Historical Collection Band 03
Zeichen einer sanfteren Gemütsbewegung, seit sie die Wahrheit über seine Position kannte.
„In der Woche des Dreikönigsfestes.“ Sie begann vor dem Kamin umherzuwandern, offenbar immer noch bestrebt, sich zu wärmen. „Vielleicht war es der einzige Tag, an dem du den Wald mit leeren Händen verlassen hast, von klirrender Kälte verscheucht.“
„Schon damals suchte ich dich.“ Gut genug erinnerte er sich an seine ersten Streifzüge durch den Wald. „Ich besaß noch keinen Anspruch auf Iness. Doch die Geschichte einer adeligen Maid, die lieber in den Wald geflohen war, als sich einem Normannen unterzuordnen, schlug mich von Anfang an in den Bann.“
„Die ganze Zeit hast du mich gesucht?“ Erstaunt hob sie die Brauen.
„Nun, ich möchte nicht lügen – die Überfülle an Vögeln und Wild reizte mich ebenfalls. Aber ich jagte auch nach dir.“ Cormac wies wieder auf die Pelze. Damit Isolda sich nicht bedroht fühlte, rückte er zum Fußende des Betts. „Setz dich. Wenn du deine nassen Schuhe nicht ausziehst, wird dir niemals warm. Einen anderen Sitzplatz kann ich dir in unserer heruntergekommenen Festung nicht anbieten.“
Zögernd biss sie sich auf die Lippe. Dann siegten praktische Erwägungen über mädchenhafte Scheu. Sie ließ sich auf einem weichen Fell nieder, hob ihren Rocksaum um eine Handbreit, begann die Verschnürungen der Schuhe zu lösen, und Cormac versuchte, sie nicht wie ein beutegieriger Habicht zu beobachten.
„Falls ich fliehen möchte, darf ich mir keine Erkältung leisten.“
Vielleicht wollte Isolda ihn daran erinnern, er hätte den Kampf noch nicht gewonnen. Doch die trotzige Warnung entlockte ihrem Bewacher nur ein Lächeln.
„Letzten Winter fürchtete ich solche Krankheiten noch mehr als etwaige Angreifer“, fügte sie hinzu. „Denn es gab niemanden, der mich gepflegt hätte.“
Da erlosch sein Lächeln. Der Gedanke an ihre Hilflosigkeit traf ihn wie ein kalter Fausthieb in die Magengrube und bestärkte ihn in seinem Entschluss, sie keinen Wimpernschlag lang aus den Augen zu lassen. Wann sie so wichtig für ihn geworden war, wusste er nicht. Wie auch immer, sie bedeutete ihm sehr viel, womöglich schon seit langer Zeit. Gefesselt von den geflüsterten Legenden der Dorfbewohner über die verschwundene Tochter des Laird, hatte er oft an sie gedacht. Sie regte seine Fantasie an, bewegte sein Herz. Und als sie ihm an diesem Tag so unbefangen und zugleich kokett angeboten hatte, seine Kleider zu waschen, war er vollends in ihren Bann geraten.
Während sie an den Schnüren ihrer Schuhe zerrte, schob er ihre Hände beiseite und nahm ihr die Arbeit ab.
„Jetzt hast du jemanden, der für dich sorgt.“
4. KAPITEL
S chon zuvor hatte Cormacs Berührung erregend gewirkt. Und jetzt wurden seine liebevollen Worte von sanften Fingerspitzen begleitet, die ihre Strümpfe streichelten und die Schuhe entfernten, und sie fühlte sich geradezu überwältigt.
Er hielt sein Versprechen. Gegen ihren Willen umarmte er sie nicht. Aber sie fand nicht die Kraft, sich gegen die Zärtlichkeiten zu wehren, die sie an ihren Fußknöcheln spürte, gegen den Daumen, dessen Wärme durch die dünnen Wollstrümpfe auf ihre Haut drang.
Mit seinen Zehen schob er ihre Schuhe beiseite. Dann kniete er vor ihr nieder. Sicher war das nicht gefährlicher, als würde er auf dem luxuriösen Pelzlager neben ihr sitzen. Oder?
„So lange warst du allein, Isolda.“ Ganz leicht begann er ihre Waden zu kneten. „Viele Dorfbewohner sorgen sich um ihre Lady, weil sie nicht wissen, was aus ihr wurde. Sicher wären sie erleichtert und stolz auf dich, wenn sie erführen, wie gut du in deiner einsamen Waldhütte zurechtkamst.“
An die Bauern und Handwerker und deren Familien, die ihr in der Kindheit stets so freundlich begegnet waren, hatte sie gar nicht gedacht. Mit harter Arbeit hatten sie den Laird unterstützt und zur Stärke von Iness ihren Teil beigetragen.
„Wie es ist, einer Gemeinde anzugehören – einer Familie, habe ich ganz vergessen.“ Die Sehnsucht nach der Mutterschaft, die sie so lange erfüllt hatte, kehrte zurück, diesmal mit einer anderen Emotion verbunden.
Begierde.
In diesem Moment rührten die aufwühlenden Gefühle nicht mehr von dem Wunsch her, ein Kind zu empfangen. Erregend prickelte ihre Haut, wo immer Cormac sie anfasste.
„Alles werde ich tun, damit du dich hier willkommen fühlst“, beteuerte er. Diesen Entschluss bekräftigte er mit einem streichelnden Finger in ihrer
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