Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Collection Band 02

Historical Collection Band 02

Titel: Historical Collection Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Merrill Louise Allen Terri Brisbin Diane Gaston
Vom Netzwerk:
Art ihr Übelkeit. „Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich lieber nichts.“
    Tharand sah sie ungläubig an. Stirnrunzelnd, als wüsste er nicht so ganz, was er mit ihrer Weigerung anfangen sollte, nahm er die Schale fort.
    Sie zog die Knie an ihre Brust und barg ihr Gesicht in der weichen Wolle ihres Obergewandes. Tief atmete sie ein, um ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen. Wo waren seine Diener, seine Sklaven? Seine Familie? Sie war an lebhaften, lärmenden Betrieb gewöhnt. Werkelnde Menschen, die Geräusche eingepferchter Tiere, die Gespräche ihrer Angehörigen.
    Aber hier war niemand außer ihnen beiden. Das beunruhigte sie.
    Schließlich schwang sie ihre Beine über den Rand der Schlafstatt und versuchte aufzustehen. Erst als eisige Kälte an ihre Füße drang, bemerkte sie, dass Tharand ihr die Schuhe fortgenommen hatte. Dann gaben die Knie unter ihr nach, doch sofort war er bei ihr und stützte sie. Sein Griff ließ sie erschauern. Zutiefst verlegen errötete sie.
    „Ich werde hier nicht bleiben!“ Sie stieß ihn fort und strebte der Tür zu. Ob er sie aufhalten würde? Es ging um ihr Leben, ihre Freiheit. Ohne Kampf würde sie nicht aufgeben.
    Sichtlich ungerührt setzte er sich auf das Bett. „Wohin willst du denn laufen?“
    Vor ihren Augen schwankte der Raum, sodass sie sich Halt suchend an die Tür klammerte. Trotzig öffnete sie sie – und schrak vor der eisigen Luft zurück. Ohne warme Kleidung war sie hier so sicher eingesperrt, als wäre sie angekettet. Heftig rieb sie sich die Arme, zitterte aber dennoch wie Espenlaub.
    „Du lässt die Kälte ein“, tadelte Tharand.
    Als Antwort ging sie einfach hinaus in den Schnee und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Weiche weiße Flocken wehten ihr entgegen, und sofort drang die Kälte durch ihr Gewand. Sie biss die Zähne zusammen und missachtete den Frost, der ihr in die bloßen Füße schnitt. Ihr Verstand schalt sie dafür, dass sie sich bei diesem Wetter hinauswagte, doch dies war vermutlich ihre einzige Gelegenheit, die Wikingersiedlung in Augenschein zu nehmen.
    Rechteckige strohgedeckte Langhäuser, vier Stück an der Zahl, umstanden einen nicht besonders großen Hof. Die Gebäude waren zweistöckig und größer als die runden Steinhütten, an die sie gewöhnt war, und in jedem konnten bequem und ohne Enge zwei Familien unterkommen.
    Umgeben war das Ganze von einem Graben mit einem steinernen Wall dahinter. Angesichts dieser Wehr stieg bitterer Zorn in ihr auf. Diebe und Plünderer! Wie konnten sie in solchem Wohlstand leben, wenn sie selbst und ihre Familie Not leiden mussten? Sie hatte zusehen müssen, wie ihr Heim niederbrannte und das Feuer all ihre Habe vernichtete. Wenn sie sich doch nur rächen könnte!
    Draußen vor einem der Häuser spielten ein paar Jungen; einer formte einen Schneeball und zielte auf einen seiner Freunde. Sein Gesicht war rund und rosig; Hunger, wie ihn ihre Sippe, ihre eigener kleiner Bruder ertragen musste, kannte dieses Kind jedenfalls nicht.
    Egan. Ihr blutete das Herz, als sie daran dachte, wie die Nordmänner ihren kleinen Bruder gefangen und fortgeschleppt hatten, sie sah sein mageres Gesicht vor sich und sah Kieran, ihren älteren Bruder, der versucht hatte, ihn zu retten. In ohnmächtiger Wut ballte sie die Hände zu Fäusten. Ob die beiden überhaupt noch lebten?
    Irgendwie musste sie von hier fortkommen. Rasch schaute sie um sich, doch der steinerne Wall der Siedlung schien unüberwindbar.
    Plötzlich öffnete sich die Tür hinter ihr, und sie wirbelte herum, in dem Glauben, dass ihr Entführer sie zurück ins Haus zerren wollte. Doch Tharand stand nur da, in seinen Umhang gewickelt, mit einem herausfordernden Blick, als wollte er sagen: Wag es doch!
    Nein, sie konnte es nicht wagen. Nicht ohne warme Kleidung, ein Pferd und Proviant. Doch wer würde ihr dazu verhelfen?
    Aus der offenen Tür drang die Wärme des Hauses verlockend hinüber zu ihr, während der eisgeränderte Schnee in ihre nackten Füße schnitt. Zögernd trottete sie zurück zum Langhaus des Kriegers. Er wusste nur zu gut, dass sie nicht fliehen konnte.
    Nun setzte Tharand sich in Bewegung, und als er an dem spielenden Kind vorbeischritt, spiegelte dessen Gesicht jähen Schrecken. Es ließ den Schneeball fallen und lief rasch nach Hause.
    Der Krieger setzte seinen Weg fort, als hätte er von der Furcht des Knaben nichts bemerkt. Hinter ihrem vorgespielten Mut fragte Aisling sich, ob auch sie Grund zur Furcht hatte.
    Mörder. Ein

Weitere Kostenlose Bücher