Historical Collection Band 02
seltsam.“ Verwirrt runzelte sie die Stirn.
Ihre Verwirrung ließ ihn auflachen. „Meine Liebe, ich bin nicht unversehrt, wie du deutlich sehen kannst.“
„Aber sieht man von deinen Schmerzen ab, bist du doch Manns genug“, erklärte sie errötend.
Wieder lachte er. „In unserem Fall ist es vielleicht besser, dass du dich davon überzeugen konntest, ehe wir heiraten. Die Frau, die ich nach der Rückkehr aus dem Krieg ehelichen wollte, war sich meiner Fähigkeiten nicht so sicher. Ihr Vater hatte sie gewarnt, dass die Stelle meiner Verwundung mich zum Gatten untauglich gemacht haben könnte. Und während seine Tochter meine militärische Karriere vor meiner Abreise ohne Bedenken begrüßte, so fand sie meine Heimkehr doch wenig heroisch, da sie nicht auf zwei gesunden Beinen stattfand.“
„Wie abscheulich! Deinem Land gedient zu haben ist ehrenvoll. Und wenn man wie du verwundet wurde, verlangt das besonderen Respekt und nicht Zurückweisung.“
„Ich wusste, dass du es so sehen würdest. Du besonders …“ Sein Ton war ehrerbietig, so als sei sie ihm unaussprechlich teuer. Er hob die Hand und berührte ihre Lippen mit einer so zärtlichen Geste, dass es sie erschreckte. Wären ihre Augen geschlossen gewesen, hätte sie geschworen, dass er sie geküsst hatte.
Und dann, noch lächelnd, schloss er selbst die Augen und war im Nu eingeschlafen.
Victoria schlang die Arme um ihn und schmiegte ihren Kopf an seine Brust. Stumm wünschte sie, dass sie ihm die Schmerzen nehmen könnte. Wie sehr sie sich doch in Thomas Godfrey geirrt hatte! Nicht nur hatte er durch die Franzosen leiden müssen, sondern auch noch durch die treulose Frau, die ihm den Laufpass gegeben hatte.
Und auch sie hatte ihm Leiden beschert. Sie hatte ihn dem Earl of Stanton gegenüber beschuldigt, hatte dem Mann Zweifel über seine Ehrenhaftigkeit eingeflößt. Morgen würde sie an Stanton schreiben, die Sache aufklären und die seltsame Wendung der Dinge erläutern.
Und sie würde es nie wieder erwähnen. Denn so sehr Tom Godfrey glaubte, ihr Glück zu schulden, so schuldete sie ihm doch das Gleiche. Sie würde ihr Misstrauen wieder gutmachen, indem sie ihm die Gemahlin war, nach der er sich sehnte.
Als Victoria am nächsten Morgen erwachte, war Tom schon auf, hatte Morgentoilette gemacht und wollte gerade ausgehen. Als ob er spürte, dass sie wach war, schaute er sich zu ihr um und schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln. „Hast du gut geschlafen?“
„Ja, danke.“ Zu ihrer Überraschung stimmte das; sich entschieden zu haben, hatte ihr Ruhe geschenkt.
„Ich habe kein Hausmädchen, das dir beim Ankleiden helfen könnte. Wenn du warten möchtest, lasse ich meinen Diener in der Nachbarschaft fragen, ob ein Mädchen zu finden ist. Oder ich …“ Er brach ab, bedeutete ihr aber mit seiner Haltung, dass er ihr behilflich sein könnte.
„Es ist schon recht so. Ich habe gelernt, allein zurechtzukommen.“ Für den besonderen Zweck des gestrigen Abends hatte sie kein aufwendiges Kleid gewählt. Und verglichen mit manchen Quartieren während der Feldzüge mit Charles war diese eher dürftige Unterkunft luxuriös.
„Gut denn. Ich muss ausgehen. Und ehe nicht ein paar Dinge geregelt sind, ist es ungehörig, wenn wir zu oft zusammen gesehen werden. Schauen wir, ob wir deine Sachen diskret hierher schaffen lassen können.“
„Nein!“ Sie hatte ganz vergessen, dass ein paar Einzelheiten ihres Lebens nicht einfach abgeschlossen und vergessen werden konnten. Es ging nicht an, dass er sah, wie sie lebte. Zumindest jetzt noch nicht. Wie sollte sie erklären, dass sie, vermeintlich heruntergekommen, in einem übel beleumundeten Haus geweilt hatte, wenn er erst sah, dass sie sich in besseren Umständen befand als er, in einem geräumigen Haus mit Komfort und Dienerschaft. „Darum werde ich mich schon kümmern, ich brauche keine Hilfe.“
Erstaunt nahm er das zur Kenntnis, zuckte dann jedoch die Achseln, als wolle er ein Thema, das ihr peinlich zu sein schien, nicht weiter vertiefen. „Nun gut, in dieser Angelegenheit vertraue ich deinem Urteil. Aber wahre den Schein und versuche, wenn du ausgehen willst, das Haus unauffällig zu verlassen.“
„Warum das?“
Er hob eine Augenbraue und lächelte. „Ist das nicht offensichtlich? Dein Ruf ist mir kostbar. Ich fände es grässlich, irgendeinen jungen Draufgänger fordern zu müssen, der dich zu früher Stunde aus meiner Wohnung schleichen sieht und dir nachstellt.“
Sie lief rot an. Dass
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