Historical Collection Band 5
einmal, bevor er sie sich ausruhen ließ.
Sí – sie würden tatsächlich viel zu besprechen haben.
3. KAPITEL
M aria wusste nicht, warum sie behauptet hatte, Isabella zu sein. Möglicherweise ein Anfall von Wahnsinn. Ein Gehirnfieber, verursacht vom langen Dahintreiben auf See.
Nein, das war es nicht. Es lag an diesem Mann, Señor de Alameda, und der Kraft seines dunklen beständigen Blicks. Das höfliche Lächeln und die galante Verbeugung überdeckten seine intensive Wachsamkeit nur wenig. Er hatte gesagt, er sei ein Assistent des Gouverneurs, aber sie war sicher, er war mehr als das.
Viel mehr.
Maria schlüpfte unter die erlesenen Bettlaken, während die Kammerzofen sie mit den Leinentüchern und der samtenen Überdecke zudeckten. Sie schloss die Augen und verlor sich in der Erschöpfung die vom Wein, von der langen Reise und der Lebensgefahr, in der sie sich befunden hatte, verursacht wurde. Sie lauschte dem leisen Flüstern der Zofen, ein Geräusch wie aus einem Traum.
Das war ein weiterer Grund, noch für eine Weile Isabella zu sein. Maria gefiel es, umsorgt, bedient und verwöhnt zu werden, dass man ihr gehorchte. Es gefiel ihr, dass die Kammerzofen ihr Haar bürsteten und ihr gewürzten Wein und Kuchen brachten. Nach all den Jahren, in denen sie anderen gehorchen musste, war es … wunderbar.
Und nachdem sie Señor de Alameda gegenüber angedeutet hatte, dass sie Isabella war, wollte sie ihm gegenüber nicht zugeben, dass sie gelogen hatte. Er wirkte nicht wie ein Mann, der eine Täuschung leichtfertig überging.
Welchen Schaden kann es schon anrichten? dachte Maria und strich über die bestickte Kante der Decke. Isabella war tot, und es hätte ihr ohnehin nichts ausgemacht. Sie hatte ein gutes Herz gehabt. Es würde niemandem schaden, wenn sie sich noch für ein paar Tage verstellte. Nur bis sie wieder stark und gesund war, bis sie entscheiden konnte, was sie als Nächstes tun sollte.
Sie sah Señor de Alamedas Gesicht vor ihrem inneren Auge. Er war ein gut aussehender Mann, vielleicht der bestaussehende, dem sie je begegnet war. Groß, mit schmalen Hüften und breiten Schultern unter seiner edlen schwarz-weißen Kleidung. Kein blasser aufgeblasener Beamter, der sein Leben damit verbrachte, Dokumente zu unterzeichnen und gehaltvolle Speisen zu sich zu nehmen.
Er war noch nicht alt, aber auch nicht zu jung. Sein glattrasiertes Gesicht war von der Inselsonne gebräunt, der scharfe Schnitt seiner Wangen- und Kieferknochen wurde nur etwas von seinem schulterlangen Haar gemildert. Auch seine Augen waren dunkel, sie lagen tief in den Höhlen und funkelten wie Sterne in der Nacht. Diesen Augen entging nichts.
Nein, das war kein kleiner Beamter! Vielleicht war er ein Agent der Inquisition? Maria hatte furchtbare Gerüchte darüber gehört, dass sie überall waren, sogar in diesem abgelegenen Außenposten des spanischen Königreichs. Sie musste sehr, sehr vorsichtig in seiner Nähe sein und ihre Rolle gut spielen.
Wie gut, dass sie auf der Reise so viel Zeit mit Isabella verbracht hatte und ihr Benehmen genau beobachtet hatte. Eine Frau in Marias Position, die eine höhere Stellung in der Gesellschaft erreichen wollte, musste, um einer Dame zu dienen, ebenfalls kultiviert sein. Und Maria lernte schnell.
Ich werde all das brauchen, was ich gelernt habe, dachte sie, als der Schlaf sie sanft in dem edlen bequemen Bett umfing. Besonders in der Nähe von Alameda …
Carlos hörte sie in der Nacht schreien. Es waren Schreie unerträglichen Grauens. Er schlief niemals tief, und das Zimmer der Contessa lag direkt neben seinem – so konnte er sie besser im Auge behalten.
Augenblicklich sprang er aus dem Bett und hielt nur kurz inne, um seine Blöße mit einem Morgenrock zu bedecken und eine Kerze anzuzünden, bevor er in ihr Zimmer eilte.
Das Mondlicht fiel durch das schmale Fenster in den Raum und auf das Bett. Die schweren Vorhänge waren wegen der Hitze der Nacht zurückgezogen, und er sah, wie die schlafende Contessa sich in den zerwühlten Laken unruhig hin und her wälzte. Jäh schrie sie erneut auf und ruderte mit den Armen, als versuche sie noch immer, die stürmische See zu bekämpfen.
Carlos eilte zum Bett und stellte seine Kerze auf den Tisch. „Ruhig, Señorita“, murmelte er und näherte sich ihr sanft. Er war nicht so dumm, jemanden, der einen Albtraum hatte, zu erschrecken. „Ihr seid jetzt in Sicherheit.“
Seine Berührung beruhigte sie, doch ihre Stirn war noch in sorgenvolle
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