Historical Collection Band 02
…“
Sie hielt den Atem an.
Sein Blick durchbohrte sie fast. „Wenn Sie auf meinen ursprünglichen Vorschlag eingehen.“
Plötzlich verschwamm alles um sie herum. „Ihre Geliebte zu werden?“
„Für mindesten zwei Monate“, fügte er hinzu. „Cambridge für Ihren Bruder und eine lebenslange Rente für Sie, damit Sie nie wieder auch nur daran denken müssen, als Gesellschafterin zu fungieren. Und das für nur zwei Monate Ihres Lebens.“
Mit offenem Mund starrte sie ihn an.
„Ich lebe sehr zurückgezogen. Niemand wird wissen, wo Sie während der zwei Monate waren. Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich Sie danach nicht mehr behelligen werde. Sie werden nicht einmal wissen, wer ich bin. Niemand wird etwas wissen. Ihr Ruf wird unbefleckt bleiben.“
Ihr musste wirklich jeder Sinn für Anstand abhandengekommen sein, denn es war nicht ihr Ruf, an den sie dachte, nein, sie dachte einzig und allein daran, wie kurz zwei Monate sein konnten und wie viel sie ihm schon schuldete.
An jenem Tag, als die Nachbarsknaben sich voller Bosheit mit wildem Gegröle auf sie gestürzt, sie zu Boden gerissen und mit Steinbrocken und dicken Stöcken traktiert hatten, war Graham ihr zu Hilfe gekommen und hatte sie gerettet. Seitdem war er für sie ihr Held.
„Ja“, flüsterte sie, während sie in Gedanken erneut dem Gefühl nachspürte, wie er sie vorhin in den Armen gehalten, wie sein Körper sich dicht an ihren geschmiegt hatte. In kräftigerem Ton fuhr sie fort: „Ja, ich werde Ihre Mätresse sein.“
2. KAPITEL
D rei Tage später stand Graham Veall in seinem Schlafzimmer und zupfte an den Manschetten seines Hemdes. Ganz bewusst blendete er sein Abbild im Spiegel aus.
„Feigling“, sagte er laut.
Er fand, dass er, selbst wenn er die Maske trug, wie eine Monstrosität aussah. Als er die Augen schloss, hörte er wieder den Schlachtenlärm, das Herandonnern der Pferdehufe, das Klirren von Stahl, als sein Säbel gegen die Klinge des Franzosen schlug. Wieder stieg ihm der beißende Geruch von Schießpulver und Schweiß und Blut in die Nase. Wieder sah er die wild rollenden Augen des Franzosen, die gebleckten Zähne und dann das Blitzen der Säbelklinge, ehe sie sein Gesicht zerschlitzte.
Schwer atmend öffnete Graham die Augen und drückte seine Hand gegen die von Stoff bedeckte Wange. Die Maske bestand aus gefütterter Seide und war so kunstvoll gefertigt, dass sie eng an der Haut anlag und das abscheuliche Werk des Franzosen bis auf ein winziges Stückchen verdeckte.
Graham presste die Lippen zusammen.
Unten wartete eine Frau. Eine Dame, die jeder Mann von Ehre wieder nach London zurückschicken würde. Jeder Mann von Ehre würde den verrückten Einfall vergessen, der sich eines einsamen Nachmittags seiner bemächtigt hatte.
Doch er würde sie nicht fortschicken.
Er mochte seines Gesichts beraubt sein, doch er wollte verdammt sein, wenn er sich deshalb jedes Vergnügen versagte. Er wollte Gesellschaft. Er wollte das Lachen einer Frau hören, wollte den Duft ihres Haars riechen, wollte sie nackt an sich gepresst spüren, wollte sich ihn ihr verlieren.
Und wenn er dafür zahlen musste.
Und er zahlte ja dafür. Allerdings übertraf Miss Leigh alles, was er zu hoffen gewagt hatte. Sie besaß tatsächlich ebenso viel Charme, wie ihre Briefe versprochen hatten. Alt genug, um nicht prüde und geziert zu sein, und offensichtlich klug, gab es für sie höchstwahrscheinlich mehr Gesprächsthemen als den Gesellschaftsklatsch aus der Morning Post . Er wusste wenig mehr über sie, als dass ihre Augen hinter ihrer Maske von warmem Braun waren und ihre Lippen verführerisch voll. Als er ihr Geld bot, hatte sie nicht mit beiden Händen zugegriffen, und ihr Zögern zeugte von Urteilskraft, die ihr, in seinen Augen, zur Ehre gereichte. Dennoch war sie nicht zurückgewichen, als er ihr das verlockende Angebot machte.
Ein jüngerer, zu unterstützender Bruder … In der Tat bewundernswert …
Allein deswegen hätte sie sich zur Zustimmung verleitet gesehen, darum hätte er gewettet, doch es beruhigte sein Gewissen, ihr eine zusätzliche Rente auszusetzen. Das Mindeste, was er einer achtbaren jungen Frau bieten konnte, war ein ansehnliches lebenslanges Einkommen. Für ihn bedeutete es keine Einschränkung. Er konnte beides mühelos erschwingen, Cambridge und die Rente.
Noch in den Kinderschuhen hatte Graham von einem entfernten Onkel ein mehr als riesiges Vermögen geerbt. Anders als manch anderer jüngerer Sohn schlug er
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