Historical Exclusiv 45
gegeben, was er begehrte, der wiederum großes Leid auf sich genommen hatte, um ihr Begehr zu erfüllen. Der Ring, den Yves ihr gegeben hatte, wog schwer in ihrer Hand, seine Inschrift schien nun passender, als sie sich Stunden zuvor hatte vorstellen können.
Sie starrte den Ritter an, sprachlos über seine Worte, und Yves näherte sich ihr. Zärtlich strich er mit seiner Hand über ihr Gesicht und berührte ihre Lippen. Gabrielle erschauerte erwartungsvoll, sie brachte es nicht fertig, von ihm abzurücken.
Nun würde er sie küssen – und er wollte sie küssen, das konnte sie aus der Entschlossenheit seines Blickes lesen. Und Gabrielle wollte diesen Kuss, sie wollte ihn mehr als alles andere auf der Welt.
In der Tat, sie wollte noch weit mehr von ihm.
Ganz langsam, für die johlenden Anwesenden kaum wahrnehmbar, beugte Yves sich zu seiner Gemahlin, bis sich ihre Lippen berührten. Er sah ihr tief in die Augen, als ob er ihren Widerspruch erwartete. Als er nichts dergleichen wahrnahm, umschlossen seine Lippen mit einer solchen Sicherheit ihren Mund, dass ihr Herz so laut pochte, dass sie meinte, jeder könne es hören.
Yves schmeckte nach Wein und strahlte eine ungeheure Männlichkeit aus, die Gabrielles Verlangen verstärkte. Sie fühlte seine starke Hand an ihrer Taille, mit der anderen hielt er zärtlich ihren Kopf.
Gabrielle seufzte, nur vage nahm sie wahr, dass die Versammelten zustimmend jubelten. Sie schloss die Augen, als sich alles um sie herum schwindelerregend zu drehen begann, sie wusste indes, es war nicht allein die Schuld des Weins.
Wie von selbst legten sich ihre Arme um seine breiten Schultern. Der Ritter bemerkte ihre Zustimmung und zog sie fester an sich. Die zärtliche Berührung seiner Hand ließ jede Faser ihres Körpers zum Leben erwachen, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte.
Yves hob den Kopf, seine Augen funkelten voll sinnlicher Glut. „Noch etwas sollt Ihr wissen, Madame“, flüsterte er heiser. „Ich weiß sehr gut, dass ich Michel in Eurem Herzen nicht ersetzen kann oder gar in dem Eures Sohnes.“
Er hielt inne, die Stirn gerunzelt, als ob ihm diese Worte schwer fielen.
Gabrielle legte die Hand an seine Wange, denn sie wollte ihm zeigen, dass sie ihn verstand, bereit war, die verborgene Last seines Herzens mit ihm zu teilen.
Ihr zaghaftes Lächeln berührte ihn tief. Er strich zärtlich mit den Fingern über ihre Wange und hob ihr Kinn, sodass sie ihn anblicken musste. „Welch Mitgefühl“, murmelte er. „Es gibt keine Frau in der ganzen Christenheit, der sich ein Mann leichter anvertrauen kann als Euch, Madame.“
Gabrielle spürte, wie sie errötete, und sie hätte beinahe gezaudert, doch Yves’ Daumen streichelte ihre Lippen. Diese Zärtlichkeit ließ jedes Wort verstummen, und ihr Blut geriet in Wallung.
Sie wollte seine Hände nicht nur auf ihren Lippen spüren.
„Mein Vater war ein schlechter Gemahl und auch ein schlechter Vater“, sprach Yves leise weiter. „Der einzige Weg, den ich kenne, um dem Vermächtnis seiner Grausamkeit ein Ende zu setzen, ist, sich darüber hinwegzusetzen, wie es mein Bruder Quinn tat.“
Er sah tief in ihre Augen, und sie wusste, diese Worte kamen von Herzen. Die Hitze seiner Hand, die ihre Wange streichelte, schien sie zu verbrennen, und sie erbebte, als sein Schenkel sich gegen sie presste.
War sie von Sinnen gewesen, zu verlangen, dass ihre Verbindung nur dem Namen nach geschlossen werde?
„Ich schwöre Euch, dass ich ein guter Gemahl und ein guter Vater sein werde, und ich bitte Euch nachsichtig zu sein, wenn ich Fehler mache.“ Yves runzelte die Stirn, und seine Stimme wurde noch leiser. „Habt Geduld mit mir, Madame, damit ich diese neue Aufgabe meistern kann.“
Er besiegelte seine Worte mit einem Kuss, dieses Mal mit noch leidenschaftlicherer Hingabe als zuvor. Die Anwesenden jubelten erneut, aber Gabrielle kümmerte das nicht. Sie öffnete ihren Mund und gab sich der Umarmung ihres stattlichen Gemahls hin. Sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass dieser Augenblick niemals enden würde.
Das mochte Torheit sein, doch sie war es wert.
Als Yves endlich sein Haupt hob und die Männer Beifall zollten, fühlte Gabrielle sich angenehm benommen. Sie blickte verträumt vor sich hin und versuchte sich zu vergegenwärtigen, was er eben zu ihr gesagt hatte. Trotz der Begierde, die sie durchströmte, konnte sie sich nicht überwinden, ihm einen unkeuschen Antrag zu machen, wenn ihr Körper auch noch so sehr danach
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