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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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nach ihrem Begehr fragte, klopfte sie an der Lederklappe vor dem Zelteingang.
    „Herein.“
    Ihr Herz beschleunigte sich beim Klang von Roriks Stimme. Sie schlug den Vorhang zurück.
    Er stand über einen Tisch gebeugt, die Hände auf ausgebreitete Pergamentrollen gestützt, die er eingehend studierte. An einer Zeltwand stand ein schmales Feldbett, an der anderen eine Truhe und zwei Stühle. Es war dämmrig im Zelt, die Kerzen in einem dreiarmigen Eisenhalter waren noch nicht angezündet.
    Bei ihrem Eintreten richtete er sich auf und kam ihr entgegen. „Yvaine. Als ich mich nach dir erkundigte, sagte Wulfs Mädchen, du schläfst wahrscheinlich bis zum Morgen.“
    „Ich bin aufgewacht.“ Sie bezwang den Wunsch, sich in seine Arme zu werfen, als er wenige Schritte vor ihr verharrte und sie unter zusammengezogenen Brauen fixierte.
    Eine kalte Leere breitete sich in ihr aus. Sie konnte seinen forschenden Blick nicht deuten. „Ich war bei Edward“, fuhr sie zaghaft fort, „sonst wäre ich früher gekommen.“
    „Du darfst gar nicht hier sein“, entgegnete er. Seine Brauen zogen sich noch mehr zusammen. „Geht es dir gut?“
    „Ja. Obwohl diese Beule im Gesicht schlimm …“
    Bei ihrer verzagten Stimme trat er näher und strich mit den Fingern sanft über ihre Wange. „Du siehst zerbrechlich aus wie Glas, so zart. Aber … das meinte ich nicht. Du solltest nicht hier sein, zu dieser Stunde allein mit mir.“
    Nach allem, was zwischen ihnen geschehen war, musste sie schmunzeln, obwohl ihr das Herz sank. „Es ist noch nicht spät. Ich wollte dir deine Kleider bringen.“
    „Ach ja. Danke.“ Er machte keine Anstalten, das Bündel an sich zu nehmen. Er stand einfach da und sah sie an, war so nah, dass sie seine Körperwärme spürte.
    „Ich bin froh, dass Thorolf wieder nach Norwegen gefahren ist“, sagte sie in das lastende Schweigen. „Anna sorgt sich gewiss um ihn.“
    „Ja.“ Er warf einen Blick zum Zelteingang. „Ich denke …“
    O nein, so schnell wurde er sie nicht los. Bevor er ihren Arm nehmen konnte, entwischte sie, legte das Kleiderbündel auf einen Stuhl und setzte sich auf das Feldbett in der bangen Hoffnung, Rorik würde ihre gespielte Ruhe, mit der sie sich so selbstverständlich in seinem Zelt bewegte, nicht durchschauen. Ruhe . Ein Hohn. Wie konnte sie ruhig bleiben, wenn ihre Zukunft von dieser erneuten Schicksalswende abhing, wenn ihr Herz schlug wie ein Hammer, ihr der Kopf vor Angst und Zweifel zu platzen drohte?
    Er stand am Eingang, in dieser distanzierten reglosen Haltung, als warte er nur darauf, sie in ihr Zelt zurückzubringen.
    „Rorik, erzählst du mir … von Sitric?“ Sie schloss die Augen, schalt sich ihrer Feigheit. Andererseits war alles besser als dieses lastende Schweigen. Wenn sie miteinander redeten, könnte es ihr gelingen, seine befremdliche Zurückhaltung zu durchbrechen …
    „Was willst du wissen?“
    Sie zwang sich, klar zu denken. „Warum hast du so viele Jahre damit verbracht, einen Rachefeldzug zu führen, obwohl er seinen Tod selbst verschuldet hat?“
    Er zögerte, als überlege er, ob er sie stumm aus dem Zelt tragen sollte, schien aber ihren Wunsch schließlich zu akzeptieren. Ruckartig setzte er sich in Bewegung und durchquerte das Zelt.
    „Ich habe Rache für Sitrics Männer genommen“, antwortete er schroff und setzte sich. „Nicht für ihn.“
    Sie nickte. „Ich glaube nicht, dass du es fertig gebracht hättest, Alfred oder Edward zu töten.“
    „Vielleicht nicht“, entgegnete er achselzuckend. „Damals war ich so voll Zorn, dass ich jeden getötet hätte, aber mein Zorn richtete sich ebenso gegen Sitric wie gegen Alfred. Ich fühlte mich von beiden verraten. Von Sitric, weil er sich nicht an Guthrums Frieden gehalten hatte, und von Alfred, weil er Sitric hängen ließ wie einen gemeinen Verbrecher. Für einen Wikinger ist der Tod am Galgen die schmachvollste Todesart. Mein Vater wurde halb wahnsinnig, als er davon hörte. Die Nachricht hat seine Gesundheit ruiniert.“
    „Du hast die Familienehre mit deinem Racheschwur gerettet“, murmelte sie. „Und später hast du geglaubt, dein Vater habe dich verraten.“
    „Sitrics Krieger haben es nicht verdient, auf diese Weise zu sterben, da sie nur Befehle ausführten. Die Männer waren der festen Meinung, der Krieg sei erklärt worden.“
    Ein Lächeln huschte über Yvaines Lippen. „Diese männliche Denkweise übersteigt mein Begriffsvermögen. Vermutlich ist nur ein Krieger fähig, einen

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