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HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGO MAGUIRE JACQUELINE NAVIN
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angesehen hatte, während ihr kastanienbraunes Haar wild und ungezähmt über ihre Schultern fiel. Edgars jungfräuliche Witwe ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Obgleich er gewöhnlich eine Abneigung gegen widerspenstige, starrsinnige Frauen verspürte, beeindruckte ihn ihre Lebendigkeit, ihre leidenschaftliche Art. Nun wusste er, was ihn heute Abend bedrückte. Es waren seine unerwarteten Gefühle für diese Frau. So etwas hatte er noch niemals zuvor empfunden.
    Lucien runzelte die Stirn. Als er an einer Dienstmagd vorüberging, sank sie in einen tiefen Knicks und lächelte schüchtern, doch angesichts seiner finsteren Miene wich die Frau verängstigt zurück.
    Er war kein Mann, der für schöne Damen den Narren spielte. Nicht dass er es jemals nötig gehabt hätte. Trotz seines niederen Standes als Sklave hatte es ihm im Nordland nie an Frauen gemangelt, die in den langen kalten Winternächten sein Bett wärmten.
    Während seiner Sklavenschaft unter einem der mächtigsten Kriegsherren des Nordlandes hatte ihm sein Geschick im Schwertkampf einen beachtlichen Vorteil verschafft. Bald hatte er zu den angesehensten Kriegern seines Lords gezählt. Nachdem Lucien anfangs zum Dienst als Fußsoldat gezwungen worden war, hatte ihn der alte Hendron im Laufe der Zeit als so wertvoll erachtet, dass er niemals ohne seinen englischen Sklaven und besten Krieger in die Schlacht gezogen wäre.
    Bald hatten die Frauen in Hendrons Anwesen Gefallen an dem Engländer gefunden. Ob es wegen der Gunst seines Herrn oder seiner zurückhaltenden, ruhigen Art gewesen war, wusste er nicht. Er hatte selten einen Gedanken an eine der vielen Schönheiten verschwendet, die sein Bett aufgesucht hatten. Für ihn waren sie nur während der kurzen Zeit von Bedeutung gewesen, in der sie ihm sinnliche Freuden bereitet hatten.
    Nichts und niemand außer seinem geheimen Traum von Rache hatte Lucien etwas bedeutet. Niemand außer Agravar, seinem einzigen Freund, hatte jemals den Schutzwall durchbrochen, den er um sein Herz errichtet hatte. Und am allerwenigsten eine Frau.
    Seine Kameraden hatten ihn stets um seine Kampfeskunst und seine Beliebtheit bei den Frauen beneidet, dennoch hatte er sich immer von den anderen ferngehalten, eingeschlossen in seinen sorgfältig aufgebauten Elfenbeinturm. Sie hatten ihn ohnehin nie als ihresgleichen betrachtet. Der alte Hendron hatte seinem Sklaven zwar zahlreiche Freiheiten gewährt, um ihn für seine Kriegszüge bei Laune zu halten. Dennoch hatte er Lucien immer wieder grausam gedemütigt, damit er niemals seine niedere Herkunft vergaß.
    Doch das gehörte nun der Vergangenheit an, obgleich er kaum glauben konnte, dass diese Jahre endgültig hinter ihm lagen. Sollte er sich nicht überglücklich fühlen, irgendeinen Funken Freude empfinden, der den nagenden Schmerz in seiner Seele ersetzte?
    Vielleicht würde es ihm morgen früh bessergehen, nachdem er geruht und die widerspenstige Alayna aus seinen Gedanken verbannt hatte.
    Lucien betrat Edgars Schlafgemach und schloss die Tür hinter sich. Erleichtert stellte er fest, dass ihn die Geister der Vergangenheit nicht länger plagten, die ihn während seiner Unterredung mit Alayna heimgesucht hatten. Er entdeckte das blutbefleckte Laken auf dem Boden und lächelte. Die Vorstellung, wie sie es wutentbrannt vom Bett geworfen hatte, amüsierte ihn. Das Mädchen besaß zweifellos Temperament.
    Trotz allem empfand er erstaunlicherweise auch Scham über seinen Betrug, ein Gefühl, dass er nie erwartet hätte.
    Seine Überlegungen fanden ein plötzliches Ende, da eine junge Dienstmagd die Kammer betrat. Sie trug ein mit Fleisch und Brot beladenes Tablett, das sie auf dem Tisch am Kamin abstellte. Lucien hatte befohlen, das Mahl in sein Gemach zu bringen, da er dem Trubel der Halle entfliehen wollte. Obwohl er seinen Söldnern verboten hatte, die üblichen Freuden nach einer Eroberung zu genießen, war er froh, dass Agravar und Will über die Soldaten wachten. Er wünschte nicht, dass sie seine neuen Schutzbefohlenen beleidigten oder gar ihre Frauen belästigten. Er selbst suchte nichts als Ruhe nach diesem harten Tag.
    Lucien stellte fest, dass er völlig ausgehungert war. „Mädchen“, rief er, was die Dienstmagd erschrocken zusammenzucken ließ. „Bring mir etwas Wasser zum Waschen, und sieh zu, dass es warm genug ist.“
    Nachdem sie den Raum verlassen hatte, verspeiste er heißhungrig seine Mahlzeit. Als man ihm das Wasser brachte, entkleidete er sich bis auf

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