Historical Exclusiv 45
danebenliegenden, „… und des Heiligen Geistes.“ Er schob den Ring auf ihren Finger, dann nahm er ihre Hände in die seinen. Er sah ihr in die Augen und fand darin eine Zärtlichkeit verborgen, die ihm beinahe die Stimme raubte.
„Mit diesem Ring nehme ich Euch zu meinem Weibe“, gelobte er. „Mit diesem Silber ehre ich Euch, und mit dieser Gabe verbinde ich mich mit Euch.“
Und als Gabrielle ihn anlächelte, sah Yves, dass die Besorgnis aus ihren lieblichen Augen gewichen war. Zu wissen, dass sie ihm Anerkennung zollte, reichte aus, dass sein Herz fast überlief vor Freude.
Der Priester strich beiden mit geweihtem Wasser ein Kreuz auf die Stirn, um das Paar und den Ehebund zu segnen. Nun bat er die Versammelten ins Innere der Burgkapelle, um den Gottesdienst zu begehen.
Die Sänger, prächtig in Grün und Gold gekleidet, stimmten einen Gesang an, als der Priester die Schwelle überschritt. Weihrauchkessel wurden geschwungen. Die großen Kerzen auf dem Altar waren entzündet, und ihre Flammen sowie das einfallende Sonnenlicht erhellten den Raum. Quinns Männer und die Menschen von Perricault drängten sich in der kleinen Kapelle, und ihre Gesichter strahlten vor Freude.
Yves führte seine Braut den Gang entlang und wunderte sich, dass ein solch bewunderungswürdiges Weib nun seine Gemahlin war, selbst wenn es nur dem Namen nach sein sollte.
Sie beugte sich zu ihm und flüsterte mit aufgeregter Stimme. „Der Ring! Er ist so wunderschön. Ich habe ihn nie zuvor an Eurer Hand bemerkt.“
„Er gehörte meiner Mutter“, vertraute er ihr leise an. „Quinn hatte ihn für mich bewahrt.“
„Dann ist er Euer Bruder.“
Yves blickte in ihre Augen und lächelte. „Ein Bruder, den ich niemals kennengelernt hätte, hätte ich mich nicht Eurer Sache verschworen.“
„Ich verstehe nicht.“
„Sayerne war mein Zuhause, Jerome de Sayerne mein Vater“, erklärte Yves hastig und nahm sich die Freiheit, die Nasenspitze seiner Braut mit seinen Fingern spielerisch zu berühren. „Ich werde Euch die ganze Geschichte ein anderes Mal erzählen, Madame. Seid gewiss, dass ich Euch von ganzem Herzen dafür dankbar bin, dass Ihr mich mit Quinn zusammengebracht habt.“
Gabrielle unterdrückte ein erfreutes Lächeln. Sie bewegte die Finger, da das Gewicht des schweren Silberringes an ihrer Hand für sie ungewohnt war. „Habt keine Angst“, flüsterte sie. „Ich werde den Ring Eurer Mutter wohl bewahren.“
„Dessen bin ich gewiss“, gelang es ihm noch zu murmeln, ehe sie vor dem Altar anlangten. Der Priester drehte sich um und segnete sie, als Yves sich der Wahrheit dieser Worte bewusst wurde.
Er wusste , das einzige Geschenk seiner Mutter befand sich in guten Händen. Die Worte des Priesters gingen für einen Augenblick ungehört an ihm vorbei, als er die Bedeutung dessen erkannte.
Er traute dieser Frau, wie er nie zuvor jemandem vertraut hatte. Die Veränderungen, die sie bereits in Perricault vorgenommen hatte, waren spürbar, obwohl Philippe erst vor kürzester Zeit dahingeschieden war. Es war in den Gesichtern der Menschen genauso ersichtlich wie an der ganzen Stimmung in der Burg.
Gabrielle hatte die Gabe, ein Zuhause zu schaffen, wo immer sie sich auch befand, hier ebenso wie im Lager in den Wäldern. Sie hatte ihn eingeladen zu bleiben, in dem ersten wahren Heim, das Yves jemals hatte.
Er konnte nur hoffen, dass er mit der Zeit Gelegenheit haben würde, ihr zu zeigen, wie sehr er dies würdigte.
Diese Hochzeit war gänzlich anders als die förmliche Vermählung, die Gabrielle einst gefeiert hatte. Sobald sie und Yves aus der Kapelle traten, wurde sie von vielen Menschen umarmt und geküsst – viele waren Fremde, doch alle waren erfreut, welches glückliche Ende dieses Geschehen gefunden hatte. Mehr als einmal verlor sie den Halt, obwohl sie sich fest an den Arm ihres Gemahls klammerte, und hörte sich laut lachen.
Gelächter ertönte von allen Seiten, als die Versammlung in die Große Halle zog. Selbst Yves’ sonst so ernster Blick war ungewöhnlich heiter. In dem Saal machte es den Eindruck, als ob man die gesamten Keller Perricaults für dieses Fest geleert hätte – und vielleicht sogar die von Trevaine –, denn der Wein floss in Strömen.
Jubelrufe erklangen, und Trinksprüche wurden erhoben; Lieder wurden gesungen, und alle erfreuten sich beim Tanze, ohne auf Rang oder Stand zu achten. Die Troubadoure sangen fröhlich; die Spielleute übertrafen sich in ihren Künsten und Possen.
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