HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
Bettdecken verwickelt war sie aufgewacht und hatte sich erhitzt, müde und enttäuscht gefühlt.
Georgiana versuchte sich zwar weiterhin einzureden, dass sie nur wegen des Falls miteinander in Beziehung standen, doch es fiel ihr schwer, sich gerade darauf zu konzentrieren. Die Tatsache, dass der Marquess im Tageslicht noch besser aussah, als er es die vorige Nacht getan hatte, trug nicht gerade dazu bei, etwas zu verbessern. Sie hatten wieder ihre Observation aufgenommen, aber sie ertappte sich mehrmals dabei, dass sie ihn und nicht ihren Verdächtigen beobachtete.
Ihr fiel auf, wie sein dunkles Haar sich über seinen Kragen lockte, wie sanft seine Lippen geschwungen waren, wie anmutig er die Hände bewegte, was für schlanke Beine er besaß. Und sie dachte an den vorigen Abend. Sie erinnerte sich an das Gefühl, wie diese Beine zwischen die ihren gedrängt waren, wie er seinen Körper gegen den ihren gepresst hatte, wie seine feuchte Haut und seine Liebkosungen sie umfingen. Sie wollte vergessen, was vorgefallen war; gleichzeitig sehnte sie sich danach, das Ganze zu wiederholen.
Noch nie war sie in einer solchen Zwickmühle gewesen. Ashdowne erschien kühl und elegant und tat so, als sei nichts geschehen. Georgiana hätte geglaubt, dass sie sich das Ganze eingebildet hatte, wäre da nicht von Zeit zu Zeit ein Blick von ihm gewesen, der sie erbeben ließ.
Solche Blicke veranlassten sie, sich erneut zu fragen, wie weit der Marquess wohl gehen wollte. Verhielt er sich jeder Frau gegenüber so? Sie wollte auf keinen Fall austauschbar sein, so neugierig sie auch darauf war, mehr von dem Vergnügen, das sie in seinen Armen empfand, kennenzulernen. Ashdowne sollte sie nicht derart sklavisch verehren, wie das manche ihrer Bewunderer taten, aber Georgiana wünschte sich, dass er et was für sie empfand – ein wenig Zuneigung und Respekt vor ihren Fähigkeiten.
Leider konnte sie aus seinem verschlossenen Gesichtsausdruck wenig herauslesen. Sie fühlte sich auch nicht frei genug, um ein solches Thema anzusprechen. Vor allem, da sie sich eigentlich auf Mr. Hawkins konzentrieren sollte. Bisher jedoch hatte ihr Verdächtiger nichts Besonderes unternommen.
Der Tag des Vikars war ähnlich wie der vorige verlaufen. Er hatte den Morgen zu Hause verbracht und dann den „Pump Room“ besucht. Dort blieb er längere Zeit und sprach mit verschiedenen älteren Witwen, während Georgiana und ihr Begleiter versuchten, sich unauffällig im Hintergrund zu halten.
Sie war überzeugt, dass die ganze Situation kein Problem für sie dargestellt hätte, wäre sie allein gewesen. Ashdowne war einfach zu elegant und fiel deshalb in der Menge auf. Sie hatte ihn gebeten, sich zu verkleiden, aber der Marquess hatte den Vorschlag lachend abgelehnt. Sie hatte auch nicht darauf bestanden.
Nun jedoch erkannte sie, wie töricht es von ihr gewesen war, einfach nachzugeben. Obwohl sie von einer Trennwand in der Nähe des Orchesters verdeckt waren, erblickte sie auf einmal eine würdige Matrone, die gemeinsam mit ihrer Tochter im heiratsfähigen Alter auf sie zusteuerte. Zweifelsohne war ihr Begleiter entdeckt worden. Georgiana unterdrückte einen Seufzer und wollte gerade flüchten, als sie Ashdownes Hand auf ihrem Arm spürte.
„Ich folge dem Vikar“, flüsterte sie und suchte sich seinem Griff zu entwinden. Doch er ließ sie nicht los, sondern zog sie noch näher zu sich.
„Nein, das tun Sie nicht“, sagte er sanft. Er sah sie unbeteiligt an, sodass ein Außenstehender annehmen musste, dass er ein wenig mit ihr plauderte. Stattdessen hielt er sie gefangen. Georgiana wollte gerade einen Streit vom Zaun brechen, als sie unterbrochen wurde.
„Mylord, was für ein Freude, dass Sie unseren beliebten ‚Pump Room‘ mit Ihrer Anwesenheit beehren! Ein derartiges Vergnügen haben wir heute Nachmittag gar nicht erwartet. Nicht wahr, meine Liebe?“, verkündete die Matrone und wandte sich an ihre Tochter. Das Mädchen, das groß, schlank und blond war, schüttelte gehorsam ihre hellen Locken und warf dem Marquess ein kokettes Lächeln zu.
Georgiana hätte am liebsten die Augen verdreht, doch sie entschied sich, höflich zu lächeln. Das wäre jedoch gar nicht nötig gewesen, denn niemand achtete auf sie. „Sie erinnern sich an meine Tochter Forsythia, Mylord?“, fragte die Dame und schob das Mädchen ein wenig nach vorn.
Ashdowne murmelte ein paar Höflichkeiten, was die Mutter dazu veranlasste, über die Begabungen ihrer Tochter ins Schwärmen
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