Historical Exclusiv 45
besorgte Stirn.
Der Chevalier konnte allen die Erleichterung ansehen, dass die Herrin sicher wieder zu den Ihren zurückgekehrt war. Solche gefühlvollen Bande zwischen Menschen unterschiedlichen Standes kannte er nicht.
Gerade als Yves glaubte, dass man ihn und Gaston vergessen hatte, wandte Gabrielle sich um und zeigte auf ihn.
„Ich habe den Marschall des Herzogs dafür gewonnen, uns in unserem Kampfe beizustehen“, sagte sie mit klarer Stimme, und alle Augen richteten sich erwartungsvoll auf ihn. „Macht Platz für ihn und seinen Knappen, denn sie müssen sich am Feuer wärmen.“
Ein kleiner Mann trat vor, um Merlins Zügel zu nehmen, und Yves gefiel, wie er vorsichtig die Ohren des Hengstes kraulte. Auch Merlin schien dies zu gefallen, denn er beschnüffelte den Mann sorgfältig.
Die Versammelten betrachteten den Chevalier, und ein Knecht stieß den anderen an, als sie das Wasser bemerkten, das aus seinen Kleidern tropfte. Die beiden grinsten, und schnell wie der Wind wurde die Neuigkeit von einem Ohr zum anderen getragen.
Franz schmunzelte schelmisch. Dabei offenbarte sein Lächeln eine Zahnlücke. „Um diese Zeit wart Ihr schwimmen, Herr?“, scherzte er, so als ob der Ritter einer von ihnen wäre.
Yves warf einen bedeutungsvollen Blick zu seinem errötenden Knappen. „Wohl eher fischen.“
Die Versammelten lachten, der eine oder andere zeigte auf den tropfnassen Knaben, und Gastons Wangen überzogen sich mit tiefem Rot.
„Sei unbesorgt, mein Bürschchen.“ Eine stämmige Matrone drängte sich zu ihm durch und zog ihn einfach aus dem Sattel. Der Junge gab einen schrillen Schrei des Widerspruchs von sich, hatte jedoch nicht die geringste Chance, ihrem festen Griff zu entkommen. „Du bist nicht der Erste, der einen Fehltritt in dem Flusse tat, und du wirst auch nicht der Letzte sein.“ Sie betrachtete ihn mit festem Blick. „Beim nächsten Mal wirst du besser auf den Weg achten, dessen bin ich gewiss.“
Ehe der Knappe etwas erwidern konnte, hatte sie ihn unter ihre Fittiche genommen und schleppte ihn an die Feuerstelle wie ein störrisches Schaf. „Was du brauchst, Bürschchen, ist etwas Heißes in deinem Magen“, wetterte sie.
Gastons Ausdruck war so überrascht, dass Yves beinahe laut aufgelacht hätte. „Oh, Herr!“, rief der Knappe, doch dieser schüttelte nur den Kopf.
„Sie hat ohne Zweifel recht, Gaston“, rief er hinter ihnen her. Der Knabe sträubte sich, aber ohne jeden Erfolg. Die Matrone ließ ihn vor dem Feuer auf den Boden fallen und forderte ihn auf, sitzen zu bleiben.
Der Knabe – und das war bemerkenswert – tat, wie man ihm geheißen hatte.
Yves warf Gabrielle einen Blick zu und sah, wie sie fröhlich strahlte. Ihr Lächeln erweckte in ihm plötzlich das Gefühl, dass er kein Fremder war, der nicht dazugehörte.
Es war ein seltenes und willkommenes Empfinden für ihn.
„Ihr solltet Euch beeilen, denn Eileen wird ohne Zweifel zurückkommen, um Euch zu holen“, ermahnte Gabrielle ihn. Saint-Roux blickte ungläubig drein, denn sie fuhr fort und zwinkerte ihm zu. „Sie warf mich ein oder zwei Mal einfach über die Schultern.“
„Oh, Herr! Ich hege keinen Zweifel, dass Eileen Euch vor dem Feuer niederringt!“, scherzte der Mann, der Merlin am Zaum hielt, mit einem verschwörerischen Blick. „Wollen wir wetten?“
Die anderen lachten, und es klang herzlich und fröhlich, obwohl Yves keiner weiteren Aufforderung bedurfte, rasch abzusteigen. Er zögerte nur ganz kurz, ehe er sein getreues Streitross übergab. Der Mann, der die Zügel nahm, nickte ihm ermutigend zu.
„Seid unbesorgt, Herr“, sagte er mit sanfter Stimme. „Ich bin Xavier, Perricaults Stallmeister. Es gab Zeiten, da wir viele solch edle Tiere wie ihn im Stall hatten.“ Er seufzte und lächelte im nächsten Moment, als der Hengst ihn von der Seite ansah. Als er den Gesichtsausdruck des Stallmeisters sah, der zu Merlin aufblickte, wusste Yves, dass sein Pferd gut versorgt werden würde.
„Dann bin ich froh, ihn deinen Händen anzuvertrauen.“
„Es ist ein Glück für dich“, flüsterte Xavier Merlin zu, „dass ich ein bisschen Hafer aufgespart habe, für den Fall, dass Madame einen edlen Ritter für unsere Sache gewinnen würde.“
Merlins Ohren zuckten, und er schnaubte, als ob er verstünde, was man ihm sagte. Er folgte dem Stallmeister ohne Widerstreben. Ein anderer Mann führte Gabrielles silberfarbenen Hengst in dieselbe Richtung, und das Tier stieß mit den Nüstern Xavier
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