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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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nach ihrer Rettung aus den kalten Fluten in den Armen gehalten hatte. Beklommenheit nagte an ihr, da sie nicht wusste, was er Edward berichtet hatte. Sie befürchtete, er habe ihm die nackte Wahrheit gesagt.
    Während sie Wulf auf dem Weg zum König durchs Lager folgte, blickte sie skeptisch an sich herab, einerseits dankbar für die geborgten Kleider, einen dunkelgrünen Umhang über einem gelben wollenen Gewand, die allerdings nicht sonderlich reizvoll an ihr herabhingen. Andererseits war wohl ein bescheidenes Auftreten für die bevorstehende Unterredung mit dem König angebracht, wenn sie an ihr empörendes Verhalten bei der Begrüßung dachte.
    Schuldbewusst biss sie sich auf die Lippen. Was war nur in sie gefahren, ihrem Lehnsherrn und Monarchen so forsch gegenüberzutreten? Als sie vor Jahren an den Königshof gekommen war, hatte der junge Prinz Edward sie mit dem herablassenden Wohlwollen eines älteren Cousins behandelt, aber nun war er seit fünf Jahren Herrscher über ein Königreich, hatte die Krone unerbittlich gegen einen anderen Bewerber verteidigt, von dem manche Höflinge und Adelige glaubten, er habe mehr Anspruch auf den Thron, und sie bezweifelte, dass er ein zweites Mal dulden würde, wenn sie sich unangemessene Freiheiten herausnahm. Wenn er die Umstände ihrer Entführung kannte, war sie nicht einmal sicher, welchem Edward sie gegenübertreten würde, dem nachsichtigen, älteren Cousin oder dem König, dessen rücksichtsloser Ehrgeiz darin bestand, allein über ganz England zu herrschen.
    Sie würde es herausfinden. Wulf blieb vor einem großen Zelt stehen, zog die Lederklappe zur Seite und forderte sie mit einer höflichen Geste auf, einzutreten. Mit klopfendem Herzen gehorchte sie.
    „Ah, Cousine.“ Edward erhob sich hinter einem schlichten Arbeitstisch und trat auf sie zu.
    „Edward, wo ist Rorik? Was hat er dir erzählt? Wo sind die Schiffe und seine Männer?“ Kaum war sie mit ihren Fragen herausgeplatzt, schlug sie erschrocken die Hand vor den Mund. „Verzeiht … ich meine … Sire!“ Sie versank in einen tiefen Hofknicks.
    „Ach, lass nur“, entgegnete er spöttisch. „Ich hatte den ganzen Nachmittag mit Leuten zu tun, die dankbar sein müssten, ihren Kopf noch auf den Schultern zu tragen.“
    Sie hob den Blick. „Mit wem?“
    „Na so was? Immer noch die aufmüpfige Kleine, die mir vor Jahren ohne Umschweife erklärte, sie sehe in meiner Wahl ihres Gatten ihren Beitrag, mich in meinem Kampf um die Krone zu unterstützen, was ich tunlichst nicht vergessen sollte.“
    Er kehrte an den Tisch zurück und setzte sich wieder. „Nun, Yvaine, wenn es dir ein Trost ist, Rorik hat mir erzählt, was Ceawlin dir angetan hat. Ich habe es wohl versäumt, jemand nach Selsey zu schicken, der nachprüft, ob du gut behandelt wirst. Aber warum in Gottes Namen hast du nicht geschrieben und um Hilfe gebeten?“
    „Das habe ich getan“, entgegnete sie hitzig, da er nicht bereit zu sein schien, ihre Frage zu beantworten. „Ceawlin fing meinen ersten Brief ab und zerriss ihn. Danach eröffnete er mir, nur dann einen Boten nach Winchester schicken zu können, wenn er mit dem Inhalt meiner Briefe einverstanden sei. Den nächsten Brief gab ich dem Priester, der ihn Ceawlin aushändigte. Mein ehrenwerter Gemahl ließ mich zwei Tage einsperren und hungern. Die Sklaven wagten nicht, mir zu helfen. Aber“, fügte sie weniger aufbrausend hinzu, als Edward schmerzlich das Gesicht verzog, „er hat mich nur ein einziges Mal geschlagen.“
    „Ja, das sagte auch Rorik.“ Der König wies unwirsch auf einen Stuhl. „Er wusste offenbar genau, was er tat, als er dich entführte, um Lösegeld zu verlangen.“
    „Lösegeld“, wiederholte sie und nahm gehorsam Platz. Trotz aller Mühen schlich sich ein schneidender Ton in ihre Stimme. „Verstehe. Wie viel bin ich dir wert?“
    Edward winkte ab. „Wir haben uns nicht näher mit dem Thema befasst. Rorik berichtete weiterhin, sein Vater habe bei seiner Rückkehr im Sterben gelegen, er musste erfahren, dass seine Mutter Engländerin war, und sei zur Überzeugung gekommen, für den Tod seines Vetters genügend Rache geübt zu haben. Er schwor, er habe die Absicht gehabt, dich nach Hause zu bringen, als sein Bruder dich verschleppte. Aber eins muss ich sagen, diese Nordleute werde ich nie begreifen.“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Yvaine blinzelte erschrocken, denn sie hatte Mühe, mit der drastisch verkürzten Version der Vorfälle in Norwegen

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