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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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zweifellos mehr in den Augen des Marschalls als so manch anderer. Doch Yves war es gleichgültig, ob sein Zorn bemerkt wurde oder nicht. Dieser Mann konnte ihm nichts mehr geben – und als er es gekonnt hätte, hatte er es ihm versagt.
    Und eine Frau, die das Leben so sehr geliebt hatte, musste dafür bezahlen.
    Er würde das Tulley niemals vergeben.
    „Welch einfache Unterbringung“, bemerkte der Comte. Er stieß mit dem Stock auf den zweiten Stuhl im Zelt, als ob er seine Festigkeit prüfen wollte. Er schien zufrieden, denn er räusperte sich und ließ sich darauf nieder. Er legte seine Hände auf den Krückstock und sah Yves nochmals mit festem Blick an. „Das gefällt mir.“
    Scheinbar unberührt zuckte der Ritter mit den Schultern und nahm gleichfalls Platz. „Eure Zustimmung ist nicht von Wichtigkeit“, sagte er und war sich dabei wohl der Unhöflichkeit seiner Worte bewusst.
    Der alte Graf versteifte sich, und seine blauen Augen blitzten. „Ich hatte vergessen, wie unverschämt Ihr seid“, stieß er hervor. „Ich dachte indes, am Hofe des Herzogs hätte man Euch Manieren beigebracht.“
    „Was wollt Ihr?“, fragte Yves mit samtiger Stimme.
    Tulley atmete tief, und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Ich möchte Euch anwerben, um mein besetztes Eigentum zurückzuerobern.“
    Yves de Saint-Roux lehnte sich zurück, nippte an seinem Wein und betrachtete den alten Mann, der nun gekommen war, eine Gunst von ihm zu erbitten. Er wäre kein Mensch, wenn er diesen Augenblick nicht ein klein wenig genossen hätte.
    Tulley brauchte ihn.
    Die einzige Frage war nunmehr, wie rasch er ablehnen sollte.
    Sein Herzschlag stockte einen Moment lang. Eigentum zurückerobern? Er könnte doch nicht das Undenkbare von ihm verlangen? Er wollte niemals wieder nach Sayerne zurückkehren, niemals , unter gar keinen Umständen!
    „Welchen Besitz?“, fragte er so ruhig, wie es ihm sein nunmehr heftig pochendes Herz erlaubte.
    Tulley hob eine Augenbraue. „Perricault. Mein östlichster Besitz, mit hervorragenden Jagdgründen.“
    Die große Erleichterung, die Yves durchfuhr, erschreckte ihn. Was war mit all seiner Beherrschung geschehen? Offenbar hatte die Erinnerung an die alte Wunde und seine eigene Erschöpfung sein Gemüt beeinflusst.
    Er holte tief Atem. „Wer hält ihn besetzt?“, fragte er, als ob er das Angebot in Erwägung ziehen könnte.
    Zorn verzerrte Tulleys Züge. „Philippe de Trevaine.“
    Yves zögerte. „Ich kenne ihn nicht.“
    „Und ich kenne ihn nur zu gut!“ Der alte Graf stieß vor Wut mit seinem Stock auf den Boden. „Ich habe diesen nichtsnutzigen Emporkömmling zu dem gemacht, was er heute ist! Ich habe ihm zu dem Lehen von Trevaine verholfen, und er belohnt mich, indem er mir meinen ertragreichsten Besitz stiehlt!“
    Der Comte stieß ein unwirsches Knurren aus, bevor er weitere Worte für seinen Zorn fand. „Und kein Zeichen, dass er sich mit Perricault zufrieden geben will! Überhaupt kein Zeichen! Philippe muss aufgehalten werden!“ Er wies mit dem Finger auf Yves. „Und Ihr – Ihr  – werdet den tödlichen Streich führen.“
    „Mein Schwert ist in Treue dem Herzog verschworen“, entgegnete dieser mit sanfter Stimme. „Ich kann darüber nicht verfügen.“
    Tulley wies diesen Einwurf mit einer Handbewegung ab. „Der Herzog stimmte zu, Euch in meine Dienste zu entlassen.“
    Yves spürte wieder Zorn in sich aufsteigen, und sein Ton wurde scharf. „Ihr habt mit dem Herzog gesprochen, bevor Ihr mich fragtet?“
    Der Graf zuckte die Schultern, doch sein Blick blieb fest. „Ich hatte mit Eurem Einwand gerechnet.“
    Der Ritter zwang sich dazu, seine Gefühle zurückzuhalten, und in seiner Stimme war nur noch eine Spur von Ärger zu hören, als er weitersprach. „Ich weiß nichts von diesem Philippe de Trevaine außer Euren Anschuldigungen. Ihr erwartet doch nicht, dass ich mich einem unbekannten Gegner entgegenstelle?“
    Tulleys Lippen verzogen sich hämisch. „Müsst Ihr erst die Bekanntschaft eines Mannes machen, bevor Ihr ihn tötet?“
    „Nein“, war Yves’ knappe Antwort. „Ich muss jedoch um die Stärke seiner Truppen wissen, wie viele Kämpen in seinen Diensten stehen, und seine Verbündeten kennen. Auch muss ich Eure eigenen Absichten kennen – wollt Ihr, dass ich allein gegen ein Heer von unbekannter Stärke reite?“ Er sprach absichtlich mit spöttischem Ton. „Vielleicht solltet Ihr für Euren Plan besser einen Mörder dingen als einen

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