HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
aus. „Aber was ist mit der Miss? Was wird sie jetzt tun? Sie wird doch über kurz oder lang einen neuen Verdächtigen suchen.“
„Vielleicht wird sich ihr Interesse an dem Fall endlich verflüchtigen“, sagte ein hoffnungsvoller Ashdowne.
Der Ire kratzte sich am Kinn. „Ich weiß nicht, Mylord. Sie scheint mir ziemlich verbissen, was diese Sache betrifft.“
„Das ist wahr“, gab der Marquess zu. Wenn sie nur so besessen von ihm wäre, wie sie es von diesen verdammten Fall war! Auf einmal wurde ihm voller Entsetzen klar, dass er nun schon anfing, auf einen Fall eifersüchtig zu sein. Wie tief wollte er noch sinken? Er kreiste mit den Schultern, um die Spannung zu lockern, die ihn seit Georgianas Bekenntnis, eine berühmte Detektivin werden zu wollen, ergriffen hatte.
„Sie können sie natürlich ablenken“, schlug Finn listig vor.
„Ja, aber …“, fing Ashdowne an, wurde aber durch die nächste Äußerung des Iren jäh unterbrochen.
„Das ist doch wohl der Ausweg, Mylord“, sagte der Diener begeistert. „Ich habe keinerlei Zweifel, dass Sie das schaffen werden.“
Der Marquess lächelte schwach. Ein Mann musste verdammt große Kräfte besitzen, um Georgiana längere Zeit von ihren Ermittlungen abhalten zu können.
„Soll ich sie noch einmal beobachten, damit Sie sicher sein können, dass sie mit anderen Dingen beschäftigt ist?“, wollte Finn wissen.
„Ja, das wäre gut“, erwiderte Ashdowne. Er hielt sich für einen weltgewandten Gentleman, der schon so manche Liebesaffäre erlebt hatte. Weshalb erregte ihn dann der Gedanke an die Möglichkeit, Georgiana abzulenken, so sehr? Er unterdrückte ein Stöhnen und wandte sich wieder den anderen Fragen zu, die ihn plagten.
Nur undeutlich nahm er wahr, dass der Butler das Zimmer verließ, doch weder der Portwein noch die Unterhaltung hatten ihm geholfen, seine verrückten Gedanken in eine vernünftige Bahn zu lenken. Dieser Zustand rastloser Unentschlossenheit war gerade für ihn besonders peinigend, denn er war gewöhnlich ein entscheidungsfreudiger Mensch. Früher hatte mitunter sogar sein Leben davon abgehangen, dass er genau plante und schnelle Entschlüsse fasste. Doch nun gewann er den Eindruck, dass die kleine Blondine sein ganzes Dasein ins Chaos gestürzt hatte.
Und obgleich er sich vom Gegenteil zu überzeugen versuchte, wusste Ashdowne tief im Herzen, dass in seinem Leben nichts mehr so wie vorher sein würde.
Nachdem er die ganze Nacht mit Nachdenken verbracht hatte, fühlte er sich am Morgen ausgeglichener. Er wusste nun, was zu tun war, auch wenn sein ganzer Körper dagegen rebellierte. Selbst wenn er all seine Zweifel beiseiteschob, vermochte er einen so gewaltigen Schritt nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ein Teil von ihm war bereit und entschlossen, ein anderer jedoch wollte all seine Geheimnisse unentdeckt lassen.
Die Ironie an seiner Situation war ihm natürlich klar; dennoch wusste er, dass der Schritt, der ihm bevorstand, unumgänglich war. Er eilte schon am frühen Morgen zu Georgianas Haus und konnte die entmutigte Detektivin zu einem Ausflug mit der Kutsche überreden. Allerdings musste er zuerst ihre jüngeren Schwestern loswerden.
Georgiana wollte eigentlich nicht mitkommen, was ihn sehr traf. Dennoch verspürte er ein großes Verlangen, ihr zu beweisen, wie sehr sie seine Begleitung genießen würde. Sein Verhalten erinnerte ihn an die Wikinger, die nach ihrem Überfall auf England gewissenlos Frauen von der Insel entführten. Ashdowne redete sich zwar ein, dass er zivilisierter sei, doch letztlich war er sich da nicht so sicher.
Es gab bestimmt so manchen, der es als anrüchig empfand, dass er eine junge Frau aus besserer Gesellschaft in seine Kutsche einlud, doch Georgiana und er hatten inzwischen so oft gegen die Konventionen verstoßen, dass er sich weigerte, einen Aufpasser mitzunehmen. Außerdem hätten sie in Anwesenheit einer anderen Person wohl kaum über den Fall sprechen können. Das redete sich Ashdowne zumindest ein, um sich dafür zu rechtfertigen, dass er sie zu einem kleinen, oberhalb der Stadt liegenden Wäldchen entführte.
Georgianas Vater war dumm genug, sie ihm zu überlassen, ob dies nun aufgrund seiner Naivität oder infolge der Hoffnung geschah, dass sich seine Tochter einen Titel sichern könnte. Auch wenn die guten Wünsche von Mr. Bellewether durchaus seinen eigenen Plänen entgegenkamen, so verspürte er doch einen gewissen Ärger darüber, dass dieser Mann kein bisschen um
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