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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Erkenntnis ließ ihren Tonfall schneidender klingen als sonst. „Und Ihr müsstet einen anderen Knappen heranziehen“, sagte sie scharf. „Das würde viele Unannehmlichkeiten für Euch mit sich bringen.“
    Er starrte sie an, seine golden glänzenden Augen mit Zorn erfüllt. „Madame, ich weiß, wie gering Ihr meinen Charakter einschätzt, doch solch ein Gedanke wäre verächtlich. Ist es denn so absonderlich, dass ich mich um das Überleben des Jungen sorge?“
    Gabrielle sah in die Augen des Ritters und erkannte darin Aufrichtigkeit. Insgeheim musste sie ihm Abbitte leisten. Niemals hatte sie gedacht, ein Mann könnte sich um das Wohlergehen eines anderen Menschen sorgen. Doch offenbar sorgte sich dieser hier zumindest um seinen Knappen. Sie wusste nicht, was sie denken, noch viel weniger, was sie sagen sollte, angesichts solch unerwarteter Überlegungen.
    „Es tut mir leid“, sagte sie sanft, obwohl sie merkte, dass die Worte gänzlich ungenügend waren.
    Yves nickte kurz. „Um die Wahrheit zu sagen, es muss Euch nicht bekümmern, Madame. Ich entschuldige mich dafür, Euch meine Sorgen aufgebürdet zu haben.“ Sein Tonfall war gleichmütig, als würde er über das Wetter sprechen.
    Gabrielle fühlte jäh, dass er eine Tür vor ihr zuschlug, eine Tür, die für Augenblicke offen gestanden und ihr einen kurzen Einblick in seine innersten Gedanken gestattet hatte. Nun war sie wieder davon ausgeschlossen.
    Sie fühlte sich seltsam beraubt durch diesen Wandel.
    Yves runzelte leicht die Stirn. „Sollten wir unseren Weg nicht fortsetzen, ehe sich der Knabe und das Pferd erkälten?“
    Gabrielle gab einen schnalzenden Laut von sich, um Methuselah in Bewegung zu setzen. Augenblicke später wurde ihr bewusst, dass der Chevalier sich nicht um sein eigenes Wohlbefinden kümmerte, obwohl er ebenso durchnässt war und ihm gleichfalls kalt sein musste wie dem Jungen in seiner Obhut.
    War es möglich, dass doch nicht alle Männer gleich waren?
    Sie fasste die Zügel fester und rief sich in Erinnerung, was die Erfahrung sie gelehrt hatte. Oh, sie wusste es besser. Sie würde sich nicht von der Wohlgestalt eines Mannes betören lassen!
    Die Schatten waren inzwischen länger geworden, als sie ihren Weg fortsetzten. Yves merkte, dass auch er fror. Das eiskalte Kettenhemd sowie das nasse Gewand darunter, das an seiner Haut klebte, ließen ihn zittern.
    Er hoffte, sie waren nicht mehr allzu weit von dem Lager entfernt, um sich bald an einem Feuer wärmen zu können. Gaston musste immer wieder niesen, und selbst dem Wallach schien die Nase zu tropfen.
    Doch Madame zeigte kein Anzeichen dafür, dass sie bald anhalten wollte. Die Blätter der Bäume und Büsche um sie herum raschelten sanft im Wind, als flüsterten sie sich etwas über die Vorbeiziehenden zu. Gabrielle lenkte ihren Hengst nach rechts und ritt geradewegs auf einen undurchdringlichen Wall aus dichtem Gehölz zu.
    Sie stieß einen Pfiff aus, und wiederum antwortete eine Eule innerhalb weniger Augenblicke. Das konnte kein Zufall sein, doch Yves hatte keine Gelegenheit, darüber nachzudenken.
    Mit Erstaunen sah er, wie sich die Mauer aus Laub, Geäst und Buschwerk wie eine zweigeteilte Pforte öffnete. Ein großer Mann, in Grün und Braun gekleidet, trat aus dem Schatten der Bäume hervor, als wäre er von Zauberhand herbeigebracht. Er grinste und hob die Hand zum Gruße, ehe er sich anschickte, das Tor noch weiter zu öffnen.
    Gabrielle schnalzte mit der Zunge, und ihr Ross trabte weiter. Leon und sein Knappe folgten ihr. Yves und Gaston wurden ins Innere gedrängt, und das Tor war im Handumdrehen wieder verschlossen.
    Saint-Roux sah nun, dass es aus Ranken, Blättern und Gestrüpp geflochten war, um sich dem Wald anzupassen. Geöffnet wurde es mit Seilen, so wie andere Tore auch.
    Als sich seine Augen an das Zwielicht der hereinbrechenden Abenddämmerung gewöhnt hatten, erkannte er, dass die geflochtenen Reben auf allen Seiten bis zu den Spitzen der Bäume reichten. Geschickt mit wachsendem Gehölz verbunden, verbarg es den Ort vor den Augen der Vorbeikommenden.
    Und hinter dieser undurchdringlichen Mauer breitete sich ein kleines Tal aus.
    Im Lager, das darin geborgen lag, herrschte zu dieser Stunde reges Treiben.
    Und es war von beachtlicher Größe. Pferde waren an den Seiten festgebunden – Streitrösser, Zelter und Ackergäule, die sich an den Futtertrögen gütlich taten. Kühe wurden von stämmigen Mägden gemolken. Zwei andere Frauen drehten über dem

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