HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
keinen Moment von dem Söldner ab. „Ich will dich niemals wiedersehen, weder in diesem Schloss noch auf meinen Ländereien.“
Lucien verstummte und ließ sich auf seinem Stuhl nieder. Offensichtlich betrachtete er die Angelegenheit als erledigt.
Alayna stand eine Weile reglos da, bevor sie zurück zum Podest eilte, um Sicherheit an Luciens Seite zu suchen. Es wäre ihr weniger peinlich gewesen, wenn er einige Worte des Trostes für sie erübrigt hätte, aber natürlich schwieg er hartnäckig. Als sie ihren Stuhl erreicht hatte, sagte sie nur: „Ich danke Euch, Lord Lucien.“
Lucien wandte sich ihr langsam zu, und ein leicht spöttisches Lächeln umspielte seine Züge. „Es war mir eine Freude, Mylady“, antwortete er, dann vertiefte er sich wieder in eine Unterredung.
Warum behandelte er sie nur stets so verächtlich? Alayna fragte sich, warum er ihr überhaupt zu Hilfe gekommen war. Ihre Gedanken wurden jedoch von der Stimme eines Mannes unterbrochen, der kühn vor das Podest getreten war. Sie erkannte Lord Garrick, einen von Edgars Vasallen und vertrautesten Freunden. „Lord Lucien!“
De Montregnier fuhr herum und musterte ihn wachsam. „Aye“, antwortete er ruhig.
„Ich bitte Euch, Eure Aufmerksamkeit einer Begebenheit zuzuwenden, die mich schon den ganzen Tag über beschäftigt.“ Garrick versuchte kaum, den feindseligen Ausdruck in seinen Augen zu verbergen. „Ihr habt einen Verräter unter Euren Männern, und ich fordere Gerechtigkeit. Der junge Perry stand in meinen Diensten, bevor er sich Euren Truppen anschloss. Er lief davon und erhob die Waffen gegen mich, seinen Kommandanten, dem er Treue geschworen hatte, und gegen Edgar du Berg, seinen Lord. Das ist nichts anderes als Verrat, Sir, und ich verlange, dass Ihr ihn nach dem Gesetz bestraft.“
„So, das verlangt Ihr also?“, antwortete Lucien, der Garrick finster anstarrte.
„Nun, da Ihr der Lord von Gastonbury seid, ist Euch sicher bekannt, wie wichtig es ist, sich an seine Treueeide zu halten.“
„Aye, ich schätze Loyalität über allen anderen Dingen“, sagte Lucien.
„Darüber hinaus war Perry nur ein gewöhnlicher Knappe, als er den Schwanz einzog und wie ein jämmerlicher Feigling flüchtete. Dennoch sitzt er wie ein Ritter gekleidet an Eurem Tisch. Er scheint mir auch noch ein Lügner zu sein!“
„Ich selbst habe ihn zum Ritter geschlagen“, entgegnete Lucien. „Ich hielt ihn für würdig, sich seine Sporen verdient zu haben.“
Alayna bemerkte, dass trotz Luciens äußerlicher Gelassenheit ein Muskel an seiner Wange zuckte. Anscheinend war seine Wut größer, als er es sich anmerken ließ.
„Ich wünsche zu erfahren, ob Ihr meine Beschwerde gegen sein Verbrechen anerkennt.“
Lucien musterte Garrick von Kopf bis Fuß. „Und was würdet Ihr an meiner Stelle tun?“
„Er brach seinen Schwur und verdient den Tod.“
„Ihr habt kein Recht, von Treueeiden und Ehre zu sprechen!“, rief Perry und sprang auf die Füße. Alle wandten ihre Blicke dem jungen Mann zu, der bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte. „Ihr behandelt Eure Männer wie Tiere – nein, viel schlimmer! Der kleine Cedric war nicht der erste, der sterben musste. Wir erhielten von Euch keine Unterweisung im Gebrauch der Waffen. Ihr lehrtet uns nichts als Angst!“
Garrick lief rot an. „Halte deine Zunge im Zaum, Junge. Es steht dir nicht an, in einem solchen Ton mit deinen Herren zu sprechen.“
Perrys Gesicht verzog sich zu einer Maske des Zorns. „Aye, Ihr wünscht, dass ich schweige. Es gibt zu viele Geschichten über Euch, die nicht bekannt werden dürfen.“
„Genug!“, brüllte Garrick. „Ich lasse nicht zu, dass du Lügen über mein Haus verbreitest, um dich deiner gerechten Strafe zu entziehen.“
Lucien unterbrach ihn. „Dass Ihr mein Urteilsvermögen in aller Öffentlichkeit anzweifelt, zeugt entweder von Unverschämtheit oder von unglaublicher Dummheit. Seid Ihr mein Feind oder getreuer Vasall, Garrick of Thalsbury?“
„Ich schwor Euch die Treue“, gab Garrick zerknirscht zu.
„Ich würde Euch raten, Eure Worte vorsichtiger zu wählen, denn ich könnte Euch mit Leichtigkeit Euer Lehen wegnehmen.“
„Das … würdet Ihr nicht wagen!“, stammelte der Mann. „Dafür gab ich Euch keinen Grund.“
„Trotzdem gehört Euer Land zu meinem Besitz. Bin ich nicht der rechtmäßige Lord of Thalsbury?“
Lucien lächelte Garrick so böse an, dass Alayna ein Schauder über den Rücken lief. Die Neuigkeit, die er soeben
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