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Historical Collection Band 02

Historical Collection Band 02

Titel: Historical Collection Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Merrill Louise Allen Terri Brisbin Diane Gaston
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Pavillon zu spielen begonnen hatte. Über einen Kiesweg wanderten sie dem schwächer beleuchteten Teil der Gärten entgegen, tiefer in die Schatten hinein. Alle Bedenken, die Margaret gehegt hatte, waren wie fortgeblasen. Hier an ihrer Seite schritt Graham Veall. Ihre Hand lag auf seinem Arm, und sie schwelgte in der Wärme seiner Haut, die durch die Stofflagen seiner Kleidung drang.
    „Fast erwartete ich, dass Sie nicht kommen würden, Miss Leigh.“ Seine Stimme klang, als hätte er sie lange nicht benutzt.
    „Ich brauche das Geld.“ Warum es nicht zugeben, dachte sie. Ganz kurz kam ihr in den Sinn, die frühere Bekanntschaft zu erwähnen, doch sie war zu stolz, ihm zu offenbaren, wie schlecht ihr Vater für sie vorgesorgt hatte.
    „Brauchen Sie derart nötig Geld?“ Nun schwang Mitgefühl in seiner Stimme.
    Die Börse hebend erklärte sie: „Das hier wird meinem jüngeren Bruder gestatten, die Schule ein weiteres Jahr zu besuchen.“ Über dieses Jahr hinauszudenken, brachte sie nicht über sich.
    „Es ist für Ihren Bruder?“, fragte Graham erstaunt. „Wie alt ist er?“
    „Vierzehn.“
    „Ist die Schulausbildung so wichtig für ihn?“ Er klang ungläubig.
    Zu lernen, sich zu bilden, war Andrews ganze Freude; es war sein Leben. Schon als kleiner Knabe war er von ungeheurem Wissensdurst angetrieben gewesen. Allerdings verwunderten Andrews Anlagen nicht, da ihre ganze Familie gelehrt war. Sowohl ihr Großvater als auch Henrys Vater waren Schulmeister gewesen. Margarets Eltern hatten ein kleines Internat unterhalten, um die mageren Einkünfte aus der Pfarrei zu ergänzen. Sie und Andrew waren inmitten von Büchern aufgewachsen und hatten immer mit Leidenschaft gelernt.
    Dann starb ihre Mutter an einer Influenza, und ihr Vater konnte die Versorgung der Internatsschüler allein nicht bewältigen. Er hatte jeden übrigen Penny zurückgelegt, um Andrew auf eine gute Schule schicken zu können, und Margaret hatte ihm die extreme Sparsamkeit nie übel genommen.
    „Mein Bruder besitzt einen regen Geist, es wäre eine Schande, ihm Bildung zu verwehren. Hiermit kann ich es gewährleisten.“ Wieder hob sie die Börse.
    Graham legte kurz eine Hand auf ihren Arm, und die Wärme der Berührung ging ihr durch und durch. „Ich wunderte mich nur, dass Sie das Geld nicht für sich wollen.“
    Fest begegnete sie seinem Blick. „Die Schule für Andrew ist wichtiger.“
    Er legte den Kopf schief und schien sie erneut kritisch zu mustern, dann nahm er wieder ihren Arm, und sie gingen weiter. Hier war es viel dunkler; aus den Nischen im Buschwerk drangen Lachen und Stimmengemurmel. Seit jene Knaben sie damals gejagt hatten, hegte Margaret eine Abneigung gegen Waldspaziergänge, doch mit Graham wäre sie bis in den letzten dunklen Winkel der Gärten gegangen.
    „Erzählen Sie mir mehr über Ihren Bruder“, bat Graham.
    Da berichtete sie ihm, wie sehr Andrew sich für Physik und Chemie und alles Technische begeisterte. Hier und da fragte Graham nach und schien wahrhaftig an ihren Antworten interessiert. Fast konnte Margaret sich der Illusion hingeben, dass er ihr Verehrer war und nicht ein Mann, der für ihre Gesellschaft bezahlt hatte. Weil er ihr Graham war, wünschte sie, er wäre ihr Verehrer.
    Plötzlich stolperten zwei Männer aus den Büschen hervor auf den Weg. Mit einem Aufschrei sprang Margaret zurück, fand sich aber sofort in Grahams Armen wieder, die er schützend um sie gelegt, während er gleichzeitig seinen Umhang um sie gebreitet hatte. Ohne sie überhaupt zu bemerken, taumelten die beiden jungen Männer, die ziemlich betrunken waren, unter lautstarkem Wortwechsel weiter den Pfad entlang.
    Trotzdem zitterte Margaret in Grahams Umarmung.
    „Ich würde nicht zulassen, dass Ihnen etwas geschieht“, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Doch sie zitterte nicht, weil sie sich wieder wie das kleine Mädchen fühlte, das sich verzweifelt an den halbwüchsigen Knaben klammerte, der es gerettet hatte, sondern wegen der jähen Erkenntnis, dass er kein halbwüchsiger Knabe mehr war. Er war ein Mann mit den Bedürfnissen eines Mannes und war bereit, dafür zu zahlen, dass sie ihm diese Bedürfnisse erfüllte.
    Es war ein wunderbares Gefühl, in seinen Armen zu liegen; seine starken Muskeln gaben ihr beruhigende Sicherheit. Er hielt sie dicht an sich gedrückt. All seine Kraft schien in sie einzudringen. Von ihren Empfindungen übermannt, atmete sie rascher. Sie dürstete nach mehr, wenn sie auch nicht genau wusste, wo dieser

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