HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Resaca beerdigt worden, wohin Joseph Johnston, der General der Konföderierten, mit seiner Armee zurückweichen musste, als die Blauen auf Atlanta marschierten.
Shanna hatte auch an jenem Tag Verwundete gepflegt, als man ihr die traurige Nachricht überbrachte. Doch konnte sie nicht mehr weinen. Als sie den Brief las, war sie wie erstarrt, ohne Gefühle. Niemals wieder würde sie jemanden lieben! Das hatte sie sich damals geschworen. Der Verlust eines geliebten Menschen tat zu weh! Nein, niemals, niemals wieder!
Shannas Lider wurden schwer. Sie döste ein, ohne es zu merken. Als sie aufwachte, war das Gewitter vorüber. Draußen wurde es bereits hell. Der Mann auf dem Sofa schlief immer noch fest. Im Schlaf hatte er ihr Handgelenk losgelassen. Vorsichtig stand sie auf und breitete wieder die Decke über ihn. Plötzlich umschlangen zwei starke Arme sie und zogen sie an die Brust. Ehe sie richtig verstand, was geschah, presste der Mann gierig seine Lippen auf ihren Mund. Dann erforschte er mit der Zunge mit viel Erfahrung ihren Mund. Shanna wehrte sich in Panik. Und dann stieß er sie abrupt von sich. War er aus einem Traum erwacht, in dem er sie für eine andere gehalten hatte, oder waren es noch immer die Folgen der halben Flasche Whiskey? Er betrachtete sie mit durchdringenden blauen Augen so merkwürdig, als könne er bis ins Innerste ihrer Seele schauen.
„Wie können Sie es wagen, Sir!“, sagte Shanna leise. Sie wünschte, ihre Stimme zitterte weniger stark. Angst beherrschte sie mehr als Empörung. Ohne es zu wissen, hatte Rafe die Erinnerung an das letzte Mal wachgerufen, bei dem Shanna ein derartig brutales Benehmen hatte erleiden mussen. Dafür hasste sie ihn. „Mir scheint, der Krieg hat Sie tatsächlich dazu gebracht, Ihre guten Manieren zu vergessen.“
Dann wurde sie sich bewusst, dass ihr dünnes Nachtgewand keinen Schutz vor seinen bohrenden Blicken bot. Erschreckt wandte sie sich ab und floh in ihr Zimmer und drehte nicht nur den Schlüssel um, sondern stellte noch einen Stuhl unter den gläsernen Türknopf. Rafe Amberville war überhaupt nicht wie sein stiller, freundlicher Bruder. Vielleicht gab es einen guten Grund, warum niemand im Haus seinen Namen erwähnte.
2. KAPITEL
Shanna drehte sich vom Fenster weg, als jemand an der Tür rüttelte. Mehrere Stunden waren vergangen, seit sie sich eingeschlossen hatte. Sie hatte sich angekleidet und auf die Chaiselongue am Fenster gelegt. Von dort aus hatte sie durchs offene Fenster den Sonnenaufgang betrachtet. Als sich im Zimmer nebenan vor Kurzem etwas gerührt hatte, war sie zusammengezuckt; aber niemand hatte den Türknopf bewegt. Sie hoffte, dass Rafe sich seines empörenden Benehmens wegen schämte. Jetzt hörte sie Tante Leas Stimme durch die Tür. Erleichtert stellte sie schnell den Stuhl weg und schloss auf.
Über Tante Leas Schulter hinweg sah Shanna, dass das Nebenzimmer leer war. Die Vorhänge waren zurückgezogen. Die Morgensonne flutete herein. Weder Stiefel noch Hut lagen auf dem Teppich. Von dem Mann, der mitten in einer stürmischen Nacht in ihr Leben getreten war, war keine Spur mehr zu sehen. Hätte nicht die Steppdecke zusammengefaltet über der Sofalehne gelegen, hätte sie glauben können, alles nur geträumt zu haben. Aber da waren auch noch ihre wunden Lippen. Nein, es war kein behutsamer, scheuer Kuss gewesen.
Tante Lea sagte nichts, sondern blickte nur mit schief gelegtem Kopf auf das Sofa. Dann holte sie eine halb abgenagte Hühnerkeule hinter dem Rücken vor.
„Seit wann plünderst du Hannahs Vorratskammer, Kind? Vor zehn Minuten hat sie den armen Benjamin furchtbar beschimpft und ihm vorgeworfen, er habe die Reste vom Abendessen gestohlen. Und Abraham musste feststellen, dass eine Flasche Whiskey fehlte. Ich wusste nicht, dass du jetzt eine Vorliebe für starke Getränke entwickelt hast.“
„Sei nicht albern, Lea.“ Shanna nahm sie am Arm und zog sie zurück ins Schlafzimmer. „Hast du ihn denn nicht gesehen? Habe ich ihn etwa als Einzige gesehen? Rafe, Mr. Ambervilles zweiter Sohn, war gestern Nacht hier. Dies waren seine Zimmer, und er hatte wirklich nicht erwartet, mich darin vorzufinden.“
„Rafe Amberville ist zurück?“ Überrascht hob die Mulattin die Brauen. „Na, das wird einen Riesenwirbel geben, wenn es stimmt, was ich gehört habe. Sein Vater und er schaffen es nicht mehr, zivilisiert miteinander umzugehen, und für seinen Bruder hat er auch nichts übrig.“
„Das erklärt, warum keiner der
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