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Historical Collection Band 02

Historical Collection Band 02

Titel: Historical Collection Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Merrill Louise Allen Terri Brisbin Diane Gaston
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daher nicht aus finanziellen Gründen die Offizierslaufbahn ein, sondern weil er die pathetische Vorstellung hegte, dass sein Land ausgerechnet ihn brauchte, um Napoleon zu besiegen.
    Nun ja, jetzt musste er Wellington den Sieg überlassen. Alles, was er selbst erreicht hatte, war, die eine Hälfte seines Gesichts zu verlieren und seine erträumte idyllische Zukunft zur Gänze.
    Er wandte sich vom Spiegel ab, verließ sein Zimmer und ging die Treppe hinunter zu dem Salon, wo er Miss Leigh seit beinahe einer halben Stunde warten ließ.
    Durch den Türspalt sah er sie vor dem Fenster stehen und hinausschauen.
    Als er eintrat, wandte sie sich zu ihm um und knickste. „Sir“, sagte sie ein wenig atemlos.
    „Graham“, korrigierte er, an der Tür verharrend.
    Das Licht vom Fenster fiel auf die eine Hälfte ihres Gesichts und ließ die andere im Schatten. Zweifellos eine grausame Laune der Natur, das Bild nachzuäffen, das er vorhin flüchtig im Spiegel gesehen hatte. Ohne die Maske erwies sich ihr Gesicht als sehr viel hübscher als in seiner Vorstellung. Ihre Augen waren groß und klar, die Nase war kräftig, dennoch wirkten ihre Züge im Zusammenklang mit ihren üppigen rosigen Lippen sehr ebenmäßig. Er mochte ihre Haarfarbe, ein schönes Haselnussbraun, und ihm gefiel, dass sie größer war als die meisten Frauen seiner Bekanntschaft.
    Wie wird es sein, eine so hochgewachsene Frau im Bett zu haben?
    Scharf atmete er aus. Verflucht, dass er innerhalb der ersten Augenblicke des Treffens derartige Gedanken hegte! Selbst eine Frau, für deren Gesellschaft er bezahlte, hatte Besseres verdient.
    Forschend sah er sich um. „Hat Coombs Ihnen keinen Tee angeboten?“
    „Ah, Coombs heißt der Mann. Er brachte mir immer Ihre Briefe.“ Sie schaute ihn an. „Doch, er wollte Tee servieren, aber ich habe abgelehnt.“
    Graham deutete vage in Richtung Kamin. „Nehmen Sie doch Platz, Miss Leigh.“
    Gehorsam ging sie hinüber und setzte sich auf das Sofa, wobei sie genug Platz ließ, dass er sich hätte neben sie setzen können. Insgeheim lächelte er. Nein, sie zierte sich wirklich nicht. Allerdings spürte er, dass sie nicht völlig unbefangen war, so sehr sie sich bemühte, es ihn nicht merken zu lassen.
    Er ging zu einer Vitrine. „Möchten Sie vielleicht etwas Stärkeres als Tee? Wie wäre es mit Sherry?“
    Ihr Mund verlor die Anspannung. „Ja, danke, Sherry wäre gut.“
    Er schenkte ihr Sherry ein und sich selbst einen Brandy, dann reichte er ihr das Glas und nahm dann nicht auf dem Sofa, sondern in einem Sessel daneben Platz.
    Sie trank einen Schluck. „Ich hatte nicht erwartet, Sie hier im Haus mit der Maske zu sehen.“
    Reflexartig tastete er danach. „Hatten Sie befürchtet, ich könnte Sie dem grausigen Anblick aussetzen?“ Er sah, dass sie kaum merklich die Stirn runzelte.
    „Ich glaubte, Sie trügen sie nur wegen der Maskerade.“
    „Ich lebe in einer ständigen Maskerade.“ Er hob sein Glas und trank es in einem Zug aus. Dann sah er sie fest an. „Ich nehme die Maske nicht ab.“
    Ihre Geste besagte, dass es ihr nichts ausmachte. Sie trank einen weiteren Schluck. „Dieses Haus wirkt sehr gemütlich.“
    Es war ein Jagdsitz in bequemer Entfernung von London. Er hatte ihn vom Duke of Manning gemietet und sich versprechen lassen, dass Seine Gnaden ihn nie aufsuchen werde. Das Versprechen wurde nur einmal gebrochen, und damals vermutete Graham, dass sein Vater, um sein Wohlergehen besorgt, seinen Freund ausgeschickt hatte.
    „Mir passt es ganz gut.“ Er stand auf und schenkte sich erneut ein. „Hat man Ihnen schon die Räumlichkeiten gezeigt?“
    „Nein, Coombs brachte mich zu meinem Zimmer und ließ mir ein bisschen Zeit, mich frisch zu machen, dann führte er mich hierher.“
    Rasch leerte er sein Glas und bot ihr dann seine Hand. „Kommen Sie, ich, führe Sie herum.“
    Sie legte ihre Hand, in die seine, Haut an Haut, und als Antwort flammte seine Begierde auf wie ein brennendes Holzscheit. Herrgott, er brauchte verzweifelt eine Frau. Er hätte sich hier auf dem Teppich über sie hermachen können! Als sich ganz kurz ihre Blicke kreuzten, bildete er sich ein, sie könnte seine Gedanken lesen.
    „Zuerst zeige ich Ihnen die Bibliothek.“ Es fiel ihm schwer zu sprechen, denn plötzlich war ihm die Kehle ganz eng geworden. „Ich habe für ein paar zusätzliche Bücher gesorgt, die Ihnen vielleicht gefallen würden.“
    Sie hob die Brauen. „Ach, wirklich? Welche denn?“
    „Vorwiegend Romane.

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