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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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den richtigen Weg kennen, um ohne Schaden übersetzen zu können.
    Yves ritt an ihre Seite und hielt ebenfalls an. Der Knappe begann zu sprechen, aber der Ritter gebot ihm mit der Hand, zu schweigen und richtete seinen Blick auf Gabrielle.
    Ohne ihn anzusehen, wusste sie, dass er erkannt hatte, dass dies eine wichtige Stelle war. Sie fragte sich, ob er überrascht sein würde, wenn er sah, was jenseits lag, und merkte auch, dass Leon sich bemühte, keine Regung zu zeigen.
    Vielleicht musste dieser unverschämte Chevalier bald seine Einschätzung über ihren Verstand nochmals überdenken!
    Doch ohne Zweifel würde er Leon die Anerkennung aussprechen, gleichgültig welche Erklärung er bekam. Verärgert über diesen Gedanken spitzte Gabrielle die Lippen und ließ einen hellen, langen Pfiff ertönen.
    Kurz darauf schrie eine Eule aus dem Wald am anderen Ufer des Flusses, doch Gabrielle wusste, es war Franz, der ihren Ruf erwiderte.
    Es war aber auch das Signal, dass sie sich gefahrlos nähern konnten.
    Sie war sich gänzlich bewusst, dass Yves’ Blick zwischen ihr und dem offenbar undurchdringlichen Wald hin und her wanderte. Sie drängte Methuselah über den Fluss. Vorsichtig war sein Tritt, denn schon mehr als ein Mal war er gestürzt, und er gelangte mit einem Wiehern ans andere Ufer.
    Sie beobachtete, wie Saint-Roux ihr folgte, und wartete darauf, dass er das eisige Gewässer selbst zu spüren bekam. Ein gemeiner Teil in ihr wünschte – wenn auch nur für einen Augenblick –, dass er stürzen und so seine verdammte Gelassenheit für einen Moment verlieren würde.
    Er stürmte nicht einfach los, sondern ließ seinem Pferd Zeit, sich den Weg über die glitschigen Steine zu suchen. Einmal wäre der schwarze Hengst beinahe gestrauchelt, doch ein kurzer Zungenschlag und eine sanfte Berührung von Yves leiteten ihn zu genau derselben Stelle, die Methuselah betreten hatte.
    Als die beiden das Ufer erreichten, warf er Gabrielle einen wissenden Seitenblick zu, der sie erröten ließ. Er hatte ihren Wunsch, er solle stürzen, erraten! Verflucht sollte er dafür sein, dass er so gut beobachten konnte!
    „Los! Comet! Vorwärts!“
    Gabrielle blickte auf und sah, wie Gaston unbekümmert mit seinem Wallach in die Strömung eintauchte. „Nein!“, schrie sie, als sie die Katastrophe vorhersah.
    Leon gab seinem Streitross am anderen Ufer die Sporen, um ihm nachzusetzen, als zur gleichen Zeit Yves vom Rücken seines Pferdes sprang.
    Der Wallach des Jungen verlor den Halt.
    Gaston schrie vor Entsetzen, als sein Pferd strauchelte. Noch ehe Gabrielle etwas sagen konnte, schritt Yves bereits in die rauschenden Fluten. Der Wallach wieherte angstvoll, und der Knappe schrie.
    Dann schlugen die Wellen über ihnen zusammen.

6. KAPITEL
    G abrielle hatte Angst, das grauenhafte Geschehen mit anzusehen.
    Doch nichts Schlimmes war passiert. Ein übel gelaunter Yves stand bis zu den Hüften im Wasser des Flusses. Er hatte seinen durchnässten und beschämt dreinblickenden Knappen am Kragen gepackt und schüttelte ihn tüchtig, gerade als Gabrielle die Augen wieder aufschlug. Wassertropfen flogen wie Kristalle durch die Luft.
    Zu ihrer Erleichterung hatte der Wallach wieder festen Halt unter den Hufen gefunden und war nur wenig flussabwärts getrieben. Das Tier hatte sich selbst ans Ufer gerettet und stand nun, vor Angst und Kälte bebend, da.
    „Wie viele Male habe ich dir gesagt, dass du zuerst schauen sollst, ehe du springst?“, brummte Yves.
    Gaston bekam die heftige Reaktion seines Herrn zu spüren, der ihn schüttelte wie einen nassen Hund. Gabrielle beneidete den Jungen nicht in seiner Situation, aber zum Glück war er unverletzt. Insgeheim dachte sie, dass das Gewand des Jungen nun wenigstens gut gewaschen wurde. Es gelang ihr beinahe nicht, das Lächeln über diesen Gedanken zurückzuhalten.
    „Selbst der törichteste Narr kann sehen, dass dieser Fluss schwierig zu überqueren ist“, zürnte der Chevalier, „aber du stürmst vorwärts, als ob es ein Spazierweg wäre!“
    Der Knappe ließ seinen Kopf noch tiefer hängen. „Es tut mir leid, Herr.“
    Doch seine Reue dauerte nicht lange, denn er hob blitzschnell den Kopf, und seine Augen strahlten. „Ich dachte an heldenhafte Ritter, die aufs Schlachtfeld preschen, so wie Parzival, um die Burg des Fischerkönigs zu erreichen, fest entschlossen den Heiligen Gral zu finden …“
    „Du hast dir gar nichts gedacht“, warf Yves ein. „Wenn du dich schon nicht um dein eigenes

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