HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
auf einem anderen Weg nach draußen zu gelangen“, sagte er, bevor er den Raum verließ.
Wolf setzte sich an die Seite seiner Frau und beugte sich über sie. Er gab ihr einen sanften Kuss auf Ohr und Schläfe und wartete darauf, dass sie aufwachte. Eine quälende Angst breitete sich in ihm aus, dass Kathryn niemals wieder aus ihrer Umnachtung auftauchen würde. Dass der Schrecken ihrer Erlebnisse in dem unterirdischen Verlies sie, wenn sie die Augen aufschlüge, erstarren lassen würde wie seine Mutter.
Doch Kathryn hatte einen starken Willen. Wolf wusste, dass sie eine Kraft und Zähigkeit ihr Eigen nannte, die seine Mutter nie besessen hatte. Hätte Margrethe etwas von Kathryns Stärke gehabt, hätte sie sich nicht aufgegeben, hätte sie ihn nicht aufgegeben. „Komm zurück zu mir, Liebste“, flüsterte er. „Du darfst mich jetzt nicht verlassen, da ich endlich weiß, dass du mein bist.“
Er umfasste ihr Gesicht. Kathryn stöhnte auf, als er einen Bluterguss auf ihrem Kinn berührte. Das war ein gutes Zeichen. Kathryn bewegte sich noch etwas mehr, wachte aber nicht auf. Wolf zog ihr das blutbefleckte Gewand vom Körper und warf es beiseite, während er die ganze Zeit still betete, dass sie zu ihm zurückkehren möge.
„Kathryn, mein Kätzchen“, drang Wolf leise auf sie ein. „Öffne deine Augen. Wach auf, bitte. Du bist mein Leben, weißt du das? Windermere und alles andere …“ Seine Stimme versagte. „Das alles ist nichts ohne dich.“
Als sie ausgekleidet war, legte er sich neben sie, zog die Decke über sie beide und schmiegte sich an ihren leblosen Körper, um sie zu wärmen.
Sie wimmerte.
„Komm, meine Liebste.“ Er küsste ihre Stirn, ihre Augen, ihre Lippen. „Komm schon …“
Sie stöhnte noch einmal und bewegte die Beine. Als sie die Augen aufschlug, sah er blankes Entsetzen in ihrem Blick; doch das legte sich rasch. An die Stelle der Angst traten ein Wiedererkennen und auch Erleichterung. Doch als die Erinnerung langsam zurückkehrte, fing sie an zu zittern, wie er es vorausgesehen hatte.
„Kathryn?“
Ein gewaltiges Schaudern ergriff sie.
„Es ist vorbei. Du bist jetzt in Sicherheit. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht …“
„Wo ist Philip?“, fragte sie „Ist er …“
„Noch nicht“, erwiderte Wolf. „Nicholas und die anderen Männer suchen noch nach ihm. Er kann nicht weit gekommen sein.“
„Und Hugh“, flüsterte sie, indem sie sich näher an ihren Mann schmiegte. „Was ist mit dem armen Hugh?“
Wolf seufzte traurig. „Er ist am Leben. Gerade eben so.“
„O Wolf …“
„Philip wird nie mehr die Gelegenheit bekommen, irgendjemanden zu verletzen, das verspreche ich dir. Wenn ich daran denke, wie nah er daran war …“
Wieder schauderte sie.
„Bist du in Ordnung, Grünschnabel? Bist du sicher, dass du …“
„Halt mich fest.“
Sie zitterte zwar immer noch, doch der Schrecken und Ekel über Philips Taten wurden gemildert von dem Gefühl, dass die starken Arme ihres Mannes sie umschlossen. „Ja, Liebste“, sagte er. „Ich halte dich fest. Die ganze Nacht und den ganzen Tag lang, falls es nötig ist.“
„Du hast mir gesagt, Philip sei gefährlich. Du hast gesagt, man könne ihm nicht trauen … Wusstest du es? War dir klar, wozu er fähig ist?“
„Ich wusste es.“
„Wirklich. Mir geht es gut, Wolf“, sagte Kathryn beharrlich, als sie sich etwas später in eine Decke einwickelte. „Geh mit Nicholas und such Philip.“
Wolf zögerte. Es gab nichts, was er lieber getan hätte, als mit seinen Männern auszuschwärmen und Philip zur Strecke zu bringen, aber er wollte Kathryn auch nicht alleine lassen.
„Du hast ein furchtbares Erlebnis hinter dir …“
Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Wolf wich von Kathryns Seite, um zu öffnen.
„… äh, Euer Gnaden“, sagte Maggie stockend, „ich habe etwas Badewasser hochgebracht. Vorhin sah ich Lady Kathryn und …“
Wolf öffnete die Tür ganz und ließ das Mädchen ein, das einen Zuber aufstellte und heißes Wasser aus einem Kübel hineingoss.
„Bitte, Wolf“,sagte Kathryn.„Geh ruhig. Mir geht es gut. Ich werde baden und hier auf dich warten.“
Wolf zog sein Wams an und steckte sein Schwert und seinen Dolch in die Scheiden, während er immer noch grübelte, ob es ratsam sei, sie allein zu lassen. Er wusste, dass alle seine Leute an der Suche beteiligt waren, bis auf diejenigen, die Nicholas damit beauftragt hatte, bei Hugh zu bleiben. Er warf Maggie
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