Historical Collection Band 02
Schicksal liegt in König Magnus’ Hand.“
„Nein“, flüsterte sie. „Es ruht in deiner Hand.“ Flehend legte sie ihre Hände über die seinen.
„Ich soll dich gehen lassen?“
„Ja.“ Sie verflocht ihre Finger mit seinen. „Ich möchte glauben, dass du Ehre besitzt. Dass du trotz deiner Herkunft ein Mann bist, der tut, was recht ist.“
Sie wusste nicht, konnte nicht wissen, dass er keine Wahl hatte. Doch er schuldete ihr keine Erklärung, sie war nur eine Gefangene.
Abrupt befreite er sich aus ihrem Griff. „Ich bin kein Mann von Ehre. Ich töte, wenn mein König es verlangt. Ich nehme mir, was immer auf dem Schlachtfeld zu finden ist, denn dieses Recht hat ein Krieger.“ Er stand auf und warf er ihr ein Paar abgetragener Schuhe hin, die einst seiner Schwester Jora gehört hatten. „Was du auch sagen magst, du kannst dein Schicksal nicht ändern. Mach dich bereit, Aisling, denn heute werde ich dich dem König übergeben.“
Während sie Meile um Meile zurücklegten, betete Aisling stumm in sich hinein: Sobald sie anhielten, um das Pferd rasten zu lassen, würde sie einen Fluchtversuch wagen müssen.
Nur wie? Jeder Plan schien ihr närrisch. Selbst wenn sie Tharand entkommen könnte, wusste sie nicht, wohin. Sie kannte die Gegend nicht, wusste nur, dass sie sich nördlich von Dubh Linn befanden; so weit war sie nie zuvor gereist. Das Winterwetter machte ein Entkommen erst recht unmöglich. Du wirst bei ihm bleiben müssen, sagte ihr ihre Vernunft, sonst wirst du sterben.
War der Tod schlimmer, als sich einem Mann zur Befriedigung seiner Lust hinzugeben? Sie wand sich vor Verlegenheit, wenn sie an Tharands Berührungen dachte. Sie hatte zugelassen, dass er sie streichelte, küsste, selbst jetzt konnte sie nicht vergessen, welche Gefühle er dabei in ihr entfacht hatte. Sie fühlte sich von ihm angezogen, wie sie es sich nie hätte vorstellen können. Ihr Körper hatte auf ihn reagiert, sich seiner unbeugsamen Kraft unterworfen, und er hatte unerwünschte Sehnsüchte in ihr entfacht.
Sie rieb ihre Hände aneinander, um sie zu wärmen. „Was kann ich tun, um meine Freiheit zu erringen?“
„Es gibt nichts“, erwiderte er starr, unbeugsam wie einer der uralten Menhire.
„Das glaube ich nicht.“
Er würdigte sie keines Blickes. „Glaub, was du willst. Du wirst Magnus übergeben werden.“ Allerdings ließ sein scharfer Ton ahnen, dass er einen bestimmten Grund dafür hatte. Er hielt das Pferd an und stieg ab.
„Du bekommst etwas als Gegenleistung für mich“, vermutete sie. Als er den Blick abgewandt hielt, dämmerte es ihr. „Nicht etwas – jemanden.“
Bei diesen Worten schaute er sie mit seinen blauen Augen durchdringend an. „Wie ich schon sagte – ich habe keine Wahl.“
Hin und her überlegte sie, ob es nicht einen Ausweg gab. Seine angespannten Muskeln, seine unnachgiebige Miene verstärkten ihr Gefühl der Hilflosigkeit.
„Eine Frau?“ Sie stieg vom Pferd. Unsicher trat sie einen Schritt näher zu ihm hin, wusste nicht, wie sie seinen Gesichtsausdruck deuten sollte. Würde er sie wirklich zu seinem eigenen Vorteil benutzen? War er ein solcher Mann? Oder steckte er vielleicht genauso in der Falle wie sie selbst?
Fast ließ sie sich von seinem stoischen Blick, der Bitternis seiner Züge abweisen. Sein Schweigen bestätigte ihren Verdacht. Ein Gewicht legte sich seltsam schwer auf ihr Gemüt bei dem Gedanken, dass er für eine andere Frau so weit ging.
Sie errötete. Er hatte ihre intimste Stelle berührt. Innerlich wand sie sich bei der Vorstellung, dass er eine andere Frau so liebkoste.
Was kümmert es dich?, sagte ihr Verstand. Er ist ein Räuber, ein Mörder. Ein Mann, der nur an sich denkt.
Aber wenn das stimmte, wieso hatte er sie dann nicht mit Gewalt in sein Bett geholt? Sie konnte seine Zurückhaltung nicht deuten.
Mit dem lauernden Blick eines Raubtiers näherte er sich ihr plötzlich. Beinahe wäre sie zurückgewichen, zwang sich jedoch, ihm standzuhalten. „Was willst du?“
„Weißt du das nicht?“
Einen Herzschlag später presste er seinen Mund auf den ihren. Und sein Kuss brachte sämtliche Gedanken zum Stillstand. Sie spürte seine Hände auf ihrem Nacken, seine Lippen auf den ihren, und so heiß presste er sich an sie, dass sie die Kälte nicht mehr fühlte.
Er küsste sie, als wollte er sie nie mehr loslassen, als bedeutete sie ihm etwas, als wäre sie nicht nur eine Sklavin.
Sie ließ ihn gewähren, und ehe sie noch merkte, was sie tat,
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