sowohl ein sehnsüchtiges Seufzen als auch Protest bedeuten konnte. Ihr war klar, dass sie und Riordan sich auf gefährlichem Terrain bewegten, doch sie brachte weder die Kraft noch den Willen auf, ihm Einhalt zu gebieten.
„Dann hast du mir also vergeben?" flüsterte er rau.
„Ja. In diesem Augenblick würde ich dir alles verzeihen."
„Ambrosia!" Er ließ die Lippen tiefer gleiten, berührte die sanften Rundungen. Und dann fand sein suchender Mund die vor Erregung aufgerichteten Brustspitzen. Ungeahnte Empfindungen durchströmten Ambrosia. Ihr ganzer Körper schien in Flammen zu stehen, und ganz tief in ihrem Inneren begann sich Verlangen auszubreiten.
Sie spürte eine Sehnsucht in sich, die sie nie zuvor gekannt hatte. Eine Sehnsucht, die sie ängstigte.
„Nein, Riordan!" Sie stieß ihn mit aller Kraft von sich und zog die Decke beim Aufrichten eng um sich.
„Das meinst du doch jetzt nicht ernst, Ambrosia." Sein Atem kam stoßweise. „Du willst das hier doch genauso sehr wie ich." Jetzt erst erkannte er, wie nahe sie daran gewesen waren, eine unsichtbare Grenze zu überschreiten. Und wie inständig und drängend er sie wollte.
„Ja, das dachte ich auch." Ambrosia war viel zu ehrlich, um ihre Gefühle zu leugnen.
„Aber ich ... ich brauche noch etwas Zeit. Ich muss erst gründlich nachdenken."
Mit so viel Selbstbeherrschung, wie er gerade noch aufbringen konnte, erhob sic h Riordan.
„Dann werde ich dich jetzt deinen Gedanken überlassen."
Ambrosia schenkte ihm ein verzagtes, gleichzeitig ein wenig schalkhaftes Lächeln, bei dem ihm wieder ganz seltsam ums Herz wurde. „Ich hoffe sehr, dass du mir von irgendjemandem ein Hemd besorgen kannst. Oder hattest du vor, mich bis ans Ende unserer Reise hier in deiner Kajüte zu lassen?"
Riordan hatte sich wieder einigermaßen gefasst und brachte sogar ein Lächeln zustande. Er konnte Ambrosia eben einfach nicht widerstehen. „Ich denke, das lässt sich machen." Er öffnete seinen Seesack und zog ein Hemd aus festem weißen Leinen hervor. „Eines ist sicher", erklärte er und reichte Ambrosia das Kleidungsstück, „es wird an dir um ein Vielfaches besser aussehen als an mir." Nach einem letzten verlangenden Blick verließ er schnell die Kajüte.
Sowie die Tür
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